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Inhaltsverzeichnis

Multiples Myelom

ICD-10 C90.0
Stand Oktober 2024
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1Zusammenfassung

Das Multiple Myelom (MM) ist eine seltene, heterogene Krebserkrankung. Das klinische Spektrum reicht von asymptomatischen, inzidentell diagnostizierten Krankheitsbildern bis zu akuten Verläufen mit hämatopoetischer Insuffizienz, renaler Funktionseinschränkung und/oder ausgeprägter Osteodestruktion. Vorstufe ist die monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz. Die Diagnostik hat sich in den letzten Jahren erweitert und beinhaltet jetzt radiologische Schnittbildverfahren zur Identifikation fokaler Läsionen und Zytogenetik zur Identifikation von Hochrisiko-Patienten. Die Behandlung des Multiplen Myeloms erfolgt vor allem medikamentös. In den letzten 15 Jahren wurden zahlreiche neue Arzneimittel zugelassen, die in klinischen Studien gegenüber dem bisherigen Standard, in Kombinationen und in Sequenzen getestet werden. Diese Leitlinien enthalten Empfehlungen zur Erstlinientherapie bei jüngeren und älteren Patienten, zur Erhaltungstherapie sowie zur Behandlung von Patienten mit rezidivierter bzw. refraktärer Erkrankung. Die Prognose von Patienten mit Multiplem Myelom hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert.

Das Multiple Myelom (MM) ist eine hämatologische Neoplasie, die durch einen individuell heterogenen Verlauf gekennzeichnet ist. Das klinische Bild der Patientinnen und Patienten (Pat.) reicht von einer asymptomatischen Erkrankung bis hin zu akuten Verläufen mit hämatopoetischer Insuffizienz, renaler Funktionseinschränkung und/oder ausgeprägter Osteodestruktion. Vorstufe des MM ist die monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS).

Die Diagnostik des MM hat sich in den letzten Jahren erweitert. Sie beinhaltet nun neben dem alleinigen Nachweis der knochenmarkständigen Erkrankung auch die Erfassung radiologischer und genetischer Marker mit prognostischer Aussagekraft.

Die medikamentöse Behandlung des MM hat umfassende Veränderungen durch die Zulassung neuer, hochwirksamer Arzneimittel erfahren. Hierzu gehören insbesondere die Immuntherapeutika. In der Wahl der Therapie im Rezidiv bzw. in der Refraktärität ist weniger die Anzahl der vorherigen Therapielinien entscheidend als vielmehr die Substanzklasse der in der Vorbehandlung eingesetzten Arzneimittel, deren Wirksamkeit und Verträglichkeit.

Die Prognose von Pat. mit MM verbessert sich kontinuierlich. Die bereits heute verfügbaren, vielfältigen Therapiemöglichkeiten bieten die Perspektive auf langfristige, für einen Teil der Pat. auch dauerhafte Remission. Dadurch treten neben der Beherrschung der Krankheit die Verbesserung und der Erhalt der Lebensqualität zunehmend in den Vordergrund.

2Grundlagen

2.1Definition und Basisinformationen

Das Multiple Myelom (MM) ist eine durch monoklonale Vermehrung von Plasmazellen im Knochenmark charakterisierte, nach WHO-Kriterien den B-Zell-Lymphomen zugehörige, maligne Erkrankung mit vermehrter Produktion kompletter oder inkompletter monoklonaler Immunglobuline. Diese sind als sogenanntes „Paraprotein“ (=monoklonales Protein) bzw. M-Gradient oder in Form klonal vermehrter Leichtketten in Serum und/oder Urin nachweisbar. Symptome werden vor allem durch die Verdrängung der normalen Hämatopoese, die Zerstörung der Knochen, die hohen Immunglobulinkonzentrationen und den sekundären Immundefekt verursacht.

Das Multiple Myelom (MM) ist eine durch monoklonale Vermehrung von Plasmazellen im Knochenmark charakterisierte, nach WHO-Kriterien den B-Zell-Neoplasien zugehörige, maligne Erkrankung mit vermehrter Produktion kompletter oder inkompletter monoklonaler Immunglobuline. Diese sind als sogenanntes „Paraprotein“ (=monoklonales Protein) bzw. als M-Gradient, zusätzlich auch in Form klonal vermehrter Leichtketten in Serum und/oder Urin quantifizierbar. Ausnahme ist das seltene, asekretorische Myelom. Symptome werden vor allem durch die Verdrängung der benignen Hämatopoese, durch den osteolytischen Knochenumbau, durch Leichtketten-bedingte Nierenfunktionseinschränkung und den sekundären Immundefekt verursacht.

2.2Epidemiologie

Jährlich werden ungefähr 3.600 Neuerkrankungsfälle bei Männern und ca. 2.900 Neuerkrankungsfälle bei Frauen in Deutschland diagnostiziert. Die absolute 5-Jahres-Überlebensrate wird mit 41% (Männer) bzw. 40% (Frauen) angegeben, die relative 5-Jahres-Überlebensrate, die die Sterblichkeit in der Allgemeinbevölkerung berücksichtigt, liegt bei 48% (Männer) bzw. 45% (Frauen). Die relative 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei 31% (Männer) bzw. 30% (Frauen) Die Erkrankung trat im Jahre 2020 in Deutschland bei etwa 3.010 Frauen und 3.700 Männern neu auf. Das Erkrankungsrisiko steigt in höherem Alter deutlich an, Erkrankungen vor dem 45. Lebensjahr sind äußerst selten. Das mediane Erkrankungsalter liegt für Frauen bei 74 und für Männer bei 72 Jahren. Nach Altersstandardisierung sind die Erkrankungsraten bei beiden Geschlechtern seit etwa 2005 weitgehend konstant, die Sterberaten leicht rückläufig, siehe Abbildung 1. In 2021 starben in Deutschland 1.836 Frauen und 2.208 Männer an einem Myelom. Die altersstandardisierte Sterberate in Deutschland entspricht laut European Cancer Information System für beide Geschlechter annähernd dem Wert für die gesamte EU [12].

Die altersstandardisierten Erkrankungsraten sind, ebenso wie Sterberaten, seit Jahren weitgehend konstant, siehe Im Jahr 2022 erkrankten in Österreich 556 Personen an einem Myelom, 375 verstarben daran Abbildung 1. Diese epidemiologischen Daten aus Deutschland stimmen mit jenen aus Österreich [3] und der Schweiz . In der Schweiz wurden in 2016-2020 im Mittel jährlich 729 Neuerkrankungen und 361 Sterbefälle registriert [4] weitgehend überein.

Abbildung 1: Neuerkrankungs- und Sterberaten (altersstandardisiert, Europastandard) des Multiplen Myeloms in Deutschland im zeitlichen VerlaufNeuerkrankung- und Sterberaten des Multiplen Myeloms (ICD 10: C90) in Deutschland, altersstandardisiert 
Neuerkrankungs- und Sterberaten (altersstandardisiert, Europastandard) des Multiplen Myeloms in Deutschland im zeitlichen VerlaufNeuerkrankung- und Sterberaten des Multiplen Myeloms (ICD 10: C90) in Deutschland, altersstandardisiert
Inzidenz und Mortalität des Plasmozytoms und bösartiger Plasmazellen-Neubildungen  Neuerkrankungs- und Sterberate je 100.000 Personen, altersstandardisiert nach altem Europastandard
– Altersstandardisierte RatenQuelle: Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut [1]
Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Sonderauswertung

Die Zahl der Neuerkrankungen und Todesfälle ist in den letzten 10 Jahren etwas angestiegen (Erkrankungsfälle: Männer: +2,8%/Jahr, Frauen: +0,8%/Jahr; Todesfälle: Männer: +1,9%/Jahr, Frauen: 0,7%/Jahr im Durchschnitt). Diese Zunahme beruht auf der Veränderung des Bevölkerungsaufbaus mit einer Zunahme von Personen im höheren Alter, siehe Die relativen Überlebensraten liegen in Deutschland für die ersten fünf Jahre nach Diagnose bei 57% und nach 10 Jahren bei 38% (Periode 2019/20) und damit um 8 bzw. 6 Prozentpunkte höher als 10 Jahre zuvor (2009/10). Abbildung 2. zeigt in den ersten 10 Jahren eine deutlich bessere Prognose bei Betroffenen mit niedrigerem Ersterkrankungsalter. Das fehlende Abflachen der (meisten) Kurven zeigt jedoch, dass auch für Langzeitüberlebende noch ein deutlich höheres Sterberisiko als in der gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung besteht.

Abbildung 2: Neuerkrankungs- und Sterbefälle des Multiplen Myeloms in Deutschland im zeitlichen VerlaufRelative Überlebensraten beim Multiplen Myelom (ICD 10: C90) 
Neuerkrankungs- und Sterbefälle des Multiplen Myeloms in Deutschland im zeitlichen VerlaufRelative Überlebensraten beim Multiplen Myelom (ICD 10: C90)
Inzidenz und Mortalität des Plasmozytoms und bösartiger Plasmazellen-Neubildungen – Fallzahlen Quelle: Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut [1]Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Sonderauswertung

Das mediane Erkrankungsalter beträgt bei Diagnose bei Männern 72 Jahre, bei Frauen 74 Jahre und liegt damit 2 Jahre (Männer) bzw. 5 Jahre (Frauen) über dem medianen Erkrankungsalter für Krebs insgesamt. Das mediane Sterbealter liegt bei 76 Jahren (Männer) bzw. 78 Jahren (Frauen). Die meisten Erkrankungsfälle treten bei beiden Geschlechtern in der Altersgruppe 70 bis 79 Jahre auf (Balken in Abbildung 3). Bezogen auf die zugrundeliegende Bevölkerung liegen die höchsten Erkrankungsraten (Linie in Abbildung 3) bei Männern in der Altersgruppe über 85 Jahre, bei Frauen in der Altersgruppe 80 bis 84 Jahre, siehe Abbildung 3. In allen Altersgruppen liegt die Erkrankungsrate von Männern über der von Frauen.

Das mittlere Erkrankungsalter liegt derzeit bei 72 Jahren für Männer und bei 74 Jahren für Frauen. Die meisten Erkrankungsfälle treten bei beiden Geschlechtern in der Altersgruppe 80 bis 84 Jahre auf. Dies ist die Altersgruppe mit dem höchsten Anteil an Neuerkrankten. Erkrankungen vor dem 50. Lebensjahr sind selten. Die Erkrankungsraten der Männer liegen in allen Altersgruppen etwa 50% über denen der Frauen. Die Inzidenz des MM ist bei Personen afrikanischer Herkunft ca. 2-3x höher als bei Kaukasiern und niedriger bei asiatischer Herkunft.

Abbildung 3: Altersspezifische Erkrankungszahlen (Balken, linke Y-Achse) und altersspezifische Erkrankungsraten (Linien, rechte Y-Achse) des Multiplen Myeloms in Deutschland 
Altersspezifische Erkrankungszahlen (Balken, linke Y-Achse) und altersspezifische Erkrankungsraten (Linien, rechte Y-Achse) des Multiplen Myeloms in Deutschland
Altersverteilung der Inzidenz des Plasmozytoms und bösartiger Plasmazellen-Neubildungen – altersspezifische Fallzahlen und Raten
Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Sonderauswertung

Legt man die aktuelle Erkrankungshäufigkeit und die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes zugrunde, dann kann in den nächsten 25 Jahren, allein aufgrund der Verschiebung der Altersstrukturen in der Bevölkerung, mit einem Anwachsen der Fallzahlen um rund 30% auf etwa 8.500 Neuerkrankungsfälle (2040) gerechnet werden.

2.3Pathogenese

Obwohl formal eine einzige Erkrankung, ist das Multiple Myelom genetisch und klinisch sehr heterogen. Die Ursachen des Multiplen Myeloms sind unklar. Klinische Vorstufen des Multiplen Myeloms sind die Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) und das schwelende (smouldering) Myelom. Zytogenetisch werden bei etwa 40% der Patienten Trisomien gefunden. Am häufigsten sind die Chromosomen 3, 7, 9, 11, 15 oder 17 betroffen. Bei den meisten nicht-hyperdiploiden Myelomen werden Translokationen mit Beteiligung des Immunglobulin-Schwerkettengen-Lokus (IgH) auf Chromosom 14q32 nachgewiesen. Häufig sind die reziproken Translokationen t(11;14), t(4;14), t(14;16), t(6;14) und t(14;20). Trisomien und IgH Translokationen gehören zu den primären genetischen Aberrationen beim Multiplen Myelom und können auch bei Patienten mit MGUS nachgewiesen werden . Sekundäre genetische Aberrationen umfassen del(1p), del(13), del(17p), RAS Mutationen, Translokation unter Beteiligung von MYC, u. a. . Primäre und sekundäre genetische Aberrationen beeinflussen das klinische Bild, den Krankheitsverlauf, das Ansprechen auf die Therapie und die Prognose .

Auslöser des MM sind ungeklärt und möglicherweise multifaktoriell. Klinische Vorstufe jedes MM ist die Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS). Diese tritt mit zunehmendem Lebensalter in der Bevölkerung auf und wird zumeist als Zufallsbefund diagnostiziert, siehe Onkopedia – Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz. Die nicht behandlungsbedürftige Vorstufe des MM wird als schwelendes (smouldering) MM bezeichnet.

Eine wichtige Rolle in Entstehung und Ausdehnung des Multiplen Myeloms spielen auch das Microenvironment des Knochenmarks durch Interaktion über Zytokine und direkten Zellkontakt, sowie das Immunsystem.

Die dem MM zu Grunde liegende genetische Architektur ist komplex [5] und unterliegt einer hohen intraindividuellen Heterogenität [6]. Anhand primärer, sogenannter ‚initiierender‘, genetischer Ereignisse lassen sich Subgruppen definieren [7] So findet sich bei ca. der Hälfte der Pat. ein sogenannter hyperdiploider Chromosomensatz, also Trisomien der ungeraden Chromosomen 3, 5, 7, 9, 11, 15, 19 und 21. Beim nicht-hyperdiploiden MM finden sich gehäuft Translokationen mit Beteiligung des Immunglobulin-Schwerkettengen-Lokus (IgH) auf Chromosom 14q32 mit sog. ‚illegimate class-switch events‘. Diese treten am häufigsten als Translokationen t(11;14) und t(4;14), deutlich seltener als t(14;16) und t(14;20) auf. Der genetische Subtyp beeinflusst maßgeblich die Prognose des MM und wird im Zusammenhang mit serologischen Parametern bisher vor allem zur Therapiestratifikation im Rahmen klinischer Studien verwendet.

2.4Risikofaktoren

In der schwarzen Bevölkerung der USA findet sich im Vergleich zur kaukasischen Bevölkerung eine etwa doppelt so hohe Inzidenz, die niedrigsten Inzidenzraten werden aus China berichtet. Eine familiäre Häufung ist selten, für Verwandte ersten Grades konnte jedoch ein erhöhtes Erkrankungsrisiko nachgewiesen werden. Die Ätiologie der Erkrankung ist ungeklärt. Genomweite Assoziationsstudien haben Kandidaten für eine genetische Prädisposition identifiziert Die Erkrankungsinzidenz ist in der schwarzen Bevölkerung der USA im Vergleich zur kaukasischen und asiatischen erhöht. Dies spricht für eine genetische Prädisposition, die familiäre Häufung ist aber selten . Exposition gegenüber ionisierender Strahlung, Pestiziden und Produkten der Petrochemie / Gummiverarbeitung, sowie Adipositas und chronische Infektionen werden, neben anderen, als mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung eines Multiplen Myeloms diskutiert . Der Erkrankung regelhaft voraus geht eine monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) , siehe auch Onkopedia Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz. Die MGUS Prävalenz liegt in Deutschland in der Altersgruppe zwischen dem 45. und 75. Lebensjahr bei 3,5% [8]. Bei einer MGUS besteht das Risiko einer Progredienz in ein behandlungsbedürftiges Multiples Myelom oder eine andere lymphoproliferative Erkrankung in Höhe von etwa 1%/Jahr . Die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung, Pestiziden und Produkten der Petrochemie / Gummiverarbeitung, sowie Adipositas und chronische Infektionen wurden, neben anderen, als mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung eines MM diskutiert [9]. Für ältere Patienten mit MGUS ergaben sich in Kohortenstudien Hinweise auf eine kürzere Lebenserwartung und in Einzelfällen als Berufserkrankung anerkannt. Die Ätiologie bleibt bei den meisten Pat. ungeklärt..

3Vorbeugung und Früherkennung

3.1Vorbeugung

Es gibt keine Evidenz für wirksame Maßnahmen zur VorbeugungWirksame Maßnahmen zur Vorbeugung sind nicht bekannt.

3.2Früherkennung

Eine Früherkennung auf der Basis der Identifizierung einer monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz ist nicht etabliert, siehe auch Eine Früherkennung auf der Basis eines Screenings der Normalbevölkerung auf das Vorliegen einer monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz ist nicht etabliert und wird nicht empfohlen, siehe auch Onkopedia – Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz. Sie wäre erst dann sinnvoll, wenn die frühe Diagnose und Therapie eines MGUS oder eines Multiplen Myeloms zur signifikanten Verbesserung der Prognose führen würde. Dies ist aktuell nicht belegt. .

4Klinisches Bild

4.1Symptome

Die Symptome des Multiplen Myeloms sind vielgestaltig und oftmals unspezifisch. Nicht selten bestehen Beschwerden über mehrere Monate, bevor die Diagnose eines Multiplen Myeloms gestellt wird. Heute sind bis zu 25% der Patienten bei Diagnosestellung beschwerdefrei Die Symptome des MM sind vielgestaltig und oftmals unspezifisch. Bis zu 25% der Pat. sind bei Diagnosestellung beschwerdefrei [10]. Häufige Krankheitszeichen bei Diagnose der Erkrankung sind:

Häufige Symptome bei Diagnose der Erkrankung sind [19]:

  • Knochenschmerzen (ca. 60%), zumeist im Bereich des Stammskeletts, verursacht durch lokalisierte oder generalisierte Knochendestruktion, einschließlich pathologischer Frakturen

  • Fatigue (ca. 40%), oftmals durch Anämie mitbedingt

  • Hyperkalzämie; früher in 10-20% der Fälle beobachtet; heute aufgrund der verbesserten Diagnostik nur selten die führende, diagnostisch relevante Symptomatik

    Hyperkalzämie-assoziierte Symptome

  • Infektneigung (ca.10-20%), mitbedingtauch durch einen begleitenden sekundären Antikörpermangel

  • Gewichtsverlust (ca. 25%)

    schäumender Urin und Nierenfunktionsverschlechterung als Zeichen einer Bence-Jones-Proteinurie oder Albuminurie.

  • schäumender Urin und Nierenfunktionsverschlechterung als Zeichen einer Bence-Jones- Proteinurie oder Albuminurie. Die vermehrt gebildeten Immunglobulin-Leichtketten werden glomerulär filtriert. Wird die Resorptionskapazität der proximalen Tubuli überschritten, kommt es zur Ausscheidung über den Urin und / oder zur Ausfällung durch Bindung an das Tamm-Horsfall-Protein im distalen Tubulus (Cast-Nephropathie) [20].

Weiterhin können Seh- und Gedächtnisstörungen, Schwindel, Angina pectoris, Angina abdominalis oder Blutungsneigung im Rahmen eines Hyperviskositätssyndroms auftreten, das beim Multiplen Myelom im Unterschied zur Makroglobulinämie Waldenström heute selten vorkommt. Weiterhin kann eine Myelom-assoziierte AL-Amyloidose, bedingt durch die Ablagerungen fehlgefalteter Proteine, zusätzlich zu vielgestaltigen Funktionseinschränkungen führen, siehe Symptome der Hyperviskosität wie Seh- und Gedächtnisstörungen, Schwindel, Angina pectoris, Angina abdominalis oder Blutungsneigung treten beim MM im Unterschied zur Makroglobulinämie Waldenström nur selten auf. Eine MM-assoziierte AL-Amyloidose, bedingt durch die Ablagerungen fehlgefalteter Proteine, kann zusätzlich zu vielgestaltigen Organfunktionseinschränkungen führen, siehe Onkopedia - Amyloidose. Amyloidotische Ablagerungen können prinzipiell nahezu alle Organe betreffen, am häufigsten sind dies die Niere (Albuminurie, Insuffizienz), gefolgt vom Herzen (diastolische Relaxationsstörung, Herzseptum- und Herzwandverdickung, Proarrhythmie), dem Gastrointestinaltrakt (Diarrhoe, Gewichtsverlust), der Leber (Organomegalie, Insuffizienz) und dem autonomen und peripheren Nervensystem (orthostatische Dysregulation, periphere Neuropathie). .

5Diagnose

Beispiele der mikroskopischen Diagnostik finden Sie unter eLearning Curriculum Hämatologie (eLCH), Die Diagnose des MM erfolgt durch Untersuchungen des Blutes, des Knochenmarks, ggf. extramedullärer Herde und mittels Bildgebung. Beispiele der mikroskopischen Diagnostik finden Sie unter eLearning Curriculum Hämatologie (eLCH), https://ehaematology.com/.

5.1Diagnose-KriterienKriterien

Die Diagnose erfolgt nach den Kriterien der International Myeloma Working Group [11], siehe Abbildung 43.

Abbildung 4: Diagnostische Kriterien für Multiples Myelom und verwandte Erkrankungen 

1MGUS – Monoklonale Gammopathie Unklarer Signifikanz;
2 Endorganschäden - CRAB Kriterien: Hyperkalzämie (hyperCalcemia) und/oder Niereninsuffizienz (Renal insufficiency) und/oder Anämie (normochrom, normozytär) (Anemia) und/oder osteolytische oder diffuse Knochendestruktion (Bone lesions);
3 nur beim Leichtkettentyp;
4 der Nachweis von ≥5% zirkulierenden Plasmazellen hat denselben, prognostisch ungünstigen Effekt [12];

Der Isotyp des gebildeten monoklonalen Immunglobulins und der dazugehörigen Immunglobulin-Leichtkette wird zur Einteilung des Multiplen MyelomsMM nach Paraproteintyp herangezogengenutzt. IgG- und IgA- Myelome haben hierbei die höchste Inzidenz und machen etwa 80% der Erkrankungen aus. Als Leichtkettenmyelome, bei denen lediglich inkomplette Immunglobuline (Leichtketten) gebildet werden, werden etwa 20% der Myelomerkrankungen klassifiziert [10]. Selten sind IgD-, IgE- oder IgM-Myelom sowie PatientenPat. mit asekretorischen Myelomzellen.

Eine Sonderform des Multiplen Myeloms ist das solitäre Plasmozytom Myelomzellen finden sich im Knochenmark herdförmig angeordnet, alle Knochen können betroffen sein. Beim solitären Plasmozytom des Knochens besteht ein isolierter Plasmazelltumor ohne systemische Beteiligung, also ohne Myelomnachweis im Knochenmark, siehe Kapitel . Hier besteht ein isolierter Plasmazelltumor ohne systemische Beteiligung, also ohne Nachweis eines monoklonalen Plasmazellklons im Knochenmark. Werden monoklonale Plasmazellherde außerhalb des Knochenmarks nachgewiesen, so spricht man von extramedullärer Erkrankung . Terminologisch werden hierbei Weichteilmanifestationen mit direkter Verbindung zu ossären Manifestationen von einer Knochen-unabhängigen, durch hämatogene Streuung entstandenen Erkrankung unterschieden . Sind diese asymptomatisch, werden sie häufig nicht diagnostiziert, insbesondere dann, wenn keine Schnittbilddiagnostik durchgeführt wird. Prinzipiell kann sich ein Multiples Myelom in allen Organen manifestieren, in sehr seltenen Fällen auch im zentralen Nervensystem 6.3.2. Ein Auftreten extramedullärer Manifestationen ist mit einer ungünstigen Prognose assoziiert [1314], mit Ausnahme meist solitär im oberen Respirationstrakt angesiedelter extramedullärer Plasmozytome, die durch Lokaltherapie zum Teil heilbar sind . Die Behandlungsstrategie des solitären Plasmozytoms unterscheidet sich von der bei generalisierter Erkrankung. Treten mehrere lokal begrenzte Plasmazellherde, sogenannte fokale Läsionen, ohne generalisierte Knochenmarkbeteiligung auf, so spricht man von makrofokaler Erkrankung [15].. Diese wird analog den Empfehlungen der generalisierten Myelomerkrankung behandelt.

Abzugrenzen vom Multiplen Myelom ist das POEMS-Syndrom, siehe Kapitel 6. 3. 3

Die WHO Klassifikation unterscheidet die ossäre und die extramedulläre Erkrankung (EMD) [16]. Bei der EMD werden monoklonale Plasmazellherde außerhalb des Knochenmarks nachgewiesen. Besteht eine Verbindung zur knochenmarkständigen Erkrankung, so bezeichnet man den extramedullären Anteil als paramedullär. Klinische Charakteristika, sowie Ansprechen auf Therapie können sich zwischen extramedullärer und paramedullärer Erkrankung unterscheiden. Prinzipiell kann sich ein MM in allen Organen manifestieren, auch mit Ausschwemmung von Plasmazellen in das periphere Blut und in seltenen Fällen auch im zentralen Nervensystem [17].

5.2Diagnostik

5.2.1Erstdiagnose

Besteht bei einem Patienten der Verdacht auf das Vorliegen eines Multiplen Myeloms, sind folgende Untersuchungen indiziert, siehe Besteht der Verdacht auf das Vorliegen eines MM, werden folgende Untersuchungen empfohlen, siehe Tabelle 1.

Tabelle 1: Diagnostik bei Verdacht auf Multiples Myelom 

Untersuchung

Anmerkungen

Anamnese und körperliche Untersuchung

Insbesondere Knochenschmerzen, Fatigue, Infektneigung, Gewichtsverlust, schäumender Urin, Polyneuropathie, venöse Thrombembolien, Blutungs- und Anämiezeichen

Knochenschmerzen, Fatigue, Infektneigung, Gewichtsverlust, schäumender Urin, Polyneuropathie, venöse Thrombembolien, Blutungs- und Anämiezeichen, ECOG Score und Karnofsky Index und ggf. Frailty Assessment, Eignung zur Hochdosistherapie und zur autologen Stammzelltransplantation (ASZT)

Blutbild

Leukozyten mit Differenzialblutbild

Leukozyten mit Differenzialblutbild, Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, MCV, MCH und Thrombozyten

Labor

  • Elektrolyte (Natrium, Kalium, korrigiertes Kalzium)

  • Nierenretentionsparameter (Kreatinin incl. berechneter GFR, Harnstoff)

  • Gesamteiweiß und Albumin im Serum

  • Serumprotein-Elektrophorese (SPE) mit Bestimmung des M-Gradienten

  • Immunfixations-Elektrophorese im Serum und Urin

  • Elektrolyte (NatriumImmunglobuline (IgG, KaliumIgA, korrigiertes Kalzium) IgM) im Serum, quantitativ

  • Nierenretentionsparameter (Kreatinin incl. berechneter GFR, Harnstoff)

    freie Kappa- und Lambda-Leichtketten im Serum quantitativ inkl. Berechnung des Quotienten

  • Gesamteiweiß und Albumin im Serum

    24 h-Sammelurin zur Quantifizierung der Eiweißausscheidung, inkl. Albumin und Urin-Elektrophorese mit Bestimmung des M-Gradienten/Bence-Jones-Proteins

  • Serumprotein-Elektrophorese (SPE) mit Bestimmung des M-Gradienten

    LDH, GPT, NT pro-BNP und Troponin bei V.a. kardiale Amyloidose

  • Immunfixations-Elektrophoresebeta2-Mikroglobulin im Serum und Urin

  • Immunglobuline (IgG, IgA, IgM) im Serum, quantitativ

    zirkulierende Plasmazellen im peripheren Blut (Durchflusszytometrie)

  • freie Kappa- und Lambda-Leichtketten im Serum quantitativ incl. Berechnung des Quotienten

  • 24 h-Sammelurin zur Quantifizierung der Eiweißausscheidung

  • LDH, GPT

  • beta2-Mikroglobulin im Serum

bildgebendeBildgebende Diagnostik

  • Low-Dose-Ganzkörper-Computertomographie ohne Kontrastmittel zur Diagnostik von Osteolysen, Osteopenie und zur Stabilitätsbeurteilung. Die Computertomographie ist der Projektionsradiographie („Pariser Schema“) in der Sensitivität und der Spezifität bei der Detektion von Osteolysen überlegen obligat: Low-Dose-Ganzkörper-Computertomographie (CT):
    ohne Kontrastmittel zur Diagnostik von Osteolysen, Osteopenie und zur Stabilitätsbeurteilung. Die früher eingesetzte Projektionsradiographie („Pariser Schema“) wird aufgrund geringerer Sensitivität und Spezifität nicht mehr empfohlen [181920]

  • ergänzend: Magnetresonanztomographie (MRT) bei klinischem V. a. extramedullläre Manifestationen und bei erforderlicher Abgrenzung zum schwelenden Myelom (smouldering myeloma). Die Magnetresonanztomographie dient zur Diagnostik diffuser Knochenmarkinfiltration, fokaler Knochenmarkinfiltration und extramedullärer Manifestationen [21]. Die aktualisierten IMWG Diagnosekriterien berücksichtigen fokale MRT Läsionen im Rahmen der erweiterten CRAB Kriterien und dienen zur Abgrenzung des schwelenden Myeloms (smouldering myeloma).

  • ergänzend: Positronenemissionstomographie (PET) bei klinischem V. a. solitäres Plasmozytom oder auf extramedulläre Manifestationen, wenn ein Ganzkörper-MRT nicht durchgeführt werden kann. Eingesetzt wird vor allem die 18F-FDG-PET. In den aktualisierten IMWG Diagnosekriterien werden PET-CT Läsionen im Rahmen der erweiterten CRAB Kriterien bereits berücksichtigt [11].

und ggf.

  • Magnetresonanztomographie zur Diagnostik diffuser Knochenmarkinfiltration, fokaler Knochenherde und extramedullärer Manifestationen [31]. Die aktualisierten IMWG Diagnosekriterien berücksichtigen fokale MRT Läsionen im Rahmen der erweiterten CRAB Kriterien und dienen zur Abgrenzung des schwelenden Myeloms (smouldering myeloma). Ein Ganzkörper MRT weist im Vergleich zum low dose CT eine höhere Sensitivität zum Nachweis von Myelom-bedingten Skelettläsionen auf, ist aber aufgrund der langen Untersuchungszeit weniger praktikabel.

KnochenmarkpunktionKnochenmark-punktion

Aspirat

  • Zytologie, Bestimmung des Plasmazellanteils im KM

  • Zytogenetik mittels Fluoreszenz in-situ Hybridisierung (FISH), mindestens del(17p), t(4;14), t(14;16); fakultativ (14;20) und ampl 1q21

    Zytogenetik mittels Fluoreszenz in-situ Hybridisierung (FISH):

    • IGH Translokationen: t(4;14), t(11;14), t(14;16) und (14;20)

    • Hyperdiploider Chromosomensatz

    • Sekundäre Events: del(17p), del(13q) und del(1p), sowie Zugewinn (1q)

  • Molekulargenetik:

    • TP53 Mutationen

    • optional: BRAF-, NRAS-, KRAS-Mutationen

Biopsie

  • Histologie, immunhistochemischer Nachweis und Quantifizierung der klonalen Plasmazellen

Echokardio-graphie

bei V.a. kardiale Amyloidose, siehe Onkopedia – Amyloidose, und vor intensiver Therapie

Die Fluordesoxyglukose-Positronen-Emissions-Tomographie (FDG-PET) ist eine sensitive Methode zur Darstellung extramedullärer MM-Manifestationen und für Information über das therapeutische Ansprechen . Die aktualisierten IMWG Diagnosekriterien berücksichtigen PET-CT Läsionen im Rahmen der erweiterten CRAB Kriterien . Wir betrachten die FDG-PET zurzeit nicht als Standarduntersuchung.

 

Bei Nachweis eines Multiplen Myeloms und vor Einleitung einer Therapie sind weiterführende Untersuchungen erforderlich, siehe Die Stadieneinteilung ist in Kapitel Tabelle 25. 4. 1 zusammengefasst.

Tabelle 2: Zusätzliche Diagnostik vor Einleitung einer Therapie 

Untersuchung

Anmerkungen

bildgebende Diagnostik

Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) gezielter Regionen, ggf. mit Kontrastmittel), insbesondere bei

  • neurologischer Symptomatik mit Verdacht auf Myelonkompression

  • Verdacht auf extramedulläre Manifestationen

Echokardiographie

  • bei V.a. kardiale Amyloidose

Die Stadieneinteilung ist in Kapitel 5. 3. 2 zusammengefasst.

5.2.2Verlauf - Remissionskriterien

2006 wurden durch die International Myeloma Working Group (IMWG) international akzeptierte Kriterien vereinbart, um die Vergleichbarkeit von Studienergebnissen zu ermöglichen 2006 wurden durch die International Myeloma Working Group (IMWG) international akzeptierte Kriterien zur Vergleichbarkeit von Studienergebnissen etabliert und 2016 aktualisiert [2223]. Diese wurden 2016 aktualisiert , siehe Tabelle 2

Tabelle 3: Responsekriterien der International Myeloma Working Group (IMWG) [2223]  

Kriterien

 

 

Status

M Protein Elektrophorese

M Protein Immunfixation

Freie Leichtketten (FLC-Quotient1)

Weichteil-Manifestation

Weichteil- Manifestation

Plasmazellen im Knochenmark

sCR2

(alle Kriterien sind erfüllt)

nicht nachweisbar

nicht nachweisbar in Serum und Urin

normalisiert

Normalisiert

nicht nachweisbar

≤ 5 ≤5 %;

keine klonalen Plasmazellen nachweisbar (Immunhistochemie)

keine klonalen Plas mazellen nachweis bar: normaler Leichtkettenquotient in Immunhistochemie oder Durchfluss-zytometrie

CR3

(alle Kriterien sind erfüllt)

nicht nachweisbar

nicht nachweisbar in Serum und Urin

nicht nachweisbar

≤ 5≤5 %

VGPR4

(alle Kriterien sind erfüllt)

≥ 90% ReduktionReduk tion im Serum und

< 100 mg/24h im Urin oderund

kein M Protein in Serum und< 100 mg/24h im Urin nachweisbar

oder

kein M Protein in Serum und Urin nachweisbar

nachweisbar

PR5

≥ 50% Reduktion im Serum und

≥ 90% Reduktion im Urin oder < 200 mg/24h im Urin

und

≥90% Reduktion im Urin oder <200mg / 24h im Urin

> 50 % Reduktion der Differenz, falls M-Protein nicht bestimmbar

> 50 % Reduktion (obligates Kriterium)

(obligates Kriterium)

> 50 % Reduktion der Infiltration, falls Anteil vor Therapie > 30% und falls M-Protein und FLC Quotient nicht bestimmbar

> 50 % Reduktion der Infiltration, falls Anteil vor Therapie >30% undfalls M-Protein und FLC-Quotient nicht bestimmbar

SD6

weder Kriterien von sCR, CR, VGPR, PR noch PD erfüllt

PD7

(mindestens ein Kriterium ist erfüllt, oder neue Symptome8)

≥ 25% Anstieg im Serum und absolut ≥ 0,5 g/dlg/ dl und/oder

≥ 25% Anstieg im Urin oder absolut ≥ 200 mg/24h

≥ 25% Anstieg

im Urin und

≥ 25% Anstieg der Differenz der freien Leichtketten (dFLC) im Serum, absolut um mindestens 100mg

Neuauftreten oder Progress

> 25>25 % Anstieg in Bezug auf den niedrigstennied rigsten erreichten Infiltrationsgrad und absolut ≥ 10%

absolut ≥ 200

mg/24h

Refraktärität (Ergänzung)

FortschreitenPD der Erkrankung unter Therapie oder innerhalb von 60 Tagen nach Therapieende


1 FLC (Free Light Chain) – Quotient: Quotient aus beteiligter und nicht-beteiligter Leichtkette;
2 sCR (stringent Complete Remission) – stringente komplette Remission;
2 3 CR (Complete Remission) – komplette Remission;
4 VGPR (Very Good Partial Remission) – sehr gute partielle Remission;
5 PR (Partial Remission) – partielle Remission;
6 SD (Stable Disease) – stabile Erkrankung;
7 PD (Progressive Disease) – progrediente Erkrankung;
8 weitere Kriterien sind: Neuauftreten oder Progress ossärer Manifestationen, MM-bedingte Hyperkalzämie;

Zu den Response-Kriterien wurden auch praktische Hinweise zu ihrer Handhabung publiziert [23].

Weitere Definitionen betreffen:

Das refraktäre Myelom ist definiert durch:

Minor response (MR) bei rezidivierten, refraktären Myelomerkrankungen (zur Einschätzung der „clinical benefit rate (CBR = MR + ≥PR)“

  • Reduktion des Serum M-Gradienten > 25%, aber < 49% und

  • Reduktion des Urin M-Gradienten um 50-89% (>200mg/24h)

  • Größenreduktion von Weichteilmanifestationen um 25-49%

  • keine Zunahme in Anzahl und Größen von Osteolysen.

Refraktäres Myelom:

  • Fortschreiten der Erkrankung unter Therapie oder

  • innerhalb von 60 Tagen nach Therapieende.

5.3Klassifikation

Die Kriterien der nacheinander folgenden Stadien MGUS, SMM und symptomatisches MM sind in Abbildung 3 zusammengefasst. Die Stadieneinteilung nach Salmon und Durie wird nicht mehr angewendet. Stattdessen erfolgt die Stadieneinteilung nach dem revidierten Internationalen Staging System (ISS, R-ISS und R2-ISS) [24].

Im Jahr 2022 wurden parallel zwei Klassifikationssysteme für das MM publiziert: die aktualisierte WHO-Klassifikation, siehe Tabelle 3 [16], und die neuerstellte Internationale Konsensus-Klassifikation (ICC), siehe Tabelle 4 [25]. Die WHO-Klassifikation entspricht weitgehend der vorherigen Version und nimmt auch die paraneoplastischen Syndrome mit auf. Die ICC-Klassifikation nimmt rekurrente genetische Veränderungen auf, die allerdings derzeit nicht Therapie-steuernd sind. Sinnvoll ist die Ergänzung der Kategorien für solitäre Myelome.

Tabelle 4: WHO-Klassifikation der Plasmazell-Neoplasien 2022 [16] 

WHO Klassifikation

Plasmozytom

Plasmazell-Myelom

Plasmazell-Neoplasien mit assoziierten, paraneoplastischen Syndromen

  • POEMS – Syndrom

  • TEMPI – Syndrom

  • ASEOP – Syndrom

Tabelle 5: ICC-Klassifikation der Plasmazell-Neoplasien 2022 [25] 

ICC Klassifikation

Non-IgM MGUS

Multiples Myelom

  • nicht weiter spezifiziert

  • mit rekurrenten genetischen Aberrationen

  • mit CCND Translokationen

  • mit MAF Translokationen

  • mit NSD2 Translokationen

  • mit Hyperdiploidie

Plasmozytom

  • solitär, ossär

Plasmozytom

  • solitär, extraossär

5.3.1[Kapitel nicht relevant]

5.3.2Stadieneinteilung

Klassifikationen zur besseren Abschätzung der Prognose und vor allem zur Identifikation prädiktiver Therapie-Marker sind Gegenstand aktueller Forschung. Die früher auch in Standard-setzenden klinischen Studien verwendete Stadieneinteilung des Multiplen Myeloms nach Salmon und Durie wird heute nicht mehr verwendet [37]. Die International Myeloma Working Group publizierte 2005 das International Staging System (ISS) [38], welches Patienten mit Multiplem Myelom durch Bestimmung des Serumalbumins und des beta 2-Mikroglobulins im Serum in 3 prognostische Subgruppen einteilt. Im Jahr 2016 wurde die ISS-Klassifikation um die LDH und zytogenetische Aberration erweitert [39], siehe Tabelle 4.

Tabelle 6: International Staging System (ISS) und Revised ISS [39] 

Revised ISS

Stadium I

beta 2-Mikroglobulin ≤3,5 mg/l und

Albumin ≥3,5 g/dl und

Zytogenetik Standardrisiko und

LDH ≤ oberer Normwert

Stadium II

weder Stadium I noch Stadium III

Stadium III

beta 2-Mikroglobulin ≥5,5 mg/l und

Zytogenetik Hochrisiko oder

LDH > oberer Normwert

5.4Prognostische Faktoren

5.4.1(revidiertes) Internationales Staging System (ISS)(ISS/R-ISS)

Prognostische Daten auf der Grundlage des Internationalen Staging System (ISS) sind in Tabelle 5 zusammengefasst. Die zweite Auswertung von 2015 umfasst auch Patienten, die mit den gezielten, in den letzten 15 Jahren neu zugelassenen Arzneimitteln behandelt wurden.

Die International Myeloma Working Group publizierte 2005 das International Staging System (ISS) [26], welches Pat. mit MM durch Bestimmung des Serumalbumins und des Beta 2-Mikroglobulins im Serum in drei prognostische Subgruppen einteilt.

Im Jahr 2016 wurde die revidierte R-ISS-Klassifikation um die LDH und zytogenetische Aberration erweitert [27], siehe Tabelle 5. Als Hochrisikogenetik werden das Vorliegen einer t(4;14), einer t(14;16) oder einer del(17p) gewertet.

Tabelle 7: Prognose nach dem International Staging System (ISS) und Revised ISS [2627] 

ISS, 2005

R-ISS, IMWG 2015

Überlebenszeit (Median, Monate)

Überlebensrate (5 Jahre, %)

progressionsfreie Überlebensrate (5 Jahre, %)

Stadium I

Stadium

62

ISS – Kriterien

82

55

Stadium II

Stadium I

44

beta 2-Mikroglobulin <3,5 mg/l und

Serum-Albumin ≥3,5 g/dl

62

36

Stadium III

Stadium II

29

weder Stadium I noch Stadium III

40

24

Stadium III

beta 2-Mikroglobulin ≥5,5 mg/l

 

 

Revised ISS – Kriterien

Stadium I

beta 2-Mikroglobulin <3,5 mg/l und

Albumin ≥3,5 g/dl und

Zytogenetik Standardrisiko und

LDH ≤ oberer Normwert

Stadium II

weder Stadium I noch Stadium III

Stadium III

beta 2-Mikroglobulin ≥5,5 mg/l

und

Zytogenetik Hochrisiko oder LDH > oberer Normwert

5.4.2Minimal Residual Disease (MRD) Genetische Marker mit prognostischer Aussagekraft

Auch nach Erreichen einer kompletten Remission nach aktuellen IMWG Kriterien ist bei der großen Mehrheit der Patienten mit molekulargenetischen Methoden, Durchflusszytometrie, MRT oder PET eine minimale Resterkrankung nachzuweisen . Molekularbiologische und durchflusszytometrische Laboranalysen wurden inzwischen standardisiert [Davies]. In einer aktuellen Metaanalyse korreliert MRD-Negativität mit einer längeren progressionsfreien und Gesamtüberlebenszeit . Ergebnisse der MRD-Analysen sind prognostisch relevant, aber bisher nicht prädiktiv für die weitere Therapie. Die MRD Bestimmung ist zurzeit kein Standard in den Verlaufsuntersuchungen.

Die Prognosestellung bei Pat. mit MM ist auf Grund großer Variabilität der individuellen Erkrankungsverläufe schwierig. Sie erfolgt in der Standarddiagnostik mittels R-ISS und FISH.

Analog R-ISS sind das Vorliegen einer del(17p), einer t(4;14) oder einer t(14;16) als Hochrisikomarker definiert. Mittels FISH lassen sich weitere genetische Aberrationen mit potentiell negativem Einfluss auf die Prognose detektieren: Hier sind insbesondere die t(14:20), der Verlust von Chromosom 1p und der Zugewinn von Chromosom 1q zu nennen, wobei 3 Kopien als Zugewinn, 4 oder mehr Kopien als Amplifikation 1q bezeichnet werden [28]. Das gemeinsame Auftreten mehrerer Hochrisikoparameter wird als sogenanntes *double hit“ Myelom bezeichnet, das durch eine besonders ungünstige Prognose gekennzeichnet ist.

Im R2-ISS Score werden die häufig auftretenden 1q Veränderungen mit in die Prognostizierung integriert. Mit dieser Weiterentwicklung des klassischen R-ISS Scores gelingt insbesondere die schärfere Auftrennung der intermediären Stufe II [24]. Mittels Genexpressionsanalysen können darüber hinaus in ca 10% der Pat. Hochrisikomerkmale identifiziert werden, die in der FISH Diagnostik nicht abgebildet werden [29].

Die International Myeloma Society hat 2024 neue Consensus Empfehlungen für die Bestimmung eines genetischen Horchrisikos etabliert. Dabei werden die Translokationen t(4;14), t(14;16) und die t(14;20) nur als Hochrisikomarker eingestuft, wenn sie in Kombination mit einem Zugewinn 1q oder einer monoallellischen del(1p32) auftreten:

Eine genetische Hochrisikosituation liegt demnach vor, wenn eines der folgenden Kriterien vorliegt:

  • Del17p mittels FISH in >20% der sortierten Plasmazellen

  • TP53 Mutation (unabhängig von der Allelfraktion)

  • Biallelische del(1p32)

  • t(4;14) oder t(14;16) oder t(14;20) in Kombination mit einem gain/amp 1q oder einer monoallelischen del (1p32)

  • Zugewinn 1q (unabhängig von der Kopienzahl) in Kombination mit del(1p32), t(4;14)/t(14;16)/t(14;20)

Genetische Hochrisiko-Marker haben bislang nur bei der Tandem-Transplantation einen Einfluss auf die Wahl der Therapie. Bei Fehlen von Hochrisikomarkern liegt eine Standardrisikoerkrankung vor. Eine Niedrigrisikovariante ist beim MM bisher nicht definiert.

5.4.3Genetische Marker mit prognostischer AussagekraftMinimal Residual Disease (MRD)

Die prognostische Relevanz von genetischen Hochrisiko-Markern ist in Auch nach Erreichen einer kompletten Remission nach aktuellen IMWG Kriterien kann bei einem Teil der Pat. mit molekulargenetischen Methoden einschl. Next Generation Sequencing (NGS), Durchflusszytometrie, Massenspektrometrie, aber auch mittels sensitiver Bildgebung wie MRT oder PET noch eine minimale Resterkrankung nachgewiesen werden Tabelle 6[30]. Das Erreichen einer MRD-negativen CR korreliert in Studien mit einer längeren PFÜ (PFÜ) und Gesamtüberlebenszeit (ÜLZ) [3132] und sollte mit einer funktionellen Bildgebung zum Zeitpunkt der MRD Bestimmung korreliert werden. Die Remissionskategorie einer anhaltenden („sustained“) MRD Negativität bei einer Sensitivitätsschwelle von 10-5 ist durch einen Zeitraum von 12 Monaten definiert. Methodik, Sensitivität und Zeitpunkte für die Bestimmung einer MRD sind bislang nicht einheitlich standardisiert. Die Anwendung der MRD Bestimmung ist derzeit noch kein Standard in der Therapiesteuerung. Das kann sich kurzfristig ändern, wenn z. B. die Dauer einer Therapie in Zulassungsstudien auf der Basis von MRD-Resultaten gesteuert wird [33] zusammengefasst.

Tabelle 8: Prognostische Relevanz genetischer Marker 

Hochrisiko

Standardrisiko

del(17p) [Sonneveld]

t(4;14) [Sonneveld]

t(14;16) [Sonneveld]

alle anderen


Darüber hinaus sind weitere Marker wie Hyperdiploidie (günstig), t(14:20) und ampl1q21 (ungünstig), andere genetische Aberrationen und auch Prognose-Scores auf der Basis von Genexpressionsprofilen prognostisch relevant [5,39], aber derzeit nicht prädiktiv für eine spezifische Therapie.

6Therapie

6.1Therapiestruktur - Kriterien

Die Einleitung einer Therapie ist bei symptomatischem Multiplem Myelom nach den Kriterien der International Myeloma Working Group (IMWG) indiziert. Bestandteil der Definition sind die sogenannten CRAB-Kriterien, erweitert durch radiologische und serologische Parameter, siehe Tabelle 7.

Ziel der Behandlung symptomatischer Pat. ist das Erreichen einer raschen Symptomkontrolle und die Rückbildung von Komplikationen, unter Berücksichtigung der individuellen Krankheits- und Lebenssituation, und unter weitestmöglicher Vermeidung kurz- und langfristig belastender Nebenwirkungen der Therapie. Da die Therapie bei den meisten Pat. nicht kurativ ist, sind weitere Ziele die Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit, bei guter Lebensqualität.

Die Indikation zur Therapie besteht bei einer symptomatischen Erkrankung (CRAB) nach den Kriterien der International Myeloma Working Group (IMWG) sowie beim Vorliegen prädiktiver Marker (SliM-CRAB), die das Auftreten von Symptomen vorhersagen, siehe Tabelle 6.

Tabelle 9: Kriterien zur Einleitung einer Therapie [IMWG, 2014;nach den SLiM-CRAB Kriterien]Kriterien [11] 

Kriterium

Definition

CRAB – Kriterien

Hyperkalzämie (C)

Calcium >2,75 mmol/l (>10,5 mg/dl) oder >0,25 mmol/l oberhalb des oberen Normwertes

Niereninsuffizienz (R)

Kreatinin ≥2,0 mg/dl (>173 µmol/l) oder GFR <40ml/min

Anämie (A)

Hämoglobin <10,0 g/dl (<6,21 mmol/l) oder ≥2,0 g/l (>1g/dl (≥1,24 mmol/l) unterhalb des unteren Normwertes

Knochenbeteiligung (B)

Nachweis mindestens einer ossären Läsion in der Bildgebung

Myelom-definierende BiomarkerSLiM – Kriterien

Knochenmarkinfiltration

klonaler Plasmazellgehalt im Knochenmark > 60% (zytologisch und histologisch)

freie Leichtketten

freier Leichtkettenquotient im Serum >100≥100 (betroffene/nicht betroffene Leichtkette)

fokale Läsionen im MRT

>1 fokale Läsion >1cm≥5mm in der MRT Bildgebung

Die Erfüllung eines CRAB-Kriteriums SLiM-CRAB-Kriteriums ist als Behandlungsindikation ist ausreichend. Weitere Behandlungsindikationen sind

  • Myelom-bedingte Schmerzen

  • Hyperviskositätssyndrom

  • B-Symptomatik

  • Symptome, die durch Behandlung der Myelom-Erkrankung gebessert werden können

  • Symptome, deren Nicht-Behandlung zu einer weiteren Verschlechterung der Symptomatik bzw. Organfunktion führt, wie z.B. eine paraneoplastische Polyneuropathie

  • rezidivierende schwere Infektionen.

Der angeführte Kreatinin-Grenzwert ist nur als Richtwert zu verstehen. Bei einer eindeutig durch pathogene Leichtketten verursachten Nierenfunktionseinschränkung ist ein früher Therapiebeginn indiziert.

Der angeführte Kreatinin-Grenzwert ist als Richtwert zu verstehen. Bei einer durch pathogene Leichtketten verursachten Nierenfunktionseinschränkung, MM-bedingten Schmerzen oder anderen Symptomen, die durch Behandlung der MM-Erkrankung gebessert werden können, ist ein früher Therapiebeginn indiziert.

Die Transformationsrate von Patienten, die einen der neuen MM-definierenden Biomarker aufweisen, liegt nach 2 Jahren zwischen 55% und 94% [Palumbo]. Damit ist bei Erfüllung eines Kriteriums sowohl eine ‚Wait and See‘ Strategie mit sorgfältigen engmaschigen Kontrolluntersuchungen zur Vermeidung einer Übertherapie als auch eine aktive Therapie zu vertreten. Von der IMW Gruppe wird bei Erreichen der vorgenannten Kriterien eine Therapieeinleitung empfohlen, Daten prospektiver Studien zum positiven Einfluss einer frühzeitigen Therapie auf Überlebenszeit und Lebensqualität liegen bisher nicht vor.

Im Einzelfall ist auch eine beobachtende Strategie mit sorgfältigen engmaschigen Kontrolluntersuchungen bei Vorliegen nur eines SLiM-Kriteriums möglich.

Erstes Ziel der Behandlung eines symptomatischen Myelompatienten ist das Erreichen einer bestmöglichen Remission mit rascher Symptomkontrolle und Normalisierung myelombedingter Komplikationen, unter Berücksichtigung der individuellen Krankheits- und Lebenssituation, und unter weitestmöglicher Vermeidung kurz- und langfristig belastender Nebenwirkungen der Therapie. Langfristiges Ziel ist die Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit.

Beim asymptomatischem (schwelenden = smouldering) MM erfolgt keine Behandlung.

6.1.1Erstlinientherapie

Die Therapie wird bei der Erstdiagnose von Patienten, die für eine Transplantation geeignet sind, in Induktion, autologe Transplantation, Konsolidierung und Erhaltung unterteilt. Ein Therapie - Algorithmus für die Erstlinientherapie ist in Ein Algorithmus für die Erstlinientherapie ist in Abbildung 54 dargestellt. Wenn immer möglich, sollten Patientensollen Pat. im Rahmen klinischer Studien behandelt werden.

Der Algorithmus orientiert sich an der Wirksamkeit auf der Basis der Evidenz und an Erfahrungen im deutschen Versorgungskontext. Die Empfehlungen entsprechen nicht in allen Punkten dem aktuellen Zulassungsstatus, siehe Multiples Myelom – Zulassungsstatus.

Der Algorithmus orientiert sich an der Wirksamkeit auf der Basis der Evidenz und an Erfahrungen im deutschen Versorgungskontext. Die Empfehlungen entsprechen nicht in allen Punkten dem aktuellen Zulassungsstatus, hier wird jeweils im Text die zugrundeliegende Evidenz dargestellt.

Abbildung 5: Therapie - Algorithmus bei Erstdiagnose 
1 symptomatisch, siehe Kapitel Farblich 6.1 ;unterlegte Empfehlungen werden direkt in den Text verlinkt.
21 w&w - watch and wait: abwartendes Verhalten;SLiM-CRAB Kriterien, siehe Tabelle 6
32 die Wirksamkeit von w & w: abwartendes Vorgehen mit regelmäßigen KontrollenBortezomib/
Dexamethason3 ist niedriger als die Wirksamkeit der Dreifachkombinationen;Die Eignung soll sich an der Komorbidität und weniger am kalendarischen Alter orientieren; entscheidender Parameter ist das Vorliegen von Kontraindikationen gegen die Hochdosistherapie
4 bei Patienten mit Risikofaktoren, siehe Kapitel Die Abkürzung „d“ steht für niedrigdosiertes Dexamethason6.1.1.1.2
5 Hochrisikokriterien: Hochrisiko-Genetik, R-ISS III, und/ oder nicht-Erreichen einer CR nach der 1. Hochdosis
6 Anti-CD38-Antikörper: Daratumumab oder Isatuximab; beide sind in dieser Indikation in dieser Kombination nicht zugelassen, der Einsatz erfolgt im Off-Label-Use
7 Lenalidomid 10 mg

Die HochdosistherapieHochdosis-Melphalanbehandlung mit autologer Stammzelltransplantation (ASZT) führt auch in der Ära neuer Arzneimittel in der Erstlinientherapie zu einer Erhöhung der Rate kompletter Remissionen, der Rate anhaltender MRD-negativer Remissionen, zu einer Verbesserung der Ansprechtiefe, und zu einer längeren progressionsfreien Überlebenszeit gegenüber einer ausschließlichen medikamentösen Therapie PFÜ , siehe Multiples Myelom Studienergebnisse. Die progressionsfreie Überlebenszeit ist länger nach Hochdosistherapie in der Erst- als in der Rezidivtherapie, hat aber keinen Einfluss auf die Gesamtüberlebenszeit [3435363738394041].

Der Algorithmus für die Erstlinientherapie orientiert sich an der Eignung der Patienten für eine Hochdosistherapie.

6.1.1.1Für Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation (ASZT) geeignet

Begrenzend für die Indikation zur autologen StammzelltransplantationASZT sind die Nebenwirkungen der Hochdosistherapie. Eine obere Altersgrenze für die Indikation zur Hochdosistherapie mit autologer StammzelltransplantationASZT ist schwer zu definieren [4243]. Die Mehrzahl der randomisierten Studien zum Wert dieser Therapie schloss Patienten bis zum Alter von 65, die US Intergroup und die deutsche GMMG-Studiengruppe Patienten bis zum Alter von einschließlich 70 Jahren, die deutsche DSMM bei fehlender Komorbidität bis zum Alter von 75 Jahren ein, siehe . Die Mehrzahl der randomisierten Studien zum Wert dieser Therapie schloss Pat. bis zum Alter von 65 Jahren, die US Intergroup und die deutsche GMMG-Studiengruppe Pat. bis zum Alter von einschließlich 70 Jahren, die deutsche DSMM und die GMMG ReLApsE-Studie bei fehlender Komorbidität bis zum Alter von 75 Jahren ein. Wichtige Kriterien sind das biologische Alter mit guten Organfunktionen und das Fehlen weiterer signifikanter Komorbidität Multiples Myelom Studienergebnisse. Wichtige Kriterien sind das biologische Alter mit guten Organfunktionen und das Fehlen weiterer signifikanter Komorbidität [4445]. . In Deutschland ist die Kostenübernahme für eine Hochdosistherapie mit ASZT bei Pat. >70 Jahre nicht von allen Kostenträgern akzeptiert und muss ggf. im Einzelfall gesichert werden.

6.1.1.1.1Induktion - fürvor Hochdosistherapie

Kombinationstherapien mit den neuen Substanzen Thalidomid, Für die Induktionstherapie von hochdosisfähigen Pat. stehen unterschiedliche Therapieregime zur Verfügung. Empfohlene Schemata sind in BortezomibAbbildung 4 und dargestellt. Die zugrunde liegende Evidenz kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Lenalidomid in der Induktionstherapie verbessern die Ansprechraten vor und nach Stammzelltransplantation im Vergleich zur klassischen, nicht mehr empfohlenen Vincristin-Anthrazyklin-haltigen Induktionstherapie (VAD). Triple-Therapien erreichen Raten kompletter Remissionen von 20-40%. Allerdings sind die Daten zum direkten Vergleich der verschiedenen Kombinationstherapien, v. a. mit anschließender Stammzelltransplantation, begrenzt . Die Wahl der initialen Therapie bei Patienten, die für eine Hochdosistherapie geeignet sind, sollte berücksichtigen, dass eine Stammzellapherese zum späteren Zeitpunkt nicht klinisch relevant beeinträchtigt wird. Die Auswahl orientiert sich an der Verfügbarkeit der Arzneimittel für die Erstlinientherapie und den Nebenwirkungen. Empfohlene Schemata sind in Tabelle 8 zusammengefasst.

Tabelle 10: Empfohlene Kombinationen zur Induktionstherapie bei Patienten, die für eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation geeignet sind 

Kombinationstherapie

Anmerkungen

Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (VRD)

Wirksamkeit und Sicherheit sind in Phase-II- und -III-Studien belegt [46,54]. Die Kombination ist nicht zugelassen, siehe Multiples Myelom Zulassungsstatus. Zu den relevanten Nebenwirkungen gehören Neutropenie, Thrombozytopenie, Polyneuropathie und Thrombembolien.

Bortezomib / Cyclophosphamid / Dexamethason (VCD)

Wirksamkeit und Sicherheit sind in Phase-III-Studien belegt. Zu den relevanten Nebenwirkungen gehören Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie und Polyneuropathie [55,56]

Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason (VTD)

Wirksamkeit und Sicherheit sind in Phase-III-Studien belegt. Bortezomib/Thalidomid/Dexamethason (VTD) führt zu einer höheren Remissionsrate als Bortezomib/Cyclophosphamid/Dexamethason (VCD). Zu den relevanten Nebenwirkungen von VTD gehört ein höheres Risiko für Polyneuropathie, während VCD mit einer höheren Hämatotoxizität belastet ist [53].

Bortezomib / Dexamethason

Die Ansprechraten sind niedriger als bei Triple-Therapien, aber auch die Nebenwirkungen.

6.1.1.1.1.1 Anti-CD38 Antikörper / Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (DaraVRd, IsaVRd)

Bisher liegen Daten von Phase-III-Studien mit den beiden Anti-CD38 Antikörper Daratumumab und Isatuximab vor.

In der PERSEUS Phase-III-Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Daratumumab / Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (DaraVRd) vs Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (VRd) untersucht. Die Induktions- und Konsolidierungstherapie mit DaraVRd als Kombination von subkutanem Daratumumab mit VRd führte gegenüber VRd zur Steigerung der Rate kompletter Remissionen (87,9 vs 70,1%, p<0,001), der Rate von Pat. mit MRD-negativer Remission (75,2 vs 47,5%, p<0,001), sowie zur signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (Hazard Ratio HR 0,42; p<0,001). Die Rate schwerer unerwünschter Ereignisse im CTCAE-Grad 3/4 wurde durch Daratumumab von 49,3% auf 57% gesteigert, die Rate Therapie-assoziierter Todesfälle ist nicht erhöht. Für die Bewertung des Einflusses von DaraVRd auf die Gesamtüberlebenszeit (ÜLZ) ist eine längere Nachbeobachtungszeit erforderlich. DaraVRd wurde als Induktions- und Konsolidierungstherapie über insgesamt 6 Zyklen gegeben, gefolgt von einer Daratumumab/Lenalidomid-Erhaltungstherapie, siehe Kapitel 6.1.1.1.4. [33]. Die PERSEUS Phase-III-Studie bestätigte die positiven Daten der Phase-II-Studie GRIFFIN [46]. DaraVRd wird für die initiale Therapie empfohlen, ist aber aktuell in dieser Indikation nicht zugelassen. Der Einsatz der Arzneimittel in dieser Kombination erfolgt im Off-Label-Use. Zur Unterstützung einer Sicherung der Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist ein Dokument auf der Homepage der DGHO hinterlegt. Seit Ende September 2024 liegt ein positives Votum des CHMP der EMA vor, einschl. der DaraR-Erhaltungstherapie.

Isatuximab ist ein weiterer Anti-CD38 Antikörper. In der GMMG HD7 Studie wurde in einer akademischen, Investigator-initiierten multizentrischen Phase III Studie bei Pat. mit neudiagnostiziertem MM, die für eine ASZT geeignet waren, die Addition von Isatuximab zu einer Standardtherapie mit VRd untersucht. Insgesamt wurden 660 Pat. in die Studie eingeschlossen. IsaVRd führte gegenüber VRd zu einer signifikanten Erhöhung der Rate von MRD-negativen Pat. (50,1% vs 35,6 %, p<0,0001) nach 18 Wochen Induktionstherapie. Eine signifikante Erhöhung der Remissionsraten (Rate kompletter Remissionen (43,5% vs 34,0%, p<0,001) durch die Vierfachinduktion konnte nach der HDT und ASZT nachgewiesen werden. Durch die Addition von Isatuximab wurde die Rate von Leukozytopenien erhöht. Es zeigte sich keine Steigerung der Infektionen oder SAEs durch die Addition des Anti-CD38 Antikörpers. Die Daten zum Einfluss auf das progressionsfreie Überleben und die ÜLZ stehen aus [4748]. Im direkten Vergleich von Lenalidomid vs Thalidomid ist Lenalidomid mit einer stärkeren Myelosuppression, Thalidomid mit einer höheren Neuropathie-Rate assoziiert [49].

6.1.1.1.1.2Daratumumab / Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason (DaraVTd)

Daratumumab / Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason (DaraVTd) ist zugelassen für die initiale Therapie von Pat., die für eine ASZT geeignet sind. In der CASSIOPEIA-Studie führte DaraVTd gegenüber Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason (VTd) zu einer signifikanten Erhöhung der Rate kompletter Remissionen (39 vs 29%, p<0,001) und der Rate von MRD-negativen Pat. (64 vs 44%, p<0,0001). Das progressionsfreie Überleben ist nach medianem FU von 80,1 Monaten nach erster Randomisation signifikant verlängert (83,7 Monate vs 52,8 Monate, HR 0,61; p<0,001), ebenso zeigt sich ein Benefit hinsichtlich der ÜLZ (72 Monats- OS 86,7% vs 77,7%, HR 0,55, p<0.0001). Die Rate schwerer Nebenwirkungen wurde durch die Kombination mit Daratumumab insgesamt nicht gesteigert, erhöht ist die Rate von schweren Neutropenien und von Infektionen. Die Kombinationstherapie mit Daratumumab führte zur Senkung der Rate Therapie-assoziierter Todesfälle (9 vs 1%). Die Neuropathie-Rate aller Schweregrade lag in beiden Armen bei etwa 60%, in den CTCAE-Graden 3/4 bei 9% [505152].

6.1.1.1.1.3Isatuximab / Carfilzomib / Lenalidomid / Dexamethason (IsaKRd)

Im Rahmen der GMMG-CONCEPT Studie (NCT03104842) wurde in einer akademischen, Investigator-initiierten multizentrischen Phase II Studie bei Pat. mit neudiagnostiziertem Hochrisiko-MM die Quadruplettherapie mit IsaKRd untersucht. Eingeschlossen wurden sowohl transplantationsgeeignete als auch ältere/nicht für eine Transplantation geeignete Pat. im ISS Stadium II/III und mindestens einer der zytogenetischen Aberrationen Deletion 17p, t(4;14), t(14;16) oder Amplifikation 1q21. Die Therapie bestand aus 6 Zyklen Isa-KRd Induktion, gefolgt von Hochdosistherapie (HDT) oder 2 weiteren Zyklen IsaKRd, 4 Zyklen IsaKRd Konsolidierung und 2 Jahren Isa-KR Erhaltung. Bei 91% der Pat. wurde eine mindestens sehr gute partielle Remission (≥VGPR) und bei 81,8% MRD-Negativität erreicht. Diese waren langanhaltend, mit 62,6% erhaltener MRD-Negativität über ≥1 Jahr und mit einer 2-Jahres-PFÜ-Rate von 77,2% und 2-Jahres-ÜL-Rate von 84,4% [53]. Die Behandlung erfolgt im Off-Label-Use.

6.1.1.1.2Autologe Stammzelltransplantation

Der Zeitpunkt der Stammzellsammlung wird primär oder in Abhängigkeit vom Ansprechen festgelegt (Best Response). Häufig erfolgt die Stammzellsammlung nach 4 Zyklen. Die Induktion sollte nicht mehr als 6 Zyklen umfassen. Maßnahmen zur Stammzellmobilisierung sind

Der optimale Zeitpunkt der Stammzellsammlung ist nicht definiert. Empfohlen wird die Stammzellsammlung nach 3-4 Induktionszyklen. Die Induktion soll in der Regel nicht mehr als 6 Zyklen umfassen. Im DaraVRd- und im DaraVTd-Schema ist die Hochdosistherapie nach 4 Zyklen vorgesehen. Maßnahmen zur Stammzellmobilisierung sind

  • G-CSF (Steady State) ggf. in Kombination mit Plerixafor

  • Chemotherapie (hochdosiertes Cyclophosphamid, als Monotherapie oder in Kombination mit Doxorubicin, Dexamethason oder Vinorelbin; hochdosiertes Etoposid) gefolgt von G-CSF

    Chemotherapie (hochdosiertes Cyclophosphamid, als Monotherapie oder in Kombination CE, IEV oder CAD) gefolgt von G-CSF [545556].

  • ggf. Kombination von G-CSF und Plerixafor

Die Stammzellsammlung sollte binnen 6 Wochen nach Abschluss der Induktion erfolgen Standard in der Hochdosistherapie ist die Gabe von Melphalan 200 mg/m2 [57]. Bei Pat. mit signifikanter Einschränkung der Nierenfunktion Reduktion der Melphalandosierung auf 100 mg/m2 empfohlen [5859]. Die autologe Transplantation sollte zeitnah nach erfolgreicher Stammzellsammlung durchgeführt werden..

Standard in der Hochdosistherapie ist die Gabe von Die Transplantation kann als Einzel- oder Tandemtransplantation durchgeführt werden. Bei der Tandemtransplantation erfolgt die zweite autologe Transplantation im zeitlichen Abstand von <6 Monaten. Die Datenlage über den Benefit einer Tandemtransplantation ist nicht eindeutig. Während die BMT-CTN-0702-Studie einen Vorteil der Tandemtransplantation beim progressionsfreien Überleben, aber nicht bei der ÜLZ nachweisen konnte Melphalan 200 mg/m2 [6061]. Die Dosis kann bei jüngeren und bei älteren Patienten appliziert werden. Konditionierungsregime unter Verwendung von Cyclophosphamid und/oder Ganzkörperbestrahlung sind mit höherer Toxizität belastet und werden heute nicht mehr empfohlen. Eine Dosierung von 100 mg/m2 ist weniger wirksam . Bei Patienten mit vermutetem Risiko für erhöhte Toxizität wird auch Melphalan 140 mg/m2 eingesetzt . Daten prospektiv randomisierter Studien liegen nicht vor. In einer aktuellen, retrospektiven Studie der EBMT ergab sich in der Gesamtkohorte kein Unterschied zwischen Melphalan 140 mg/m2 und Melphalan 200 mg/m2 in Bezug auf das Gesamtüberleben, das progressionsfreie Überleben und die Rezidivrate , zeigte die Doppel- (Tandem-) gegenüber einer Einfach-Transplantation in anderen Studien einen signifikanten Vorteil. Insbesondere wurde bei Pat. im Stadium R-ISS III die progressionsfreie und die ÜLZ verlängert [39]. Die Analyse nach Alter und Nierenfunktion ergab ebenfalls keine Unterschiede zwischen den beiden , ebenso in einer Auswertung der EBMT, in der sich ein Überlebensvorteil für die Tandemtransplantation bei Pat. mit extramedullärer Erkrankung (EMD) und Hochrisikozytogenetik Melphalan-Dosierungen. Die Diskussion ist nicht abgeschlossen: in einer aktuellen, randomisierten Studie führte die Kombination Busulfan/Melphalan gegenüber Melphalan zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens [62]. zeigte. Zu berücksichtigen ist hierbei jedoch, dass die Induktionstherapien in diesen Studien in der Regel aus Bortezomib-basierten Tripletkombinationen bestanden.

Die Transplantation kann als Einzel- oder Tandemtransplantation durchgeführt werden. Bei der Tandemtransplantation erfolgt die Durchführung einer zweiten autologen Transplantation im zeitlichen Abstand von <6 Monaten. In einer aktuellen randomisierten Studie führte die Doppel-(Tandem-) gegenüber einer Einfach-Transplantation bei Patienten in der Gesamtauswertung zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. Bei Patienten im Stadium R-ISS III wurde die progressionsfreie und die Gesamtüberlebenszeit verlängert . Dadurch wurde auch die ungünstige Prognose von Patienten mit Hochrisiko-Zytogenetik verbessert. Eine vollständige Publikation mit Analyse aller prästratifizierten Risikogruppen liegt noch nicht vor.

Unter Berücksichtigung retrospektiver Subgruppenanalysen, Langzeitanalysen und Ergebnissen weiterer Studien (GMMG-HD2, DSMM-1, MAG95) sowie Abwägung der erhöhten Toxizität einer zweiten Hochdosistherapie mit ASZT kann für folgende Patientengruppen eine Tandem-Transplantation empfohlen werden:

Unter Berücksichtigung retrospektiver Subgruppenanalysen, Langzeitanalysen und Ergebnisse weiterer Studien (GMMG-HD2, DSMM-1, MAG95) sowie Abwägung der erhöhten Toxizität einer zweiten Hochdosistherapie mit ASZT können folgende Patientengruppen für eine Doppel-(Tandem-) Transplantation identifiziert werden:

  • R-ISS III

  • Hochrisiko-Zytogenetik

  • Nicht-Erreichen einer CR nach der ersten Transplantation

Die prädiktive Relevanz eines persistierenden monoklonalen Proteins, d. h. keine komplette oder keine very good partial Remission (VGPR) nach der ersten Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation, ist noch nicht abschließend geklärt. Die abgeschlossene DSMM XIV-Studie prüft die zweite Hochdosistherapie bei Patienten mit mindestens erreichter VGPR nach erster Transplantation.

Voraussetzung für die Überlegung einer Tandemtransplantation ist das Fehlen kritischer Komplikationen im Rahmen der ersten ASZT und das Vorhandensein einer ausreichenden Anzahl von kryokonservierten autologen Stammzellen.

Voraussetzung für die Überlegung einer Tandemtransplantation ist das Fehlen kritischer Komplikationen im Rahmen der ersten ASZT und das Vorhandensein einer ausreichenden Anzahl von kryokonservierten autologen Stammzellen.

6.1.1.1.3Konsolidierung

Nach einer Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation kann eine Konsolidierung z. B. mit Kombinationen wie Der Nutzen einer Konsolidierung nach ASZT ist Gegenstand aktueller Studien. Zum derzeitigen Zeitpunkt lässt sich ein Nutzen nicht klar durch randomisierte Studien belegen. Sowohl im DaraVTd- als auch im DaraVRd-Schema wurden zwei Zyklen als Konsolidierung im Rahmen der Standardtherapie durchgeführt Bortezomib. Bortezomib/Lenalidomid/Dexamethason oder Bortezomib/Thalidomid/Dexamethason durchgeführt werden. Daten randomisierter Studien sind nicht einheitlich . In EMN02 zeigte sich eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens mit Bortezomib/Lenalidomid/Dexamethason (VRD). In STaMINA zeigte sich dieser Unterschied nicht, allerdings war die Induktionstherapie bis zu einem Jahr extendiert. Die DSMM XI-Studie zeigte einen Vorteil im progressionsfreien Überleben für eine Bortezomib-Konsolidierung v.a. bei Patienten mit suboptimalem Ansprechen nach Transplantation oder bei Hochrisiko-Zytogenetik [3350].

6.1.1.1.4Erhaltung

Eine Erhaltungstherapie mit Steroiden, Zytostatika oder Interferon-alpha hatte unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen keinen ausreichenden Nutzen gezeigt und wurde daher bisher nicht empfohlen. Diese Situation hat sich durch die neueren Arzneimittel und Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit geändert, siehe Multiples Myelom Studienergebnisse. Aktuelle Daten können so zusammengefasst werden:

Ein einheitliches Vorgehen gibt es derzeit nicht, die aktuellen Empfehlungen orientieren sich an dem Design der jeweiligen Zulassungsstudien.

  • Die Erhaltungstherapie mit dem Immunmodulator Lenalidomid führt in einer Metaanalyse zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit im Vergleich zu Beobachtung ohne Therapie (Hazard Ratio 0,75) [68]. Diese Ergebnisse wurden durch die MYELOMA XI-Studie bestätigt, in der Lenalidomid auch bei Patienten im Stadium III sowie bei Patienten mit Hochrisiko-Zytogenetik zu einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit führte [69]. Die Erhaltungstherapie sollte auch bei Patienten in CR weitergeführt werden [70]. Begrenzende Nebenwirkung im CTCAE Grad 3/4 ist die Myelosuppression. Die Rate sekundärer Neoplasien ist erhöht.

  • Bei Hochrisikopatienten mit Niereninsuffizienz oder mit prognostisch ungünstiger Zytogenetik i.e. del(17p), t(4;14) oder t(14;16) kann nach einer Bortezomib-haltigen Induktion und Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation eine Bortezomib-Erhaltungstherapie über 2 Jahre erwogen werden, entsprechend dem Protokoll der GMMG-HD4/HOVON65-Studie. Die Bortezomib-Erhaltung führt gegenüber Thalidomid zur Verlängerung der Überlebenszeit [42,70].

  • Thalidomid führt in Metaanalysen zu einer Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit, nicht der Gesamtüberlebenszeit [72]. Diese Unterschiede finden sich auch nach autologer Stammzelltransplantation. Begrenzende Nebenwirkung im CTCAE Grad 3/4 ist vor allem eine periphere Neuropathie.

Die Erhaltungstherapie mit Lenalidomid in Höhe von 10 mg/Tag führte in einer Metaanalyse zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,48; p<0,001) und auch der ÜLZ im Vergleich zu Beobachtung ohne Therapie (HR 0,75; p=0,001) [63]. Optionen sind eine Therapie bis zum Progress oder eine zeitlich begrenzte Therapie, z. B. bis zu 3 Jahre. Diese Ergebnisse wurden durch die MYELOMA XI-Studie bestätigt, in der Lenalidomid auch bei Pat. im fortgeschrittenen Stadium sowie bei Pat. mit Hochrisiko-Zytogenetik zu einer Verlängerung der ÜLZ führte [64]. Die Erhaltungstherapie sollte auch bei Pat. in CR [65] und bei Pat. mit MRD-Negativität nach ASZT weitergeführt werden Begrenzende Nebenwirkung im CTCAE Grad 3/4 ist die Myelosuppression. Darüber hinaus wurde eine um das 2-3fach erhöhte Rate an sekundären Neoplasien beobachtet. An erster Stelle stehen Malignome der Haut, aber auch sekundäre hämatologische Neoplasien wie MDS und AML treten gehäuft auf [66]. Die Erhaltungstherapie sollte nach vollständiger hämatologischer Rekonstitution zeitnah nach autologer Transplantation begonnen werden.

In der PERSEUS-Studie sah das Gesamtkonzept eine Erhaltung mit Daratumumab / Lenalidomid vor. Daratumumab wurde nach 24 Monaten bei den Pat. gestoppt, die für mindestens 12 Monate eine MRD-negative Komplettremission erreichten. Bei Konversion in MRD-Positivität wurde sie wieder angesetzt [33]. Die Zulassung von Daratumumab in dieser Indikation steht allerdings aus.

Informationen zum Zulassungsstatus finden sich unter Multiples Myelom Zulassungsstatus.

Eine Langzeittherapie mit hochdosiertem Dexamethason wird aufgrund erhöhter Toxizität, insbesondere der Immunsuppression, explizit nicht empfohlen. Auch eine langjährige Erhaltungstherapie mit Lenalidomid kann aufgrund der Fatigue-Symptomatik für viele Pat. sehr belastend sein. Hier sind individuelle Entscheidungen unter Abwägung von Nutzen und Nebenwirkung mit den Pat. zu treffen.

6.1.1.2Nicht für Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation geeignet

Bei der Bewertung der Eignung für eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation ist es wichtig einzuschätzen, ob der Patient ggf. nach Ansprechen auf die Therapie einen transplantationsfähigen Zustand erreichen kann. Unterschieden wird dabei zwischen einer Kontraindikation zur Transplantation aufgrund der Grundkrankheit des Multiplen Myeloms oder unabhängiger Komorbidität. Eine Myelom-bedingte Niereninsuffizienz ist kein Ausschlusskriterium für eine Hochdosistherapie. Bei Patienten, die aufgrund von Komorbidität nicht für eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation geeignet sind, gibt es eine Vielzahl von möglichen Zweifach- und Dreifachkombinationen.

Bei der Bewertung der Eignung für eine Hochdosistherapie mit ASZT ist es wichtig einzuschätzen, ob die Pat. ggf. nach Ansprechen auf die Therapie einen transplantationsfähigen Zustand erreichen können. Unterschieden wird dabei zwischen einer Kontraindikation zur Transplantation aufgrund der MM-Grundkrankheit oder unabhängiger Komorbidität. Eine myelombedingte Niereninsuffizienz ist kein Ausschlusskriterium für eine Hochdosistherapie.

Patienten mit einer Myelom-bedingten Niereninsuffizienz, einer hohen Krankheitsaktivität und mit ungünstigen zytogenetischen Aberrationen sollten bevorzugt mit einer Bortezomib-haltigen Therapie behandelt werden.

6.1.1.2.1Induktion - nicht für Hochdosistherapie

Bei Patienten, die aufgrund von Komorbiditäten nicht für eine Stammzelltransplantation geeignet sind, kann in der Erstlinientherapie auch das stammzelltoxische Melphalan eingesetzt werden. Eine Alternative ist die kontinuierliche immunmodulatorische Therapie mit Lenalidomid und Dexamethason. Empfohlene Schemata sind in Tabelle 9 zusammengefasst. Nur wenige der neueren Schemata wurden direkt miteinander verglichen.

Kombinationen aus drei Arzneimitteln unter Verwendung eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und Dexamethason sind Zweifachkombinationen überlegen und daher bei Patienten im guten Allgemeinzustand zu empfehlen, siehe auch Multiples Myelom Zulassungsstatus.

Tabelle 11: Empfohlene Kombinationen zur Induktionstherapie bei Patienten, die nicht für eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation geeignet sind 

Kombinationstherapie

Anmerkungen

Bortezomib / Cyclophosphamid / Dexamethason

Diese Kombination führt gegenüber Bortezomib/Dexamethason zu höheren Ansprechraten. Sie wird von der DSMM- und der GMMG-Studiengruppe als Standardtherapie eingesetzt. Zu den relevanten Nebenwirkungen gehören Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie und Polyneuropathie.

Bortezomib / Melphalan / Prednison

Die Kombination führt gegenüber Melphalan / Prednison zu einer Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit [73]. Zu den relevanten Nebenwirkungen gehören Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie und Polyneuropathie. Bei vielen Patienten ist aufgrund der Hämatotoxizität eine Dosisanpassung erforderlich.

Lenalidomid / Dexamethason niedrigdosiert

Diese Zweifachkombination führt gegenüber Melphalan/Prednison/Thalidomid zu einer Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit [74]. Zu den relevanten Nebenwirkungen gehören Neutropenie, Thrombozytopenie und Thrombembolien.

Bortezomib/Lenalidomid/Dexamethason

Diese Kombination führt in der Erstlinientherapie gegenüber Lenalidomid/Dexamethason zu einer Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit, siehe auch Multiples Myelom Zulassungsstatus. Die Rate hämatologischer und nicht-hämatologischer Nebenwirkungen ist etwa gleich, die Rate schwerer Polyneuropathien höher [75]

6.1.1.2.1.1Anti-CD38 Antikörper / Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (DaraVRd, IsaVRd) – nicht für HD-Therapie geeignet

Inzwischen liegen Ergebnisse randomisierter Studien zu Daratumumab und zu Isatuximab in Kombination mit VRd bei Pat. mit nicht vorbehandeltem MM vor, die nicht für eine Hochdosistherapie mit ASZT geeignet sind.

In der IMROZ-Studie bei Pat. im Alter ≥18 bis 80 Jahre führte die Kombination Isatuximab / Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (IsaVRd) gegenüber VRd zu einer Steigerung der Rate kompletter Remissionen (55,5 vs 40,9%, p=0,003), zur Steigerung der Rate von MRD-negativen Pat. (74,7 vs 64,1%, p=0,01) sowie zu einer Verlängerung der PFÜ (HR 0,60; p<0,001) mit einer PFÜ-Rate nach 60 Monaten von 63,2% gegenüber 45,2%. Zum Zeitpunkt der ersten Publikation war die ÜLZ nicht signifikant verlängert (HR 0,78; KI 0,41-1,48). Die Rate an Pneumonien im CTCAE Grad ≥3 war im Isatuximab-Arm erhöht [67]. Der Einsatz von Isatuximab in dieser Indikation und Kombination erfolgt im Off-Label-Use.

In die CEPHEUS-Studie wurden Pat. mit nicht vorbehandeltem Myelom aufgenommen, die nicht für eine Hochdosistherapie geeignet waren oder diese ablehnten. Der Altersmedian lag bei 70 Jahren. Die Kombination von subkutanem Daratumumab mit Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (DaraVRd) führte gegenüber VRd zur Steigerung der Rate von MRD-negativen Pat. (61 vs 39%) und zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. Zum Zeitpunkt der Präsentation war der PFÜ-Median im DaraVRd-Arm noch nicht erreicht vs 52,6 Monaten im VRd-Arm (HR 0,57; p<0,001) [68].

6.1.1.2.1.2Daratumumab / Lenalidomid / Dexamethason (DaraRd)

Daratumumab / Lenalidomid / Dexamethason (DaraRd) ist zugelassen für die initiale Therapie von Pat., die nicht für eine ASZT geeignet sind. In der MAIA-Studie führte DaraRd gegenüber Lenalidomid / Dexamethason zu einer signifikanten Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR (81,0 vs 56,9%), zur Erhöhung der Rate von Pat. ohne nachweisbare minimale Resterkrankung (MRD, 28,8 vs 9,2%), zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,53; p<0,0001) und der ÜLZ (HR 0,68; p=0,0013). Die Rate schwerer Nebenwirkungen wurde durch die Kombination mit Daratumumab insgesamt nur gering gesteigert, erhöht ist die Rate an schweren Neutropenien und an Infektionen [6970].

6.1.1.2.1.3Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (VRd)

Bei Entscheidung gegen eine Anti-CD38 Antikörper-haltige Induktion kann VRd eingesetzt werden. VRd führte in der Erstlinientherapie gegenüber Lenalidomid / Dexamethason (Rd) zu einer Verlängerung der PFÜ (HR 0,742; p=0,003)] und der ÜLZ (HR 0,709; p=0,0114). Die Rate hämatologischer und nicht-hämatologischer Nebenwirkungen ist etwa gleich, die Rate schwerer Polyneuropathien höher [71]. Die Polyneuropathie-Rate kann durch subkutane statt intravenöser Applikation gesenkt werden. Bortezomib und Lenalidomid sind für die initiale Therapie von Pat. mit progredientem MM zugelassen, aber nicht explizit in dieser Kombination.

6.1.1.2.2[KapitelErhaltung – nicht relevant]für HD-Therapie geeignet

Statt einer Erhaltungstherapie wurden in den letzten Jahren zunehmend Konzepte mit kontinuierlicher Therapie bis zum Progress oder bis zum Auftreten schwererNebenwirkungen in den Studien evaluiert. Ein einheitliches Vorgehen gibt es derzeit nicht, die aktuellen Empfehlungen orientieren sich an dem Design der jeweiligen Zulassungsstudien:

  • DaraVRd: Erhaltungstherapie mit allen Therapiekomponenten [67]

  • IsaVRd: Erhaltungstherapie mit IsaRd [68]

  • DaraRd: Erhaltungstherapie mit allen Therapiekomponenten [6970]

  • VRd: Erhaltungstherapie mit Lenalidomid [71]

Eine langjährige Erhaltungstherapie mit Lenalidomid kann aufgrund der Fatigue-Symptomatik sehr belastend sein. Hier sind individuelle Entscheidungen unter Abwägung von Nutzen und Schaden mit den Pat. zu treffen.

6.1.1.2.3Therapiedauer

Die Mehrzahl der Studien zur Induktionstherapie hat Patienten entweder mit einer festen Zahl von Zyklen bis zum Progress oder bis zum Auftreten intolerabler Toxizität behandelt. Bisher liegen nur die Ergebnisse der FIRST-Studie vor, die eine kontinuierliche Therapie mit einer „fixed duration“- Therapie verglichen hat (FIRST Studie). Dabei führte die kontinuierliche Behandlung mit Lenalidomid zu einer signifikanten Verlängerung der progressionsfreien-, nicht der Gesamtüberlebens [76]. Subgruppenanalysen zeigen, dass Patienten mit ≥VGPR den größten Nutzen in Bezug auf das progressionsfreie Überleben hatten.

6.1.1.2.4Erhaltungstherapie

Eine Erhaltungstherapie mit Steroiden, Zytostatika oder Interferon-alpha hat auch bei Patienten, die nicht für eine Stammzelltransplantation geeignet sind, unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen keinen positiven Nutzen gezeigt und wurde bisher nicht empfohlen. Daten zu den neueren Arzneimitteln können so zusammengefasst werden, siehe auch Multiples Myelom Studienergebnisse:

  • Die Induktion mit Melphalan/Prednison/Lenalidomid gefolgt von einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie führt gegenüber Melphalan/Prednison zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens, nicht zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit [77].

  • Induktion und Erhaltung mit Melphalan/Prednison/Lenalidomid führen gegenüber Melphalan/Prednison/Thalidomid nicht zur Verlängerung von progressionsfreiem und Gesamtüberleben, aber zu einem anderen Nebenwirkungsprofil [78].

  • Induktion mit neun Zyklen Bortezomib/Melphalan/Prednison/Thalidomid (VMPT) gefolgt von Bortezomib/Thalidomid-Erhaltungstherapie über 2 Jahre führt gegenüber Bortezomib/Melphalan/Prednison zu einer signifikanten Verlängerung von progressionsfreier und Gesamtüberlebenszeit [79].

  • Bei Einsatz von Lenalidomid/Dexamethason wird diese Therapie toxizitätsadaptiert kontinuierlich bis zum Progress oder inakzeptabler Toxizität durchgeführt, ohne formale Erhaltungstherapie.

  • Nach Bortezomib-haltiger Induktion gibt es keine Daten für einen positiven Nutzen einer Bortezomib- oder Lenalidomid-haltigen Erhaltungstherapie. Der Anteil und die Tiefe von Remissionen korreliert mit der Zahl der Induktionszyklen und der daraus resultierenden kumulativen Bortezomibdosis [80].

  • Thalidomid führt in Metaanalysen von Studien mit autologer Stammzelltransplantation zu einer Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit, nicht der Gesamtüberlebenszeit [72]. Auch bei nicht transplantierten Patienten ist keine Verlängerung der Überlebensvorteil zu beobachten. Aus diesem Grund und dem ungünstigen Ergebnis bei Patienten mit Hochrisikozytogenetik sollte zumindest bei letztgenannten Patienten von einer Thalidomid-Erhaltungstherapie Abstand genommen werden.

Informationen zum Zulassungsstatus finden sich unter Multiples Myelom Zulassungsstatus.

6.1.1.3OsteoprotektionMM-bedingte, Dialyse-pflichtige Niereninsuffizienz

Die zusätzliche Therapie mit osteoprotektiven Arzneimitteln ist bei Knochenbeteiligung und während einer Glukokortikoid-haltigen Therapie indiziert, d.h. bei Patienten mit mindestens einer Osteolyse Tritt ein Myelom-bedingtes akutes Nierenversagen auf, ist umgehend mit einem hochwirksamen Regime zu behandeln [72]. Neben den , siehe auch Kapitel Bisphosphonaten6.3.1 steht auch der Anti-RANKL-Antikörper . Die Datengrundlage ist eingeschränkt, da Pat. mit stark eingeschränkter Niereninsuffizienz oftmals von der Teilnahme an Phase-III-Studien ausgeschlossen waren. Grundsätzlich können alle zugelassenen Myelomtherapien auch unter Dialyse durchgeführt werden.Denosumab zur Verfügung.

Sowohl unter Zoledronsäure als auch unter Denosumab kann es zu einer Hypokalzämie kommen, weshalb bei beiden Substanzen Calcium und ggf. Vitamin D3 substituiert werden sollten.

Die Empfehlung zum Einsatz von Daratumumab / Bortezomib / Cyclophosphamid / Dexamethason beruht auf Expertenkonsens. Die Einzelsubstanzen sind beim progredienten MM zugelassen und können auch bei Pat. mit Niereninsuffizienz eingesetzt werden. Die Kombination Bortezomib / Cyclophosphamid / Dexamethason war in einer Phase-III-Studie mit Einschluss von Pat. mit eingeschränkter Nierenfunktion getestet worden [73]. Äquieffektiv bei Pat. mit eingeschränkter Nierenfunktion, aber mit mehr Nebenwirkungen belastet, ist Bortezomib / Doxorubicin / Dexamethason (PAd) [73]. Daratumumab wird nicht renal eliminiert. In populationspharmakokinetischen Untersuchungen fanden sich keine signifikanten Unterschiede in der Exposition von Daratumumab zwischen Pat. mit normaler Nierenfunktion und eingeschränkter Nierenfunktion, einschl. terminaler Niereninsuffizienz.

Die Standard-Therapien können unter Berücksichtigung der Dosierung und ggf. Anpassung an die Nierenfunktion sinnvoll eingesetzt werden. Die rasche Senkung der Leichtkettenproduktion ist die Voraussetzung für eine Erholung der myelombedingten Nierenfunktionseinschränkung, Steroide wirken der bei der CAST Nephropathie bestehenden tubulären Entzündungsreaktion entgegen und sollten frühzeitig verabreicht werden.

6.1.1.3.1Bisphosphonate

Bisphosphonate reduzieren die Rate der sog. Skelett-bezogenen Ereignisse (pathologische Frakturen, Rückenmarkskompression, die Notwendigkeit einer Bestrahlung / Operation des Knochens, oder einer Hyperkalzämie). Bei manchen Myelompatienten kann diffuser Knochenabbau radiologisch als „Osteoporose“ imponieren: auch bei diesen Patienten ist eine Bisphosphonattherapie indiziert. Für die Differenzierung, ob eine Wirbelkörpersinterung durch das Multiple Myelom oder durch Osteoporose anderer Ursache bedingt ist, ist die diffusionsgewichtete Magnetresonanztomographie der Wirbelsäule hilfreich.

In einer großen randomisierten Studie der MRC-Studiengruppe führte Zoledronat gegenüber Clodronat zu einer Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit [83,84]. Zoledronat ist das Bisphosphonat der ersten Wahl bei Patienten mit Multiplem Myelom. Hinweise zu den zugelassenen Bisphosphonaten finden sich im Anhang Multiples Myelom Zulassungsstatus. In Analogie zu den Ergebnissen randomisierter Studien beim Mammakarzinom und in Übereinstimmung mit der S3 Leitlinie Supportive Therapie [85] wird folgendes Therapieschema empfohlen:

  • Zoledronat alle 4 Wochen über 1 Jahr

  • Zoledronat alle 12 Wochen ab dem 2. Jahr.

Diese Medikamente sollten über mindestens zwei Jahre gegeben werden, danach sollte eine individuelle Entscheidung über eine Fortsetzung erfolgen. Hierbei spielen u.a. die erreichte Krankheitskontrolle und das Ausmaß der Knochenbeteiligung eine Rolle. Belastbare Daten prospektiver Studien zu einer fixen Therapiedauer in Abhängigkeit vom Remissionsstatus gibt es nicht. In der MRC-Studie mit dem Nachweis eines Überlebensvorteils gegenüber Clodronat wurde Zoledronat bis zum Krankheitsprogress appliziert.

Bei einer therapiepflichtigen Krankheitsprogression sollte die Bisphosphonattherapie wieder begonnen werden.

Bei einer schweren Niereninsuffizienz mit Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min sollten Bisphosphonate nicht zum Einsatz kommen, sondern alternativ die Behandlung mit Denosumab erwogen werden, siehe Kapitel 6. 1. 1. 3. 2

6.1.1.3.2Denosumab

Der RANKL-Inhibitor Denosumab ist ebenfalls beim Multiplen Myelom wirksam [86]. Er wurde initial allerdings in dieser Indikation nicht zugelassen, nachdem sich in der Zulassungsstudie ein Hinweis auf Unterlegenheit gegenüber Zoledronat fand [87]. In einer großen, aktuellen Studie wurde gezeigt, dass Denosumab dem Zoledronat bei der Zeit bis zur ersten ossären Komplikation nicht unterlegen ist [88]. In einer explorativen Analyse dieser Studie führte Denosumab zu einer Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit um 10,7 Monate. Im Denosumab-Arm traten weniger renale Komplikationen auf. Denosumab wird subkutan appliziert, Überprüfungen der Nierenfunktion sind vor der Anwendung nicht erforderlich.

6.1.1.3.3Kieferosteonekrosen

Osteonekrosen des Kiefers gehören zu den seltenen, aber sehr belastenden Nebenwirkungen einer Therapie mit Bisphosphonaten oder dem Anti-RANKL-Antikörper. Die Inzidenz liegt bei 1-3%. Zur Vermeidung dieser Komplikation sollen Patienten vor Beginn einer osteoprotektiven Therapie zahnärztlich untersucht und in optimaler Zahn- und Mundhygiene unterwiesen werden. Auffällige Befunde sollten zahnärztlich behandelt werden, bevor mit der Bisphosphonat- oder Denosumab-Therapie begonnen wird. Nach Beginn der Behandlung sollten invasive Eingriffe wie Zahnextraktionen möglichst vermieden werden, und mindestens jährlich sollte eine zahnärztliche Kontrolle erfolgen. Wenn zahnärztliche Eingriffe notwendig werden, sollte möglichst zahnerhaltend vorgegangen werden. Wenn invasive Eingriffe wie Zahnextraktionen unumgänglich sind, sollte vorher die Bisphosphonat- bzw. Denosumab-Therapie unterbrochen werden. Die osteoprotektive Therapie wird dann erst nach Abschluss der Wundheilung erneut aufgenommen. Diese einfachen Maßnahmen senken die Rate der Kieferosteonekrosen [85].

6.1.2ZweitlinientherapieRezidiv / Refraktärität

Das Patientenkollektiv in der Zweitlinientherapie ist noch inhomogener aufgrund der zusätzlichen Erfahrungen aus der Erstlinientherapie. Die Wahl der Arzneimittel richtet sich neben den Zulassungsbedingungen auch nach der Wirksamkeit der Erstlinientherapie und der Verträglichkeit. Bei guter Wirksamkeit und Verträglichkeit der Erstlinientherapie kann bei der Zweitlinientherapie zwischen Arzneimitteln aus der derselben oder einer anderen Substanzklasse gewählt werden. Bei geringer Wirksamkeit und/oder schlechter Verträglichkeit ist ein Wechsel der Substanzklasse indiziert. Die neuen Arzneimittel sowie die möglichen Kombinationen sind sehr vielfältig und erlauben auch eine Sequenztherapie. Diese wird an das Krankheitsbild, die Vortherapie(n) und Komorbiditäten angepasst. Ein Algorithmus für die Therapie im Rezidiv oder bei Refraktärität ist in Abbildung 6 dargestellt. Wenn immer möglich, sollten Patienten im Rahmen klinischer Studien behandelt werden.

Auch im Rezidiv orientiert sich die Einleitung einer Therapie beim symptomatischen MM an den Kriterien der International Myeloma Working Group (IMWG). Bestandteil der Definition sind die sogenannten CRAB-Kriterien, erweitert durch zyto-/histologische, radiologische und serologische Parameter.

Das Kollektiv der Pat. mit rezidiviertem/refraktärem MM (r/r MM) ist inhomogen. Die Rezidivpopulation reicht von Pat., die möglicherweise aufgrund eines langjährigen und eher spät rezidivierenden Verlaufes andere Vortherapien und wenige neue Substanzen erhalten haben, bis hin zu Pat., die bei Erstdiagnose bereits mit neuen, zugelassenen Quadruplettherapien behandelt wurden.

Dadurch ist in den letzten Jahren eine Unschärfe in der Begrifflichkeit der Vorbehandlungen entstanden, auch in den Zulassungstexten. Im Folgenden wird die früher gebräuchliche, starre Terminologie einer Zweit-, Dritt- und Viertlinientherapie durch eine inhaltliche Ordnung ersetzt wie:

  • Lenalidomid-Refraktärität: Die Kriterien für Refraktärität bzw. Rezidiv sind in Kapitel 5.2.2. beschrieben. Sie beinhalten das Fortschreiten der Erkrankung unter einer Therapie mit Lenalidomid oder innerhalb von 60 Tagen nach Therapieende. Viele der bei Lenalidomid-Refraktärität empfohlenen Kombinationen wurden in den Zulassungsstudien gegenüber älteren Therapiestandards, aber nicht gegeneinander verglichen.

  • Anti-CD38 AK-Refraktärität / -Exposition: Die Kriterien für Refraktärität bzw. Rezidiv sind in Kapitel 5.2.2. beschrieben. Sie beinhalten das Fortschreiten der Erkrankung unter einer Therapie oder innerhalb von 60 Tagen nach Therapieende. Bei Pat. im Rezidiv nach einer Anti-CD38 AK-haltigen Drei- oder Vierfachkombination mit größerem Abstand als 60 Tage nach der letzten Antikörper-Gabe verwenden wir den Begriff ‚Zustand nach Anti-CD38 AK-Exposition‘. Hier treffen die Kriterien der Refraktärität nicht zu, im Rezidiv kann erneut eine Reexposition im Rahmen einer Kombinationstherapie wirksam sein.

Unsere Empfehlungen beim r/r MM orientieren sich an der Art der vorher eingesetzten Therapie (Substanzklasse) und dem bisherigen Verlauf.

Ein Algorithmus für die Therapie im Rezidiv oder bei Refraktärität ist in Abbildung 5 dargestellt. Wenn immer möglich, sollen Pat. im Rahmen klinischer Studien behandelt werden.

Abbildung 6: Therapie - Algorithmus im Rezidiv oder bei Refraktärität 
Farblich unterlegte Empfehlungen werden direkt in den Text verlinkt.
1 Die Wahl der Arzneimittel richtet sich neben den Zulassungsbedingungen auch nach der Wirksamkeit der Erstlinientherapie und der Verträglichkeit.Kriterien, siehe Kapitel 5.1.
2 Farblich unterlegte Empfehlungen werden direkt in den Text verlinkt.
3 Lenalidomid-Refraktärität: Progress unter Therapie oder innerhalb von 60 Tagen nach Therapieende
4 Anti-CD38-AK-Refraktärität: Progress unter Therapie oder innerhalb von 60 Tagen nach Therapieende. Die Begriffe Anti-CD38-AK-Exposition und -Refraktärität sind nicht identisch, siehe Kapitel 6.1.2.
5 Abkürzungen: Alkylanz – Sammelbegriff für alkylierende Substanzen, z. B. Cyclophosphamid; BCMA – B Cell Maturation Antigen; Bispezifische AK: Antikörper mit spezifischen Bindungsstellen an T-Zellen und an Myelom-Zellen; CAR-T – Chimeric Antigen Receptor T Zelltherapie; CD38 AK: gegen das Antigen CD38 gerichtete Antikörper; GPRC5D - G protein–coupled receptor class C group 5 member D; PI – Proteasom-Inhibitoren; SLAMF7 - Signaling Lymphocyte Activation Molecule F7; t(11;14) - Translokation t (11;14) (q13;q32) BCL1-IGH; XPO1 - Exportin 1;
6 diese Kategorisierung gilt auch für Pat. mit nicht-kontinuierlicher Vorbehandlung (Retreatment)
2  Anthrazykline, Bendamustin, Cyclophosphamid, Melphalan,
6.1.2.1Medikamentöse TherapieTherapieoptionen

Dreifachkombinationen mit einem oder zwei der neuen Arzneimittel sind durchgehend wirksamer als Zweifachkombinationen. Durch die uneinheitliche Erstlinientherapie ergeben sich unterschiedliche Konstellationen. Wesentliche Kriterien bei der Wahl der Zweitlinientherapie sind die Zusammensetzung und das Ansprechen auf die Erstlinientherapie, i. e. Dauer und Tiefe der Remission sowie Verträglichkeit. Die aktuellen Daten für die Zweitlinientherapie können folgendermaßen zusammengefasst werden:

Beim r/r MM bestehen derzeit sehr viele Therapieoptionen. Die meisten der empfohlenen Kombinationen wurden in den Zulassungsstudien gegenüber älteren Therapiestandards, aber nicht gegeneinander verglichen. Hinsichtlich neuartiger T-Zell-basierter Therapien (CAR-T-Zellen, bispezifische Antikörper) liegen auch aktuelle Empfehlungen der International Myeloma Working Group (IMWG) vor [7475]. Die den Empfehlungen zugrunde liegende Evidenz kann folgendermaßen zusammengefasst werden:

  • allogene Stammzelltransplantation bei geeigneten Patienten im Rahmen klinischer Studien, siehe Kapitel 6. 1. 2. 2

  • Wiederholung der Induktionstherapie aus der Erstlinientherapie bei Patienten mit langer, tiefer Remission und guter Verträglichkeit; als Orientierung ist eine Remissionsdauer von >2 Jahren geeignet [89,90]

  • Dreifachkombination (alphabetische Reihenfolge)

    • Bortezomib/Cyclophosphamid/Dexamethason und Lenalidomid/Cyclophosphamid/Dexamethason führen im direkten Vergleich zu ähnlichen Ergebnissen [91], haben aber ein unterschiedliches Nebenwirkungsprofil.

    • Carfilzomib/Cyclophosphamid/Dexamethason führt bei Hochrisiko-Patienten gegenüber Bortezomib/Cyclophosphamid/Dexamethason zu höheren Remissionsraten, nicht bei Standardrisiko-Patienten [92].

    • Carfilzomib/Lenalidomid/Dexamethason führt gegenüber Lenalidomid/Dexamethason zur Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit [93].

    • Daratumumab/Bortezomib/Dexamethason führt gegenüber Bortezomib/Dexamethason zur Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit [94]. Bortezomib-refraktäre Patienten waren in der Zulassungsstudie ausgeschlossen.

    • Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason führt gegenüber Lenalidomid/Dexamethason zur Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit [95]. Lenalidomid-refraktäre Patienten waren in der Zulassungsstudie ausgeschlossen.

    • Elotuzumab/Lenalidomid/Dexamethason führt gegenüber Lenalidomid/Dexamethason zu einer Steigerung der Remissionsrate und zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens, sowie in Interim-Analysen zu einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit [96]. Lenalidomid-refraktäre Patienten waren in der Zulassungsstudie ausgeschlossen.

    • Ixazomib/Lenalidomid/Dexamethason führt gegenüber Lenalidomid/Dexamethason zu einer Erhöhung der Remissionsrate, der Rate tiefer Remissionen und zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens, nicht zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit [97].

  • Zweifachkombination (alphabetische Reihenfolge)

    • Bortezomib/Dexamethason, wenn Bortezomib nicht in der Erstlinientherapie eingesetzt wurde oder eine lange therapiefreie Remissionsdauer erreicht werden konnte [98]. Bortezomib führt gegenüber Dexamethason-Monotherapie zu einer Steigerung der Remissionsrate, zu einer Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit und zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit [99]. Dreifachkombination mit Daratumumab oder liposomalem Doxorubicin [94,100] sind wirksamer als die Zweifachkombination, aber auch mit stärkeren Nebenwirkungen belastet. Bortezomib ist weniger wirksam als Carfilzomib [93].

    • Carfilzomib/Dexamethason führt gegenüber Bortezomib/Dexamethason zur Steigerung der Remissionsrate sowie der Rate tiefer Remissionen, zur Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit, zu einer niedrigeren Rate peripherer Neuropathien, aber zu einer höheren kardiovaskulärer Nebenwirkungen [101]. Zur Dosierung von Carfilzomib in den ersten beiden Gaben und zur Dosierungssteigerung ab der zweiten Woche siehe Multiples Myelom Therapieprotokolle.

    • Lenalidomid/niedrigdosiertes Dexamethason, wenn Lenalidomid nicht in der Erstlinientherapie eingesetzt wurde oder eine lange therapiefreie Remissionsdauer erreicht werden konnte [102]. Lenalidomid/Dexamethason führt gegenüber Dexamethason-Monotherapie zu einer Steigerung der Remissionsrate, zu einer Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit und in einigen Studien auch zur Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit. Dreifachkombinationen mit Carfilzomib [93], Daratumumab [95], Elotuzumab [96] oder Ixazomib [97] sind wirksamer als die Zweifachkombination, aber auch mit stärkeren Nebenwirkungen belastet.

6.1.2.1.1CAR-T: Ciltacabtagen Autoleucel (Cilta-Cel)

Ciltacabtagen Autoleucel (Cilta-Cel) ist ein Anti-BCMA-CAR-T-Zellprodukt. Es ist ab dem ersten Rezidiv zugelassen für Pat., die zuvor mit mindestens einer Therapie, darunter einem Immunmodulator und einem Proteasom-Inhibitor behandelt wurden, die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten und die gegenüber Lenalidomid refraktär sind.

Die Empfehlung zum Einsatz von Cilta-Cel in dieser Indikation beruht auf der Studie CARTITUDE-4 bei Pat. mit r/r MM nach 1-3 Vortherapien. In CARTITUDE-4 führte Cilta-Cel gegenüber einer Therapie mit PVd (Pomalidomid / Bortezomib / Dexamethason) oder DPd (Daratumumab / Pomalidomid / Dexamethason) zur Steigerung der Remissionsrate ≥CR 21,8 auf 73,1% (p<0,001), zur Steigerung der Rate MRD-negativer Pat. von 15,6 auf 60,6% (p<0,001) und zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,26; p<0,001) [76]. In einer aktuellen Präsentation zeigte sich eine Verlängerung der ÜLZ mit einer Überlebensrate nach 30 Monaten von 76 vs 64% (HR 0,55; p<0,01) [77]. Die Daten zur ÜLZ sind noch unreif. Ein Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS) trat bei 76,1% der Pat. auf. 17% der Pat. hatten ein Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (ICANS), die meisten im CTCAE Grad 1 oder 2. Nach Cilta-Cel wird keine Erhaltungstherapie durchgeführt [76].

Die bisherige Zulassung umfasste Pat. mit progredientem r/r MM, die zuvor bereits mindestens drei Therapien erhalten haben, darunter einen Immunmodulator, einen Proteasom-Inhibitor sowie einen Anti-CD38 Antikörper. Diese Zulassung basiert auf der Phase Ib/II-Studie CARTITUDE-1. Hier erreichte Cilta-Cel eine Ansprechrate von 83,1%, 67% der Pat. erreichten eine stringente komplette Remission. Das mediane progressionsfreie Überleben lag bei 27,4 Monaten, der Median der ÜLZ war nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 28,6 Monaten nicht erreicht [78]. Die Ergebnisse waren Real-World-Daten aus der LocoMMotion-Studie hoch signifikant überlegen [79] Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 95,2% der Pat. auf. Im Vordergrund stand die hämatologische Toxizität. Ein CRS aller Schweregrade trat bei 80,6% der Pat. auf, im CTCAE Grad 3/4 bei 4%. Neurotoxizität wurde in der Erstpublikation bei 21% der Pat. dokumentiert, bei 9% der Pat. im CTCAE Grad 3/4 [78].

Nach einer Behandlung mit CAR-T-Zellprodukten sollen die Pat. lebenslang auf das Auftreten sekundärer Malignome überwacht werden.

6.1.2.1.2Idecabtagen Vicleucel

Idecabtagen Vicleucel (Ide-Cel) ist ein Anti-BCMA-CAR-T-Zellprodukt. Nach einer Erweiterung ist es jetzt zugelassen für Pat., die mindestens 2 3 Vortherapien erhalten haben, einschließlich eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und eines Anti-CD38 Antikörpers, und unter der letzten Therapie eine Krankheitsprogression gezeigt haben.

Basis der ersten Zulassung war die Phase-II-Studie KarMMa. Pat. hatten im Median 6 Vortherapien erhalten. Idecabtagen vicleucel führte zu einer Ansprechrate von 67,6%, einer PFÜ von 9,1 Monaten und zu einer medianen ÜLZ von 23,3 Monaten bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 19,9 Monaten [80]. Die Rate schwerer Nebenwirkungen lag bei 99%. Im Vordergrund standen hämatologische Nebenwirkungen aufgrund der vorbereitenden, Lymphozyten-depletierenden Therapie mit Knochenmark-Depression und das CRS. Ein schweres CRS trat bei 18% der Pat. auf, eine Neurotoxizität ≥ Grad 3 bei 3%.

Die Zulassungserweiterung beruht auf den Ergebnissen der randomisierten Studie KarMMa-3 [81]. Sie wurde bei Pat. nach 2-4 Vortherapien einschließlich eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und eines Anti-CD38 durchgeführt. Die Therapie mit Ide-Cel führte gegenüber einer Standardtherapie (DaraPd, DaraVd, IxaRd, Kd oder EloPd) zur Steigerung der Remissionsrate ≥CR von 5 auf 39% und zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,49; p<0,0001). Daten zur ÜLZ sind noch unreif. Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten unter Ide-Cel bei 93% vs 75% im Kontrollarm auf. Häufigste schwere unerwünschte Ereignisse waren Neutropenie (76%), Anämie (51%), Thrombozytopenie (42%), Infektionen (24%) und Hypophosphatämie (20%). Ide-Cel führte auch zur Verbesserung der Lebensqualität [8182]. Nach einer Behandlung mit CAR-T-Zellprodukten sollen die Pat. lebenslang auf das Auftreten sekundärer Malignome überwacht werden.

6.1.2.1.3Bispezifische AK: Elranatamab

Elranatamab ist ein bispezifischer, Anti-BCMA- und Anti-CD3-gerichteter Antikörper. Er ist zugelassen als Monotherapie für Pat., die mindestens 3 vorangegangene Therapien erhalten haben, darunter einen Proteasom-Inhibitor, einen immunmodulatorischen Wirkstoff und einen Anti-CD38 Antikörper. Elranatamab wird in fixer Dosierung gegeben.

Basis ist die Phase-II-Studie MagnetisMM-3. In der Zulassungsstudie führte Elranatamab bei Pat. ohne BCMA-gerichtete Vortherapie zu einer Ansprechrate von 61,0% und einem Ansprechen ≥CR von 37,4%. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 28,4 Monaten betrug der Median des PFÜ 17,2 Monate, die mediane ÜLZ lag bei 24,6 Monaten. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 70,7% der Pat. auf. Am häufigsten waren Neutropenie, Anämie und Infektionen. In der empfohlenen Dosierung trat ein CRS aller Schweregrade bei 57,7% der Pat. auf. Ein ICANS wurde bei 3,4% der Pat. dokumentiert [83].

6.1.2.1.4Bispezifische AK: Teclistamab

Teclistamab ist ein bispezifischer, Anti-BCMA- und Anti-CD3-gerichteter Antikörper. Er ist zugelassen als Monotherapie für Pat., die mindestens 3 vorangegangene Therapien erhalten haben, darunter einen Proteasom-Inhibitor, einen immunmodulatorischen Wirkstoff und einen anti-CD38 Antikörper. Teclistamab wird in gewichtsadaptierter Dosierung gegeben.

Basis ist die Phase I/II-Studie MajesTEC-1. Teclistamab führte zu einer Ansprechrate ≥CR von 63%, zu einem medianen progressionsfreien Überleben von 11,3 Monaten und einem Median der ÜLZ von 18,3 Monaten. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 94,5% der Pat. auf. Im Vordergrund stand die hämatologische Toxizität. Ein CRS aller Schweregrade trat 72,1% der Pat. auf, ein ICANS bei 14,5% [84].

6.1.2.1.5Bispezifische AK: Talquetamab

Talquetamab ist ein bispezifischer, Anti- GPRC5D- und Anti-CD3-gerichteter Antikörper. Er ist zugelassen als Monotherapie für Pat., die mindestens 3 Vortherapien erhalten haben, einschl. eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und eines Anti-CD38 Antikörpes. Talquetamab wird in gewichtsadaptierter Dosierung gegeben.

Basis der Zulassung war die Phase I/II-Studie MonumenTAL-1 mit unterschiedlichen Kohorten in Bezug auf Applikation (subkutan wöchentlich vs alle 2 Wochen) und Dosierungen (405 µg/kg vs 800 µg/kg). Die Remissionsraten beider getesteten Dosierungsstufen lagen bei 74 vs 70%, davon erreichten 33 bzw. 40% mindestens eine Komplettremission. Das mediane PFÜ lag bei 7,5 vs 11,2 Monaten. Ein CRS aller Schweregrade trat bei 79% bzw. 75% der Pat. auf, ein schweres Grad 3/4 CRS oder ICANS wurde nicht beobachtet. Weitere nicht hämatologische Nebenwirkungen waren Geschmacksveränderungen in 72% bzw. 71% der Pat., Nagelveränderungen in 57% bzw. 73% und Hautveränderungen in 40% bzw. 30%, diese waren zumeist in Grad 1/2 und nach Absetzen reversibel. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 87% und 86% der Pat. auf. Am häufigsten waren dies Neutropenie (31% bzw. 21%), Anämie (32% bzw. 25%), sowie Infektionen bei 22% bzw. 20% [8586]. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel - Talquetamab.

6.1.2.1.6Pomalidomid / Bortezomib / Dexamethason (PVd))

Die Kombination Pomalidomid / Bortezomib / Dexamethason (PVd) ist zugelassen nach mindestens einer Vorbehandlung, darunter Lenalidomid. In der OPTIMISMM-Studie führte PVd gegenüber Bortezomib / Dexamethason zur signifikanten Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR von 45,7 auf 81,5%, zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,58; p<0,001) und zur Verlängerung der Zeit bis zur nächsten Therapie, nicht zur Verlängerung der ÜLZ [8788]. Schwere unerwünschte Ereignisse traten mit 57 vs 42% häufiger im Pomalidomid-Arm auf. Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4, die häufiger im Pomalidomid-Arm auftraten, waren Neutropenie (42%) und Infektionen (31%). Venöse thrombembolische Ereignisse traten bei 11,2% der Pat. im Pomalidomid-Arm gegenüber 2,6% im Kontrollarm auf.

6.1.2.1.7Bortezomib oder Carfilzomib / Cyclophosphamid / Dexamethason (VCd / KCd)

Bortezomib ist in Kombination mit Dexamethason bei Pat. zugelassen, die mindestens eine vorangehende Therapie erhalten haben und sich bereits einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterzogen haben oder für diese nicht geeignet sind. Carfilzomib ist in Kombination mit Dexamethason zur Behandlung von Pat. indiziert, die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben.

In einer in Deutschland bei nicht vorbehandelten Pat. durchgeführten Phase-III-Studie zum Vergleich von Bortezomib / Cyclophosphamid / Dexamethason (VCd) gegenüber Bortezomib / Doxorubicin / Dexamethason führte VCd zu einer Remissionsrate ≥VGPR von 37,0%. VCd war dem Anthrazyklin-haltigen Schema nicht unterlegen. Häufigste Nebenwirkung im Grad 3/4 war Leukozytopenie / Neutropenie bei 35,2% der Pat. [73]. In einer Phase-II-Studie mit 414 Pat. fand sich kein Unterschied in den Remissionsraten bei Pat. mit günstiger oder ungünstiger Zytogenetik [89].

In der ENDEAVOR-Studie zeigte sich die Kombination Carfilzomib / Dexamethason gegenüber der Kombination Bortezomib /Dexamethason hinsichtlich Ansprechrate mit 77% vs 63%, Erreichen einer VGPR mit 54% vs 29%, einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens mit 18,7 vs 9,4 Monate sowie des Gesamtüberlebens mit 47,6 vs 40 Monaten überlegen [90]. In einer spanischen Phase-II-Studie verlängerte die Hinzunahme von Cyclophosphamid das progressionsfreie Überleben, insbesondere bei lenalidomidrefraktären Pat. mit 18,4 vs 11,3 Monaten (p=0,043) [91].

Carfilzomib / Cyclophosphamid / Dexamethason (KCd) führte bei vorbehandelten Pat. in der MUKfive – Studie gegenüber Bortezomib / Cyclophosphamid / Dexamethason (VCd) zu einer höheren Remissionsrate ≥VGPR von 40,2 vs 31,9% (nicht unterlegen). Das Neuropathie-Risiko war höher im Bortezomib-Arm, kardiale Komplikationen traten nur im Carfilzomib-Arm auf [92]. Auch die Kombination Carfilzomib / Bendamustin / Dexamethason ist bei beim r/r MM wirksam [93].

6.1.2.1.8Selinexor / Bortezomib / Dexamethason (SVd)

Die Kombination Selinexor / Bortezomib / Dexamethason (SVd) ist zugelassen für Pat. mit r/r MM, die zuvor mindestens eine Therapie erhalten haben. Selinexor blockiert Exportin 1 (XPO1). In der Zulassungsstudie BOSTON führte SVd gegenüber Bortezomib / Dexamethason zur Erhöhung der Remissionsrate ≥VGPR von 32,4 auf 44,6% und zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,71; p=0,0075). Die ÜLZ wurde nicht verlängert. Häufigste Nebenwirkungen im Selinexor-Arm waren Übelkeit, Thrombozytopenie und Fatigue [94].

6.1.2.1.9Daratumumab oder Isatuximab / Pomalidomid / Dexamethason (DaraPd / IsaPd)

Daratumumab ist zugelassen in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason bei Pat. mit r/r MM, die bereits eine vorherige Therapie mit einem Proteasom-Inhibitor und Lenalidomid erhalten haben und refraktär gegenüber Lenalidomid waren, oder die bereits mindestens zwei vorherige Therapien erhalten haben, die Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor enthielten. Isatuximab ist zugelassen in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason bei Pat. mit r/r MM, die mindestens zwei vorangegangene Therapien einschl. einem Proteasom-Inhibitor und Lenalidomid erhalten haben.

In der APOLLO-Studie führte Daratumumab / Pomalidomid / Dexamethason gegenüber Pomalidomid / Dexamethason zur Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR von 20,0 auf 49,6% und zur Verlängerung der PFÜ in der Gesamtstudie (HR 0,63; p=0,0018), das mediane Gesamtüberleben konnte von 23,7 auf 34,4 Monate verlängert werden. Unerwünschte Ereignisse im CTCAE Grad 3/4 traten bei 88,0% der Pat. im DaraPd-Arm vs 85,6% der Pat. im Kontrollarm auf. Häufigste unerwünschte Ereignisse waren Neutropenie, Anämie und Thrombozytopenie. Im Daratumumab-Arm traten häufiger Pneumonien auf [9596].

In der ICARIA-MM-Studie führte Isatuximab / Pomalidomid / Dexamethason gegenüber Pomalidomid / Dexamethason zur Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR von 8,3 auf 31,8% und zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,60; p=0,0010). Die ÜLZ wurde ebenfalls verlängert, aber nicht statistisch signifikant (HR 0,69; p=0,0613). Schwere unerwünschte Ereignisse im CTCAE Grad 3/4 traten bei 91% der Pat. im IsaPd vs 76% der Pat. im Pd-Arm auf. Dabei traten im Isatuximab-Arm u. a. häufiger Neutropenie und febrile Neutropenie auf [9798].

6.1.2.1.10Daratumumab oder Isatuximab / Carfilzomib / Dexamethason (DaraKd, IsaKd)

Daratumumab oder Isatuximab sind jeweils zugelassen in Kombination mit Carfilzomib / Dexamethason bei Pat. mit r/r MM, die bereits mindestens eine vorherige Therapie erhalten haben.

In der CANDOR-Studie führte Daratumumab / Carfilzomib / Dexamethason gegenüber Carfilzomib / Dexamethason zur Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR von 49 auf 69% und zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,63; p=0,0027), nicht der ÜLZ (HR 0,76; p=0,118). Schwere unerwünschte Ereignisse im CTCAE Grad 3/4 traten bei 82% der Pat. im Daratumumab/Carfilzomib/Dexamethason vs 74% der Pat. im Carfilzomib/Dexamethason-Arm auf. Dabei traten im Daratumumab-Arm häufiger Thrombozytopenie, Diarrhoe, Infekte der oberen Luftwege und Fatigue auf. Die Herzinsuffizienzrate aller Schweregrade lag unter Daratumumab / Carfilzomib / Dexamethason bei 9,4%, unter Carfilzomib / Dexamethason bei 11,2% [99100].

In der IKEMA-Studie führte Isatuximab / Carfilzomib / Dexamethason gegenüber Carfilzomib / Dexamethason zur Steigerung der Rate von Pat. ohne minimale Resterkrankung von 13,0 auf 29,6% sowie zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,53; p=0,0013), nicht der ÜLZ [101102]. Dabei traten im Isatuximab-Arm u. a. häufiger Infektionen, Pneumonie und Stoffwechselstörungen aufgeführt. Die Herzinsuffizienzrate lag in den beiden Studienarmen bei 8,5 bzw. 7,4% [103].

6.1.2.1.11Daratumumab / Bortezomib / Dexamethason (DaraVd)

Daratumumab ist zugelassen in Kombination mit Bortezomib / Dexamethason (DaraVd) Pat. mit r/r MM, die bereits mindestens eine vorherige Therapie erhalten haben.

In der CASTOR-Studie führte Daratumumab / Bortezomib / Dexamethason gegenüber Bortezomib / Dexamethason zur Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR von 27,5 auf 60,2%, zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,31; p<0,0001) und der ÜLZ (HR 0,74; p=0,0075) [104105]. Besonders relevant bei Bortezomib ist das Neuropathie-Risiko, es wird durch subkutane statt intravenöser Gabe gesenkt.

6.1.2.1.12Bortezomib oder Carfilzomib oder Ixazomib / Lenalidomid / Dexamethason (VRd, KRd, IxaRd)

Die drei Proteasom-Inhibitoren Bortezomib, Carfilzomib und Ixazomib sind, jeweils in Kombination mit Lenalidomid / Dexamethason, zugelassen für die Behandlung von Pat., die mindestens eine vorausgegangene Therapie erhalten haben. Wirksamkeit und Sicherheit sind in Phase-II- und -III-Studien belegt [37106]. Zu den relevanten Nebenwirkungen gehören Neutropenie, Thrombozytopenie, Polyneuropathie und Thrombembolien.

In der ASPIRE-Studie führte Carfilzomib / Lenalidomid / Dexamethason gegenüber der Zweifachkombination Lenalidomid / Dexamethason zu einer Erhöhung der Remissionsrate, der Rate tiefer Remissionen ≥CR von 9,3 auf 31,8%, zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,69; p<0,0001), der Zeit bis zur Einleitung der nächsten Therapie und zu einer Verlängerung der ÜLZ (HR 0,79; p=0,0045) [107108]. Häufiger im Carfilzomib-Arm auftretende Nebenwirkungen waren Hypokaliämie, Infektionen der oberen Luftwege, Diarrhoe, Thrombozytopenie und Muskelspasmen.

In der TOURMALINE-MM1-Studie führte Ixazomib / Lenalidomid / Dexamethason gegenüber der Zweifachkombination Lenalidomid / Dexamethason zu einer Erhöhung der Remissionsrate ≥VGPR von 43,9 auf 51,4%, der Rate tiefer Remissionen und zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,82; p=0,0543), nicht der ÜLZ [109]. Die häufigsten Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4, die bei mehr als 5% der Pat. und häufiger im Ixazomib-Arm auftraten, waren Thrombozytopenie 21,3%, Diarrhoe 10% und Exanthem. Die gastrointestinalen Nebenwirkungen traten vor allem in den ersten 3 Monaten auf.

6.1.2.1.13Elotuzumab / Lenalidomid / Dexamethason (EloRd)

Elotuzumab ist in Kombination mit Lenalidomid / Dexamethason (EloRd) zugelassen zur Therapie von Pat., die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben.

In ELOQUENT-2 führte EloRd zur Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR von 29 auf 35%, zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,68; p=0,0001) und der ÜLZ (HR 0,77; p=0,0257). Die Nebenwirkungsrate im Elotuzumab-Arm war höher als im Kontrollarm, häufigste zusätzliche Nebenwirkungen waren Infektionen und schwere Lymphozytopenie [110].

6.1.2.1.14Elotuzumab / Pomalidomid / Dexamethason (EloPd)

Elotuzumab ist in Kombination mit Pomalidomid / Dexamethason (EloPd) zugelassen zur Therapie von Pat., die mindestens zwei vorangegangene Therapien erhalten haben, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor.

In der randomisierten Phase-II-Studie ELOQUENT-3 führte EloPd zu einer signifikanten Steigerung der Remissionsrate ≥VGPR von 26 auf 52%, zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,499, p=0,0011) und der ÜLZ (HR 0,9; p=0,0217). Schwere unerwünschte Ereignisse traten in den beiden Studienarmen etwa gleich häufig auf. Keine der schweren Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 trat häufiger im Elotuzumab-Arm als im Kontrollarm auf [111112].

6.1.2.1.15Daratumumab / Lenalidomid / Dexamethason (DaraRd) - Rezidiv

Daratumumab / Lenalidomid / Dexamethason ist zugelassen für die Therapie von Pat., die bereits mindestens eine Therapie erhalten haben.

In der POLLUX-Studie führte die Hinzunahme von Daratumumab zu einer Steigerung der Remissionsrate ≥CR von 23,2 auf 56,6%, zur Verlängerung der PFÜ (HR 0,31; p<0,001) und der ÜLZ (HR 0,74; p=0,0075). Der Einfluss auf die ÜLZ war konsistent trotz einer großen Vielfalt an Postprogressionstherapien. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4, die signifikant häufiger im Daratumumab-Arm auftraten waren vor allem Thrombozytopenie (46,1%), Neutropenie (13,6%) und Hypertonie (7,4%) [113114].

6.1.2.1.16Allogene oder autologe Stammzelltransplantation

Der Stellenwert der allogene Stammzelltransplantation ist unklar. Sie kann im Rezidiv zu lang anhaltenden Remissionen führen. Durch die allogene Transplantation besteht das Risiko einer erhöhten, transplantationsassoziierten Morbidität und Mortalität. Um den therapeutischen Nutzen der allogenen SZT bei Pat. mit Multiplem Myelom nach Progress oder Rezidiv nach der Erstlinientherapie bewerten zu können, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine Erprobungsstudie beschlossen [https://www.g-ba.de/downloads/40-268-4165/2017-01-19_erp-rl_szt_mm_multiples-myelom_zd]. Pat. sollen in diese Studie eingeschlossen werden.

Im Einzelfall kann auch im Rezidiv eine Hochdosis-Melphalantherapie mit ASZT erwogen werden, beispielsweise bei langem Ansprechen auf die erste Hochdosistherapie oder fehlenden alternativen therapeutischen Optionen. Allerdings hat die randomisierte ReLApsE Studie der deutschen Studiengruppe GMMG keinen Überlebensvorteil für die ASZT im Rezidiv gezeigt [115].

6.1.2.1.17Venetoclax / Bortezomib / Dexamethason

Venetoclax in Kombination mit Bortezomib kann eine Option bei Pat. mit Nachweis einer t(11;14) sein, ist aber aktuell in dieser Indikation nicht zugelassen. Der Einsatz der Arzneimittel in dieser Kombination erfolgt im Off-Label-Use. Zur Unterstützung einer Sicherung der Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen verweisen wir auf die Hinweise auf der Homepage der DGHO.

In der BELLINI-Studie führte die Kombination von Venetoclax / Bortezomib / Dexamethason gegenüber Bortezomib / Dexamethason zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,63; p=0,010), aber aufgrund einer erhöhten Rate tödlich verlaufender Infektionen im Venetoclax-Arm zu einem verkürzten Gesamtüberleben (HR 2,027; p=0,034). Eine Subgruppenanalyse zeigte für Patienten mit t(11;14) dagegen einen noch stärkeren Benefit für das progressionsfreie Überleben (HR 0,110; p=0,002) ohne negativen Einfluss tödlicher Infektionen auf das Gesamtüberleben (HR 0,343; p=0,363). Daher wird diese Kombination nur bei Pat. mit Nachweis einer t(11;14) und nach sorgfältiger Selektion im Hinblick auf ein erhöhtes Infektionsrisiko empfohlen [116117].

In der CANOVA-Studie resultierte die Kombination Venetoclax / Dexamethason gegenüber Pomalidomid / Dexamethason nicht in einer signifikanten Verbesserung in Bezug auf Ansprechrate oder progressionsfreiem Überleben [118].

6.1.2.1.18Selinexor / Dexamethason (Sd)

Die Kombination Selinexor / Dexamethason (Sd) ist zugelassen für Pat. mit r/r MM, die zuvor mindestens 4 Therapielinien erhalten haben und deren Erkrankung gegenüber mindestens zwei Proteasom-Inhibitoren, zwei immunmodulatorischen Substanzen und einem monoklonalen Anti-CD38 Antikörper refraktär ist.

In der einarmigen Phase-IIb-Studie STORM führte Selinexor zu einer Ansprechrate von 23,8%, einem medianen progressionsfreien Überleben von 2,79 Monaten und einer medianen ÜLZ von 7,56 Monaten. In indirekten Vergleichen liegen die Ergebnisse oberhalb von Ergebnissen vergleichbarer Pat. aus der Flatiron Health Analytic Database (FHAD) und aus MAMMOTH (Monoclonal Antibodies in Multiple Myeloma: Outcomes after Therapy Failure). Häufigste Nebenwirkungen im Selinexor-Arm waren Übelkeit, Thrombozytopenie und Fatigue [119120].

6.1.2.1.19Zytostatische Therapie

Zytostatische Therapie kann die Krankheitslast reduzieren, Symptome von Pat. mit progredientem Myelom lindern, die progressionsfreie und bei Pat. mit Therapieansprechen ggf. auch die ÜLZ verlängern. Zu den wirksamen und zugelassenen Einzelsubstanzen gehören (alphabetische Reihenfolge): Bendamustin, Cyclophosphamid, (liposomales) Doxorubicin, Melflufen und Melphalan. Ebenfalls wirksam und im Off-Label-Use eingesetzt werden Cisplatin und Etoposid. Kombinationstherapien sind in der Regel wirksamer als Einzelsubstanzen, höhere Dosierungen ebenfalls, sind aber auch mit einer höheren Rate belastender Nebenwirkungen assoziiert. Kombinationschemotherapien wie das PACE-Schema mit Cisplatin / Doxorubicin / Cyclophosphamid und Etoposid werden auch mit Proteasom-Inhibitoren und/oder Immunmodulatoren kombiniert. Die Toxizität entspricht den Nebenwirkungen der Einzelsubstanzen.

Der Einsatz von Zytostatika bei Pat. mit fortgeschrittener Erkrankung nach mehreren vorangegangenen Therapien soll unter sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Nebenwirkungen erfolgen [121122123]. Details zu den wirksamen Substanzen sind in Kapitel 6.2.1.9 dargestellt.

6.1.2.1.20Belantamab Mafodotin

Überlegene Wirksamkeit bei Pat. mit r/r MM hat das gegen BCMA gerichtete Antikörperkonjugat Belantamab Mafodotin der DREAMM-7-Studie in Kombination mit Bortezomib / Dexamethason (Vd) gegenüber Vd [124] und in der DREAMM-8-Studie in Kombination mit Pomalidomid / Dexamethason (Pd) gegenüber Pd [125]. Belantamab Mafodotin war bereits in der EU zugelassen [126127], mit Datum vom 23. Februar 2024 hat die Europäische Kommission die bedingte Zulassung von Belantamab-Mafodotin widerrufen. Damit ist das Arzneimittel aktuell nicht verkehrs- und erstattungsfähig, und im Handel nicht verfügbar.

6.1.2.2Allogene Stammzelltransplantation

Die allogene Stammzelltransplantation kann auch im Rezidiv zu lang anhaltenden Remissionen führen [103], siehe Onkopedia Allogene Stammzelltransplantation – Indikationen. Die Intensität der Konditionierung ist Gegenstand klinischer Forschung [104]. Der Graft-versus-Myeloma-Effekt ist entscheidend für den Therapieerfolg. Er kann durch spätere Donorlymphozytengaben weiter verstärkt werden [105], siehe Onkopedia Allogene Stammzelltransplantation – Rezidiv.

Die Studienergebnisse zum Vergleich von autologer und allogener Stammzelltransplantation sind uneinheitlich, siehe Multiples Myelom Studienergebnisse. Dem Vorteil einer niedrigeren Rezidivrate durch die allogene Transplantation steht das Risiko einer erhöhten, transplantationsassoziierten Morbidität und Mortalität gegenüber. Um den therapeutischen Nutzen der allogenen SZT bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom nach Progress oder Rezidiv nach der Erstlinientherapie bewerten zu können, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine Erprobungsstudie beschlossen [https://www.g-ba.de/downloads/40-268-4165/2017-01-19_Erp-RL_SZT_MM_Multiples-Myelom_ZD.pdf]. Patienten sollen in diese Studie oder in andere Studien mit ähnlicher Fragestellung eingeschlossen werden.

Eine neue, hochwirksame Form der zellulären Therapie ist der Einsatz von modifizierten Abwehrzellen des Immunsystems, z. B. CAR T-Zellen).

6.1.3Drittlinien- und spätereSupportive Therapie

Die Wahl der Therapie bei Refraktärität oder im Rezidiv nach Zweitlinientherapie wird weiterhin von den Zielen des Patienten und wesentlich durch die Erfahrungen mit den vorangegangenen Behandlungen bestimmt, siehe Abbildung 6. Die aktuellen Daten für die Therapie von Patienten, die mindestens zwei vorherige Behandlungen erhalten haben, können folgendermaßen zusammengefasst werden:

  • Wiederholung der Zweitlinientherapie bei Patienten mit langer, tiefer Remission und guter Verträglichkeit

  • neue Zwei- oder Dreifachkombinationen aus der Zweitlinientherapie, siehe Kapitel 6. 1. 2. 1

  • Zusätzliche Optionen

    • Panobinostat führt in Kombination mit Bortezomib/Dexamethason gegenüber Bortezomib/Dexamethason zu einer Verlängerung der progressionsfreien, nicht der Gesamtüberlebenszeit [106].

    • Pomalidomid führt in Kombination mit niedrigdosiertem Dexamethason gegenüber einer hochdosierten Dexamethason-Therapie zur Verlängerung der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeit sowie zu einer Steigerung der Remissionsrate [107]. Die zusätzliche Kombination mit Cyclophosphamid steigert die Ansprechrate, aber auch die hämatologische Toxizität [108].

    • Daratumumab-Monotherapie führt bei 30% intensiv vorbehandelter Patienten zu einer mindestens partiellen Remission und einem mittleren progressionsfreien Überleben von 4 Monaten [109].

    • Zytostatika: Wirksame ‚klassische‘ Zytostatika sind Bendamustin, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Melphalan, jeweils als Monotherapie oder in Kombinationen. Dazu gehören auch Therapieregime wie DCEP oder DT-PACE, die teils über kontinuierliche Infusion verabreicht werden, siehe auch Multiples Myelom Zulassungsstatus.

6.1.3.1Osteoprotektion

Die zusätzliche Therapie mit osteoprotektiven Arzneimitteln ist bei Knochenbeteiligung und während einer Glukokortikoid-haltigen Therapie indiziert, d.h. bei Pat. mit mindestens einer Osteolyse [128129130]. Ziel ist, das Auftreten von skelettbezogenen Ereignissen zu verzögern oder zu verhindern. Neben den Bisphosphonaten steht auch der Anti-RANKL-Antikörper Denosuma zur Verfügung.

Sowohl unter Zoledronsäure als auch unter Denosumab kann es zu einer Hypokalzämie kommen, weshalb bei beiden Substanzen Calcium und ggf. Vitamin D3 substituiert werden sollte.

6.1.3.1.1Bisphosphonate

Bisphosphonate reduzieren die Rate der sog. Skelett-bezogenen Ereignisse (pathologische Frak turen, Rückenmarkskompression, die Notwendigkeit einer Bestrahlung / Operation des Knochens, oder einer Hyperkalzämie). Bei manchen Pat. kann diffuser Knochenabbau radiologisch als „Osteoporose“ bzw. „Osteopenie“ imponieren: auch bei diesen Pat. ist eine Bisphos phonattherapie indiziert. Für die Differenzierung, ob eine Wirbelkörpersinterung durch das MM oder durch Osteoporose anderer Ursache bedingt ist, ist die diffusionsgewichtete Magnetresonanztomographie der Wirbelsäule hilfreich.

Zoledronat ist das Bisphosphonat der ersten Wahl bei Pat. mit MM. In Analogie zu den Ergebnissen randomisierter Studien beim Mammakarzinom und in Übereinstimmung mit der S3 Leitlinie Supportive Therapie [130] wird folgendes Therapieschema empfohlen:

  • Zoledronat alle 4 Wochen über 1 Jahr

  • Zoledronat alle 12 Wochen ab dem 2. Jahr

Diese Medikamente sollten über mindestens zwei Jahre gegeben werden, danach sollte eine individuelle Entscheidung über eine Fortsetzung erfolgen. Hierbei spielen u.a. die erreichte Krankheitskontrolle und das Ausmaß der Knochenbeteiligung eine Rolle. Belastbare Daten prospektiver Studien zu einer fixen Therapiedauer in Abhängigkeit vom Remissionsstatus gibt es nicht.

Bei einer therapiepflichtigen Krankheitsprogression sollte die Bisphosphonattherapie wieder begonnen werden.

Bei einer schweren Niereninsuffizienz mit Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min sollten Bisphosphonate nicht zum Einsatz kommen, sondern alternativ die Behandlung mit Denosumab erwogen werden.

6.1.3.1.2RANKL-Inhibitor

Der RANKL-Inhibitor Denosumab ist ebenfalls beim MM wirksam [131]. Denosumab ist Zoledronat bei der Zeit bis zur ersten ossären Komplikation nicht unterlegen [132133]. Im Denosumab-Arm traten weniger renale Komplikationen auf, Überprüfungen der Nierenfunktion sind vor der Anwendung nicht erforderlich. Denosumab wird subkutan alle 4 Wochen appliziert. Aufgrund fehlender Daten ist eine Empfehlung für oder gegen die Erweiterung des Applikationsintervalls von Denosumab nach 1- jähriger Gabe nicht möglich. Da das Absetzen von Denosumab nach etwa 2 Jahren zu einem „Rebound-Phänomen“ mit einer Steigerung der Rate multipler Wirbelkörperfrakturen führt, kann beim Absetzen von Denosumab nach Erreichen des Therapieziels die Gabe von Zoledronat über 1-2 Jahre erwogen werden. Ergänzend müssen alle Pat. täglich mindestens 500 mg Calcium und 400 IE Vitamin D erhalten, auch unter fortgesetzter Bisphosphonat-Therapie in Remission.

6.1.3.1.3Kieferosteonekrosen

Osteonekrosen des Kiefers gehören zu den seltenen, aber sehr belastenden Nebenwirkungen einer Therapie mit Bisphosphonaten oder dem Anti-RANKL-Antikörper. Zur Vermeidung dieser Komplikation sollen Pat. vor Beginn einer osteoprotektiven Therapie zahnärztlich untersucht und in optimaler Zahn- und Mundhygiene unterwiesen werden. Auffällige Befunde sollten vor Therapieeinleitung zahnärztlich behandelt werden, bevor mit der Bisphosphonat- oder Denosumab-Therapie begonnen wird. Nach Beginn der Behandlung sollten invasive Eingriffe wie Zahnextraktionen möglichst vermieden werden. Mindestens jährlich sollte eine zahnärztliche Kontrolle erfolgen. Wenn zahnärztliche Eingriffe notwendig werden, sollte möglichst zahnerhaltend vorgegangen werden. Wenn invasive Eingriffe wie Zahnextraktionen unumgänglich sind, sollte vorher die Bisphosphonat- bzw. Denosumab-Therapie unterbrochen werden. Empfohlen wird Intervall von mindestens 4 Wochen vor, und von mindestens 12 Wochen nach dem Eingriff. Die osteoprotektive Therapie wird dann erst nach Abschluss der Wundheilung erneut aufgenommen. Diese einfachen Maßnahmen senken die Rate der Kieferosteonekrosen [130].

6.1.3.2Infektionen

Pat. mit MM haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Risikofaktoren sind die Grundkrankheit und Nebenwirkungen der Therapie. Die häufigsten Ursachen sind bakteriell mit den klinischen Syndromen einer Pneumonie oder Sepsis. Einzelne Substanzklassen und Arzneimittel sind mit spezifischen Infektionsrisiken assoziiert.

Zu allgemeinen Empfehlungen, auch mit Bezug zum MM, verweisen wir auf

Zur besonderen Situation der Hypogammaglobulinämie unter BCMA-gerichteter Therapie verweisen wir auf Kapitel 6.1.3.2.3., auch auf die von der IMWG veröffentlichten Empfehlungen [134].

6.1.3.2.1Antibiotika

Eine allgemeine Antibiotikaprophylaxe wird nicht empfohlen.

6.1.3.2.2Virale Infektionen

Empfohlen wird:

  • Hepatitis-Screening bei allen Pat.: Bestimmung von HBsAg, Anti-HBcAb und Anti-HBsAb bei allen Pat. vor Therapie mit Immunsuppressiva, einschl. Dexamethason und hochdosiertem Prednisolon

  • Herpes zoster Prophylaxe bei Therapie mit Proteasom-Inhibitoren und/oder Anti-CD38 Antikörpern und/oder Elotuzumab: orale Prophylaxe mit Aciclovir (200 – 400 mg 2x/Tag) oder Valaciclovir (500 mg/Tag) während Therapie und bis zu 1-3 Monate nach Therapie.

6.1.3.2.3Immunglobulinsubstitution

Die moderne, effektive MM-Therapie ist mit dem erhöhten Risiko einer langanhaltenden Immunsuppression, insbesondere einer Hypogammaglobulinämie assoziiert. Bei Nachweis von IgG-Serumwerten <4g/L wird zur Senkung der nicht progressionsassoziierten Mortalität eine Immunglobulinsubstitution analog anderer sekundärer Immundefekte empfohlen, siehe Onkopedia – sekundäre Immundefekte. Das Auftreten von schwerwiegenden Infektionen unter BCMA gerichteter Therapie wird durch den Ausgleich des therapeutisch induzierten Immunglobulinmangels um 90% reduziert [135]. Empfohlen ist die Substitution in einer Dosierung von 0,2–0,4 g / kg KG alle 3-4 Wochen.

6.1.3.3Venöse Thromboembolien

Erarbeitet mit Unterstützung von Prof. Dr. Helmut Ostermann (München) und Prof. Dr. Hanno Riess (Berlin)

6.1.3.3.1Prophylaxe

Pat. mit aktivem, neu diagnostiziertem oder rezidiviertem MM haben ein bis zu 20fach erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen (VTE) im Vergleich zur Normalbevölkerung. Die meisten VTE treten innerhalb der ersten 6 Monate nach Therapiebeginn auf [136]. Risikofaktoren sind

  • Multiples Myelom

    • fortgeschrittenes Stadium (Krankheitslast)

    • Hyperviskosität

    • Therapiebedürftigkeit

      • Immunmodulatoren, insbesondere in Kombination mit hochdosiertem Dexamethason

  • Individuell

    • Alter

    • Vorgeschichte von Thromboembolien

    • Hereditäre Prädisposition für Thromboembolien (Thrombophilie)

    • Komorbiditäten mit erhöhtem Thromboembolie-Risiko

      • Immobilität

      • Zentraler Venenkatheter (Port)

      • Chirurgischer Eingriff

      • Adipositas

Beim MM validierte Risiko-Scores wie IMPEDE-VTE [137138139] können helfen, das individuelle Risiko zu objektivieren. Ein orientierender Algorithmus ist in Abbildung 6 dargestellt.

Abbildung 7: Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen 
1 SLiM-CRAB Kriterien, siehe Tabelle 6
2 z. B. hohe Tumorlast, relevante Mobilitätseinschränkung, Einsatz von Carfilzomib o. a.; Verwendung validierter Risiko-Scores wie IMPEDE VTE, SAVED oder PRISM empfohlen;
3 z. B. Blutungszeichen, Thrombozytopenie <25.000/µl, Niereninsuffizienz mit Kreatinin-Clearance <30ml/min, Z. n. Blutungskomplikationen
4 direkte orale Antikoagulantien (DOAK): Studien zum direkten Vergleich der verschiedenen Arzneimittel zur VTE-Prophylaxe gibt es bei onkologischen Pat. kaum; Studiendaten liegen für Apixaban 2 x 2,5 mg oder Rivaroxaban 1 x 10 mg vor; Edoxaban ist zur Prophylaxe nicht zugelassen
5 niedermolekulares Heparin (NMH): Studien zum direkten Vergleich der verschiedenen Präparationen von niedermolekularem Heparin gibt es bei onkologischen Pat. kaum;
6 ASS 81 oder 100 mg

Zur Prophylaxe eingesetzt werden niedermolekulares Heparin (NMH), direkte orale Antikoagulantien (DOAK), Acetylsalicylsäure (ASS) und Vitamin-K-Antagonisten (VKA). Es liegen nur wenige Daten aus direkt vergleichenden Studien bei Pat. mit MM vor [140]. Deshalb werden für die Empfehlungen auch Daten randomisierter Studien von Pat. mit anderen, aktiven Krebserkrankungen und erhöhtem VTE-Risiko berücksichtigt. Die den Empfehlungen zugrundeliegenden Daten können folgendermaßen zusammengefasst werden:

Multiples Myelom

  • ASS 100 mg vs Enoxaparin 40 mg vs Warfarin 1,25 mg: In einer randomisierten, offenen, dreiarmigen Studie bei 659 MM-Pat. mit initialer, Thalidomid-basierter Therapie wurde der Endpunkt (schwerwiegende VTE, akute kardiovaskuläre Ereignisse, plötzlicher Tod) innerhalb der ersten 6 Monate bei 6,4% (ASS), 8,2% (Warfarin) und 5,0% (NMH) der Pat. erreicht [141].

  • ASS 100 mg vs Enoxaparin 40 mg: In einer randomisierten, offenen Phase-III-Studie bei 342 MM-Pat. mit initialer, Lenalidomid-basierter Therapie lag die VTE-Inzidenz im ASS-Arm bei 2,27% vs 1,20% im NMH-Arm (nicht signifikant) [142].

  • Rivaroxaban 10 mg vs Placebo: In der randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie CASSINI bei 841 onkologischen Pat mit erhöhtem Risiko für thromboembolische Komplikationen (Khorana-Score ≥2) und Randomisation nach negativer Screening-Sonographie der tiefen Beinvenen führte die Prophylaxe mit Rivaroxaban zur Senkung des VTE-Risikos von 8,8% auf 6,0% (p=0,10). In der On-Treatment-Analyse war der Unterschied statistisch signifikant. Die Rate schwerer Blutungen lag bei 2,0% unter Rivoraxaban vs 1,0% im Kontrollarm [143].

Onkologische Pat.

  • Apixaban 2 x 2,5 mg vs Placebo: In der randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie AVERT bei 563 onkologischen Pat. mit erhöhtem Risiko für thromboembolische Komplikationen (Khorana-Score ≥2) führte die Prophylaxe mit Apixaban zur signifikanten Senkung des VTE-Risikos von 10,2% auf 4,2% (p<0,001). Die Rate schwerer Blutungen lag bei 3,5% unter Apixaban vs 1,8 % im Kontrollarm (p= 0,046) [144]. 2,6% der Pat. hatten ein MM als Grundkrankheit.

  • DOAK vs NMH/Fondaparinux: In der randomisierten, offenen Studie CANVAS bei onkologischen Pat. nach einer VTE zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der VTE-Rezidivrate zwischen DOAK (Apixaban, Dabigatran, Edoxaban, Rivaroxaban) oder NMH/Fondaparinux mit 6,1% vs 8,8% [145]

  • Apixaban 2 x 2,5 mg vs 2 x 5 mg: In der EVE-Studie zur Sekundärprophylaxe bei onkologischen Pat. nach einer VTE wurde gezeigt, dass eine Fortsetzung der Antikoagulation nach 6-12 Monaten mit Reduktion der Apixaban-Dosierung von 2 x 5 mg auf 2 x 2,5 mg äquieffektiv bezüglich der VTE-Rate ist und nicht zur Senkung der Rate an Blutungskomplikationen führt [146].

Zusammengefasst sind DOAK den NMH nicht unterlegen, beide Therapieformen sind nummerisch etwas wirksamer als ASS in der VTE-Prophylaxe. Daten der randomisierten Studien werden in prospektiven Beobachtungsstudien bei Pat. mit MM bestätigt [136140147].

DOAK sind in der Applikation für die Pat. komfortabler. Kein DOAK ist formal für die primäre VTE-Prophylaxe beim MM zugelassen.

6.1.3.3.2Dauer

Daten zur optimalen Dauer jeglicher Art von medikamentöser VTE-Primärprophylaxe, generell bei onkologischen Pat. und insbesondere beim MM fehlen. Empfohlen wird die Fortsetzung der medikamentösen VTE-Prophylaxe bis zum Erreichen einer stabilen Remission. Abhängig von der Krankheitsaktivität des MM, der Art einer möglichen Erhaltungstherapie, dem Vorliegen zusätzlicher VTE-Risikofaktoren und der Patientenpräferenz wird in vielen Fällen eine Fortführung der antithrombotischen Prophylaxe sinnvoll sein. Hier kann auch ein Wechsel von DOAK / NMH auf ASS indiziert sein. Hilfreich bei der Identifikation eines persistierend erhöhten VTE-Risikos können die Bestimmung der D-Dimer-Werte und deren Integration in den IMPEDE_VTE-Score sein [137].

6.2TherapieTherapieoptionen

6.2.1ArzneimittelSystemische Therapie

Für eine umfassende Darstellung von Therapieschemata verweisen wir auf ‚Das Blaue Buch‘, 8. Auflage 2023 [157] und auf ‚Das Rote Buch‘, 7. Auflage 2023 [158].

6.2.1.1Bendamustin

Bendamustin gehört zu den Stickstoff-Lost-Derivaten. Es ist eine alkylierende Substanz und hat gleichzeitig Eigenschaften eines Purin-Antimetaboliten. In der Kombination mit Prednison zeigte es bei unbehandelten Patienten gegenüber Melphalan/Prednison höhere Raten kompletter Remission und eine längere Zeit bis zum Therapieversagen [110]. Nebenwirkungen im Grad 3/4 betreffen die Blutbildung: Neutropenie, Thrombozytopenie und Anämie. Sie erfordern Dosisanpassungen. Andere häufigere Nebenwirkungen sind Fieber, Übelkeit/Erbrechen und Hautexanthem. Die Applikation von Bendamustin erfolgt intravenös. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.2Bortezomib

Der Proteasomeninhibitor Bortezomib ist ein zentraler Bestandteil vieler Therapien des neu diagnostizierten und des rezidivierten Multiplen Myeloms. Er kann als Monotherapie, als Zweifachkombination mit Dexamethason, oder als Dreifachkombination Bortezomib/Dexamethason plus Cyclophosphamid, Daratumumab, Doxorubicin liposomal, Lenalidomid, Melphalan oder Thalidomid eingesetzt werden. Bortezomib Monotherapie ist ein Konzept der Erhaltungstherapie [42]. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, gastrointestinale Beschwerden, Fatigue, Fieber, Thrombozytopenie, Anämie, Neutropenie, Infekte mit u. a. Reaktivierung von Varicella-Zoster-Virus, und periphere Neuropathie. Bei der Bortezomib-haltigen Therapie korreliert die kumulative Dosis mit dem Ansprechen [Mateos et al., Am J Hematol 2015]. Patienten sollten bis zwei Zyklen nach dem besten Ansprechen (Plateau) behandelt werden. Bortezomib sollte subkutan appliziert werden. Gegenüber der intravenösen Gabe reduziert die subkutane Applikation die Polneuropathie-Rate bei Aufrechterhaltung der Wirksamkeit, siehe Multiples Myelom Studienergebnisse. Bortezomib ist auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz wirksam und ohne primäre Dosisreduktion einsetzbar [111]. Aciclovir in prophylaktischer Dosis sollte während und bis 3 Monate nach Therapieende gegeben werden. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.3Carfilzomib

Carfilzomib ist ein Proteasom-Inhibitor. Er kann als Zweifachkombination mit Dexamethason oder als Dreifachkombination Carfilzomib/Lenalidomid/Dexamethason eingesetzt werden. In der Zweitlinientherapie führt die Zweifachkombination Carfilzomib/Dexamethason gegenüber Bortezomib/Dexamethason zu einer Erhöhung der Remissionsrate, der Rate tiefer Remissionen, zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (Hazard Ratio 0,53; Median 9,3 Monate), und zu einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit (Hazard Ratio 0,79; p=0,010) [101]. In der Dreifachtherapie führt Carfilzomib/Lenalidomid Dexamethason gegenüber Lenalidomid/Dexamethason nach mindestens einer Vorbehandlung zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (Hazard Ratio 0,69; Median 8,7 Monate) [93]. Nebenwirkung im CTCAE Grad 3/4, die bei mehr als 5% der Patienten und häufiger im Carfilzomib-Arm auftraten, war eine Hypokaliämie (9,4%). Weitere, häufiger im Carfilzomib-Arm auftretende Nebenwirkungen waren Husten, Infektionen der oberen Luftwege, Diarrhoe, Thrombozytopenie, Muskelspasmen und Kardiotoxizität. Alle Patienten erhielten eine Thrombembolie-Prophylaxe. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung, Multiples Myelom Therapieprotokolle, und zur frühen Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unter Arzneimittel Bewertung Carfilzomib mit Dexamethason bzw. Arzneimittel Bewertung Carfilzomib mit Dexamethason/Lenalidomid.

6.2.1.4Cyclophosphamid

Cyclophosphamid hat eine Wirkung als Monosubstanz beim Multiplen Myelom, wird aber vor allem in Kombinationen mit Bortezomib und Dexamethason eingesetzt. Hauptnebenwirkung von Cyclophosphamid ist die Hämatotoxizität. Bei höheren Dosierungen (>1.000 mg) kann eine hämorrhagische Zystitis auftreten, die durch die prophylaktische Gabe von Uromitexan vermeidbar ist. Cyclophosphamid wird in der Regel intravenös appliziert. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.5Daratumumab

Daratumumab ist ein Anti-CD38-Antikörper. Er wird als Monotherapie oder als Dreifachkombination Daratumumab/Bortezomib/Dexamethason [94] oder Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason [95] eingesetzt. Beide Dreifachkombinationen führen gegenüber Bortezomib/Dexamethason bzw. Lenalidomid/Dexamethason zu tieferen Remissionen, zu Verlängerungen der progressionsfreien und der Gesamtüberlebenszeiten. Häufigste Nebenwirkungen der Therapie mit Daratumumab sind infusionsbedingte Reaktionen und Hämatotoxizität. Diese treten vor allem im Rahmen der ersten Infusion auf und erfordern eine sorgfältige Prophylaxe. Häufigste Nebenwirkungen der Monotherapie mit Daratumumab im CTCAE Grad 3/4 sind Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie und Infektionen. Daratumumab interferiert durch die Bindung an CD38 auf der Oberfläche von Erythrozyten mit dem indirekten Coombs-Test, der Antikörpersuchtest wird falsch positiv. Das kann zu einer Verzögerung in der Bereitstellung von Erythrozyten-Konzentraten führen. Die Interferenz kann bis zu 6 Monate nach Ende der Daratumumab-Therapie beobachtet werden. Vor Therapiebeginn sollte eine ausführliche Blutgrupenbestimmung unter Einbeziehung der Kell-Antigene erfolgen und dem Patienten ein Blutgruppenpass mit Vermerk zur Daratumumab-Therapie ausgehändigt werden. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung, Multiples Myelom Therapieprotokolle, und zur frühen Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unter Arzneimittel Bewertung Daratumumab Monotherapie bzw. Arzneimittel Bewertung Daratumumab Kombinationstherapie.

6.2.1.6Dexamethason

Dexamethason ist ein hochwirksames Steroid und eine der wirksamsten Einzelsubstanzen beim Multiplen Myelom. Es war Bestandteil des früheren zytostatischen Standards VAD (Vincristin, Doxorubicin, Dexamethason) und wird beim Multiplen Myelom auch heute in fast allen Zweifach- und Dreifachkombinationen eingesetzt. Eine kritische Diskussion betrifft die Dosierung. Basierend auf Erfahrungen in der Monotherapie [112] wurde in früheren Studien Dexamethason hochdosiert (40 mg über 4 Tage an den Tagen 1-4, 9-12, 17-20 eines 28-Tage-Zyklus) eingesetzt. Das hat sich geändert, nachdem in einer randomisierten Studie zur Erstlinientherapie niedriger dosiertes Dexamethason (Tag 1, 8, 15, 22 eines 28-Tage-Zyklus) zu einer höheren Überlebensrate nach 12 Monate führte [102]. Dies führte zum Abbruch der Studie. Entscheidende Ursachen der Unterschiede in der Mortalität waren eine niedrigere Frühtodesfallrate mit <1 vs 5% sowie eine niedrigere Rate thrombembolischer und infektiöser Komplikationen. Die Daten passen zu den Ergebnissen einer randomisierten Studie zum Vergleich von Dexamethason versus Prednisolon, jeweils in Kombination mit Thalidomid. Auch hier war die Überlebenszeit im Dexamethason-Arm kürzer [113]. Die niedriger dosierte Dexamethason-Gabe hat sich in den letzten Jahren in Zentren und Praxen durchgesetzt. Bei alten Patienten sollte mit einer reduzierten Dexamethason-Dosis, z. B. 20mg pro Woche, behandelt werden. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.1DoxorubicinGlukokortikoide

Doxorubicin gehört zur Gruppe der Anthrazykline. Es war Bestandteil des früheren zytostatischen Standards VAD (Vincristin, Doxorubicin, Dexamethason) und wird beim Multiplen Myelom vor allem in Kombination mit Bortezomib/Dexamethason eingesetzt. Hauptnebenwirkungen von Doxorubicin sind Übelkeit/Erbrechen, Alopezie und die Hämatotoxizität. Potenzielle Langzeitnebenwirkung ist eine Kardiomyopathie. Die kritische kumulative Dosis von 550 mg/m2 wird allerdings in der Therapie des Multiplen Myeloms fast nie erreicht. Die Formulierung als liposomales Doxorubicin reduziert die Nebenwirkungen der Hämato- und der Kardiotoxizität, erhöht aber das Risiko für ein Hand-Fuß-Syndrom. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.1.1Dexamethason

Dexamethason ist ein hochwirksames Steroid und eine der wirksamsten Einzelsubstanzen beim MM. Es war Bestandteil des früheren zytostatischen Standards VAD (Vincristin / Doxorubicin / Dexamethason) und wird auch heute in fast allen Kombinationstherapien eingesetzt. Kurzfristige Nebenwirkungen der Glukokortikoide sind Flush, innere Unruhe und Störungen des Glukose-Stoffwechsels. Mittel- und längerfristige Nebenwirkungen entsprechen den Symptomen des Cushing-Syndroms, u. a. Osteoporose, Verlagerung der Fettablagerung und Veränderung des Körperbildes. Standard ist die Gabe von 40 mg an den Tagen Tagen 1, 8, 15, 22 eines 28-Tage-Zyklus, nachdem in einer randomisierten Studie zur Erstlinientherapie mit Lenalidomid und Dexamethason das niedriger dosierte Dexamethason zu einer höheren Überlebensrate nach 12 Monate führte [148]. Alte Pat. und Pat. mit erhöhtem Risiko für Glukokortikoid-induzierte Nebenwirkungen sollten mit einer reduzierten Dexamethason-Dosis, z. B. 20 mg pro Woche, behandelt werden. Aufgrund des erhöhten Risikos für venöse Thrombembolien soll eine VTE-Prophylaxe erwogen werden, siehe Kapitel 6.1.3.2.1.

6.2.1.1.2Prednison / Prednisolon

Prednison oder Prednisolon war Bestandteil vieler Therapieschemata, vor allem in Kombination mit Melphalan. Heute wird präferentiell Dexamethason eingesetzt. Glukokortikoide können oral und intravenös appliziert werden.

6.2.1.2ElotuzumabProteasom-Inhibitoren

Elotuzumab ist ein Anti-SLAMF7-Antikörper. In der Dreifachkombination Elotuzumab/Lenalidomid/Dexamethason führt es gegenüber Lenalidomid/Dexamethason zu einer Steigerung der Remissionsrate und zu einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (Hazard Ratio 0,68; Median 4,2 Monate), sowie in Interim-Analysen zu einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit (Hazard Ratio 0,77; Median 4,1 Monate) [96]. Häufigste Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 waren eine Lymphozytopenie und Infektionen, u. a. durch eine erhöhte Rate an Herpes-Zoster-Infektionen. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung, Multiples Myelom Therapieprotokolle, und zur frühen Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unter Arzneimittel Bewertung Elotuzumab.

6.2.1.2.1Bortezomib

Der Proteasom-Inhibitor Bortezomib ist ein zentraler Bestandteil vieler Therapien des neu diagnostizierten und des rezidivierten MM. Bortezomib ist zugelassen

  • in Kombination mit Dexamethason oder mit Dexamethason / Thalidomid für die Induktionsbehandlung von Pat. mit bisher unbehandeltem MM, die für eine Hochdosis-Chemotherapie mit ASZT geeignet sind;

  • in Kombination mit Melphalan und Prednison bei Pat. mit bisher unbehandeltem MM bei Pat., die für eine Hochdosis-Chemotherapie mit ASZT nicht geeignet sind;

  • als Monotherapie oder in Kombination bei Pat., die mindestens 1 vorangehende Therapie durchlaufen haben und die sich bereits einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterzogen haben oder für diese nicht geeignet sind.

Bortezomib ist heute Bestandteil von Doublets, Triplets oder Quadruplets. Dabei wird es in weiteren als den oben aufgeführten Indikationen eingesetzt. Die Zulassungsbedingungen sind ggf. bei den jeweils später zugelassenen neueren Arzneimitteln aufgeführt. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, gastrointestinale Beschwerden, Fatigue, Fieber, Thrombozytopenie, Anämie, Neutropenie, Infekte mit u. a. Reaktivierung von Varizella-Zoster- oder Herpes-simplex-Virus, und periphere Neuropathie. Bortezomib sollte subkutan appliziert werden. Gegenüber der intravenösen Gabe reduziert die subkutane Applikation die Polyneuropathie-Rate bei Aufrechterhaltung der Wirksamkeit. Der neurotoxische Effekt von Bortezomib ist kumulativ. Bei PNP Grad 2 und/oder PNP Grad 1 mit Schmerzen ist eine Dosisadaptierung ggf. auch ein Therapiewechsel zu bedenken.

Bortezomib ist auch bei Pat. mit Niereninsuffizienz wirksam und ohne primäre Dosisreduktion einsetzbar. Aciclovir in prophylaktischer Dosis sollte während und bis zu 1-3 Monate nach Therapieende gegeben werden. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Bortezomib.

6.2.1.2.2Carfilzomib

Carfilzomib ist ein Proteasom-Inhibitor, er wird als intravenöse Kurzinfusion appliziert. Carfilzomib ist zugelassen in Kombination mit entweder Lenalidomid und Dexamethason oder Dexamethason allein zur Behandlung von erwachsenen Pat., die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben. Carfilzomib ist heute Bestandteil von Doublets, Triplets oder Quadruplets. Dabei wird es in weiteren als den oben aufgeführten Indikationen eingesetzt. Die Zulassungsbedingungen sind ggf. bei den jeweils später zugelassenen neueren Arzneimitteln aufgeführt. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, gastrointestinale Beschwerden, Fatigue, Anämie und Thrombozytopenie. Aufgrund des erhöhten Risikos für eine Reaktivierung von Varizella-Zoster-Virus-Infektionen wird eine medikamentöse Prophylaxe empfohlen, siehe Kapitel 6.1.3.2.2. Carfilzomib ist mit einem erhöhten Risiko für Kardiotoxizität und venöse Thrombembolien belastet, hier wird eine VTE-Prophylaxe empfohlen, siehe Kapitel 6.1.3.2.1. Das Risiko einer Herzinsuffizienz ist insbesondere bei älteren Pat. ≥75 Jahre gesteigert, eine Option kann die Reduktion auf eine wöchentliche Gabe sein [149]. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Carfilzomib.

6.2.1.2.3Ixazomib

Ixazomib ist ein Proteasom-Inhibitor. Im Unterschied zu Bortezomib und Carfilzomib wird Ixazomib oral appliziert. Es ist in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason für die Behandlung von Pat. indiziert, die mindestens eine vorausgegangene Therapie erhalten haben. Die Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4, die bei mehr als 5% der Pat. in der Zulassungsstudie auftraten, waren Thrombozytopenie, Diarrhoe und Hautausschlag. Die gastrointestinalen Nebenwirkungen mit Diarrhoe und Übelkeit traten vor allem in den ersten 3 Monaten auf. Aufgrund des Substanzklasseneffektes eines erhöhten Risikos für eine Reaktivierung von Varizella-Zoster-Virus-Infektionen wird eine medikamentöse Prophylaxe empfohlen, siehe Kapitel 6.1.3.2.2. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Ixazomib.

6.2.1.3IxazomibImmunmodulatoren

Ixazomib ist ein Proteasom-Inhibitor. Im Unterschied zu Bortezomib und Carfilzomib wird es oral appliziert. Ixazomib führt in Kombination mit Lenalidomid/Dexamethason gegenüber der Zweifachkombination Lenalidomid/Dexamethason zu einer Erhöhung der Remissionsrate, der Rate tiefer Remissionen und zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (Hazard Ratio 0,77; Median 4,9 Monate), nicht der Gesamtüberlebenszeit [97]. Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4, die bei mehr als 5% der Patienten in der Zulassungsstudie auftraten, waren Thrombozytopenie, Diarrhoe 6% und Hautausschlag (Exanthem) 5%. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung, Multiples Myelom Therapieprotokolle, und zur frühen Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unter Arzneimittel Bewertung Ixazomib.

6.2.1.3.1Lenalidomid

Lenalidomid gehört zur Klasse der immunmodulierenden Substanzen und ist ein Thalidomid-Analogon. Es wird oral appliziert. Lenalidomid ist zugelassen

  • als Kombinationstherapie mit Dexamethason, oder Bortezomib und Dexamethason, oder Melphalan und Prednison bei unbehandelten Pat., die nicht für eine ASZT geeignet sind;

  • als Monotherapie für die Erhaltungstherapie bei Pat. mit neu diagnostiziertem MM nach einer ASZT;

  • in Kombination mit Dexamethason bei Pat., die mindestens eine vorausgegangene Therapie erhalten haben.

Lenalidomid ist heute Bestandteil von Doublets, Triplets oder Quadruplets, auch bei unbehandelten Pat., die für eine ASZT geeignet sind, siehe Kapitel 6.1.1.1.1.1., sowie von Erhaltungstherapien. Darüber hinaus wird es in weiteren als den oben aufgeführten Indikationen eingesetzt. Die Zulassungsbedingungen sind ggf. bei den jeweils später zugelassenen neueren Arzneimitteln aufgeführt. Häufige Nebenwirkungen sind Neutropenie, Thrombozytopenie, Exanthem, Diarrhoe und thromboembolische Komplikationen. Letztere erfordern eine VTE-Prophylaxe, siehe Kapitel 6.1.3.3. Bei Niereninsuffizienz muss die Dosis von Lenalidomid angepasst werden. Die Therapie mit Lenalidomid ist mit einem erhöhten Risiko für sekundäre hämatologische Neoplasien assoziiert.

Die Substanz hat teratogenes Potential. Die Verschreibung erfolgt mittels T-Rezept.

6.2.1.3.2Pomalidomid

Pomalidomid gehört zur Klasse der immunmodulierenden Substanzen. Es wird oral appliziert. Pomalidomid ist zugelassen

  • in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason bei Pat., die mindestens eine vorausgegangene Therapie, darunter Lenalidomid, erhalten haben;

  • in Kombination mit Dexamethason bei Pat., die mindestens zwei vorausgegangene Therapien, darunter Lenalidomid und Bortezomib, erhalten haben.

Darüber hinaus wird es bei vorbehandelten Pat. in unterschiedlichen Kombinationen eingesetzt. Dabei wird es in weiteren als den oben aufgeführten Indikationen eingesetzt. Die Zulassungsbedingungen sind ggf. bei den jeweils später zugelassenen neueren Arzneimitteln aufgeführt. Die häufigsten Nebenwirkungen sind hämatologisch mit Anämie, Neutropenie und Thrombozytopenie, sowie Fatigue. Aufgrund eines erhöhten Risikos für VTE wurde in den Zulassungsstudien obligat ASS eingesetzt. Zur VTE-Prophylaxe verweisen wir auf Kapitel 6.1.3.3. Die Therapie mit Pomalidomid ist mit einem erhöhten Risiko für sekundäre hämatologische Neoplasien assoziiert. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Pomalidomid.

Pomalidomid hat teratogenes Potential. Die Verschreibung erfolgt mittels T-Rezept.

6.2.1.3.3Thalidomid

Thalidomid gehört zu den immunmodulierenden Substanzen und war das erste Arzneimittel in dieser Substanzklasse, für das Wirksamkeit beim MM nachgewiesen wurde. Es wird oral appliziert. Thalidomid ist zugelassen in Kombination mit Melphalan / Prednison für die Erstlinienbehandlung von Pat. ab einem Alter ≥ 65 Jahren bzw. Pat., für die eine hochdosierte Chemotherapie nicht in Frage kommt. Es wird auch in anderen Kombinationen eingesetzt, u. a. mit Daratumumab / Bortezomib / Dexamethason (DaraVTd) in der initialen Therapie von Pat., die für eine hochdosierte Chemotherapie geeignet sind. Häufige Nebenwirkungen sind eine therapielimitierende periphere Neuropathie, Infektionen, Somnolenz/Fatigue (daher Einnahme von Thalidomid zur Nacht) und thromboembolische Komplikationen. Letztere erfordern Prophylaxe, siehe Kapitel 6.1.3.3.

Thalidomid hat teratogenes Potential. Die Verschreibung erfolgt mittels T-Rezept.

6.2.1.4LenalidomidAnti-CD38 Antikörper

Lenalidomid gehört zur Klasse der immunmodulierenden Substanzen und ist ein Thalidomid-Analogon. Lenalidomid ist ein zentraler Bestandteil vieler Induktionstherapien des neu diagnostizierten und des rezidivierten Multiplen Myeloms. Es kann als Monotherapie, als Zweifachkombination mit Dexamethason [102], oder als Dreifachkombination Lenalidomid/Dexamethason plus Bortezomib [75], Carfilzomib [93], Daratumumab [96] u. a. Lenalidomid Monotherapie führt in der Erhaltungstherapie zu einer Verlängerung der progressionsfreien und z. T. auch der Gesamtüberlebenszeit [68]. Häufige Nebenwirkungen sind Neutropenie, Thrombozytopenie und thrombembolische Komplikationen. Letztere erfordern Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin, alternativ ASS 100mg/d bei Niedrigrisiko-Patienten, siehe Multiples Myelom Studienergebnisse. Bei Niereninsuffizienz muss die Dosis von Lenalidomid angepasst werden. Die Substanz hat teratogenes Potential. Die Verschreibung erfolgt mittels T-Rezept. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.4.1Daratumumab

Daratumumab ist ein Anti-CD38 Antikörper. Er wird intravenös oder subkutan appliziert. Daratumumab ist zugelassen

  • in Kombination mit Bortezomib / Thalidomid / Dexamethason bei Pat., neu diagnostiziertem MM, die für eine ASZT geeignet sind;

  • in Kombination mit Lenalidomid / Dexamethason bei Pat. mit neu diagnostiziertem MM, die für eine ASZT nicht geeignet sind;

  • in Kombination mit Bortezomib / Melphalan / Prednison bei Pat. mit neu diagnostiziertem MM, die für eine ASZT nicht geeignet sind;

  • in Kombination mit Lenalidomid / Dexamethason oder Bortezomib / Dexamethason bei Pat., die bereits mindestens eine Therapie erhalten haben;

  • in Kombination mit Pomalidomid / Dexamethason bei Pat., die bereits eine vorherige Therapie mit einem Proteasom-Inhibitor und Lenalidomid erhalten haben und refraktär gegenüber Lenalidomid waren, oder die bereits mindestens zwei vorherige Therapien erhalten haben, die Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor enthielten;

  • als Monotherapie bei Pat. mit r/r MM, die bereits mit einem Proteasom-Inhibitor und einem Immunmodulator behandelt wurden.

Daratumumab ist Bestandteil weiterer Doublets, Triplets oder Quadruplets, auch bei unbehandelten Pat., die für eine ASZT geeignet sind, siehe Kapitel 6.1.1.1.1.1., sowie von Erhaltungstherapien. Dabei wird es in weiteren als den oben aufgeführten Indikationen eingesetzt. Die Zulassungsbedingungen sind ggf. bei den jeweils später zugelassenen neueren Arzneimitteln aufgeführt. Häufigste Nebenwirkungen der Monotherapie mit Daratumumab im CTCAE Grad 3/4 sind Neutropenie, Thrombozytopenie, Anämie, Hypogammoglobulinämie und Infektionen. Die häufige Nebenwirkung infusionsassoziierter Reaktionen mit der Notwendigkeit einer Prämedikation wird durch die subkutane Applikation reduziert.

Daratumumab interferiert durch die Bindung an CD38 auf der Oberfläche von Erythrozyten mit dem indirekten Coombs-Test, der Antikörpersuchtest wird falsch positiv. Das kann zu einer Verzögerung in der Bereitstellung von Erythrozyten-Konzentraten führen. Die Interferenz kann bis zu 6 Monate nach Ende der Daratumumab-Therapie beobachtet werden. Vor Therapiebeginn sollte eine umfassende Blutgruppenbestimmung unter Einbeziehung der Kell-Antigene erfolgen und dem Pat. ein Blutgruppenpass mit Vermerk zur Daratumumab-Therapie ausgehändigt werden. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel - Daratumumab.

6.2.1.4.2Isatuximab

Isatuximab ist ein Anti-CD38 Antikörper. Er wird intravenös appliziert. Isatuximab ist zugelassen

  • in Kombination mit Pomalidomid / Dexamethason bei Pat., die mindestens zwei vorausgegangene Therapien, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor, erhalten haben;

  • in Kombination mit Carfilzomib / Dexamethason bei Pat., die mindestens eine vorausgegangene Therapie erhalten haben.

Darüber hinaus zeigen Daten aus der initialen Therapie von Pat., die nicht für eine ASZT geeignet sind, in der BENEFIT-Studie eine überlegene Wirksamkeit von Isatuximab in Kombination mit Lenalidomid / Dexamethason (IsaRd) gegenüber Rd [150], und in der IMROZ-Studie auch von Isatuximab in Kombination mit Bortezomib / Lenalidomid / Dexamethason (IsaVRd) gegenüber VRd [67]. Hier liegen bisher keine Zulassungen vor. In den Isatuximab-Armen traten häufiger Infektionen und Stoffwechselstörungen auf. Die häufigen, infusionsassoziierten Reaktionen erfordern eine Prämedikation.

Isatuximab interferiert durch die Bindung an CD38 auf der Oberfläche von Erythrozyten mit dem indirekten Coombs-Test, der Antikörpersuchtest wird falsch positiv. Das kann zu einer Verzögerung in der Bereitstellung von Erythrozyten-Konzentraten führen. Die Interferenz kann bis zu 6 Monate nach Ende der Isatuximab -Therapie beobachtet werden. Vor Therapiebeginn sollte eine umfassende Blutgruppenbestimmung unter Einbeziehung der Kell-Antigene erfolgen und dem Pat. ein Blutgruppenpass mit Vermerk zur Isatuximab-Therapie ausgehändigt werden.

6.2.1.5MelphalanWeitere Antikörper und Antikörper-Konjugate

Melphalan ist ein Phenylalanin-Derivat des Stickstoff-Lost. Es gehört zu den Zytostatika aus der Gruppe der Alkylantien. Bereits 1958 wurde seine besondere Wirksamkeit bei Patienten mit Multiplem Myelom nachgewiesen. Melphalan wird als Mono- und als Kombinationstherapie in sehr unterschiedlichen Dosierungen eingesetzt. Hochdosiertes Melphalan ist Standard in der Hochdosistherapie, gefolgt von autologer Stammzelltransplantation. Hauptnebenwirkung von Melphalan ist die Hämatotoxizität. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.5.1Elotuzumab

Elotuzumab ist ein Anti-SLAMF7-Antikörper. Er wird intravenös appliziert. Elotuzumab ist zugelassen

  • in Kombination mit Lenalidomid / Dexamethason bei Pat., die mindestens eine vorangegangene Therapie erhalten haben;

  • in Kombination mit Pomalidomid / Dexamethason bei Pat., die mindestens zwei vorausgegangene Therapien, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor, erhalten haben.

Häufigste Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 waren Lymphozytopenie und Infektionen, u. a. durch eine erhöhte Rate an Herpes-Zoster-Infektionen. Aciclovir in prophylaktischer Dosis sollte während und bis zu 1-3 Monate nach Therapieende gegeben werden. Die häufigen, infusionsassoziierten Reaktionen erfordern eine Prämedikation.

6.2.1.5.2Belantamab Mafodotin

Belantamab Mafodotin war die erste BCMA-gerichtete Immuntherapie beim MM. Das Immunkonjugat besteht aus einem humanisierten IgG1 anti-BCMA Antikörper, der an das Auristatin-Derivat Mafodotin gebunden ist. Belantamab-Mafodotin war in der EU zugelassen für Pat., die mindestens 4 Vortherapien erhalten haben, und nicht auf die Behandlung mit mindestens einem Proteasom-Inhibitor, einem Immunmodulator und einem Anti-CD38 Antikörper angesprochen haben. Mit Datum vom 23. Februar 2024 hat die Europäische Kommission die bedingte Zulassung von Belantamab-Mafodotin widerrufen. Damit ist das Arzneimittel nicht mehr verkehrs- und erstattungsfähig und im Handel nicht mehr verfügbar.

Nach den Daten aus den Studien DREAMM-7 und DREAMM-8 zur Wirksamkeit von Belantamab Mafodotin in Kombinationstherapien [124125] wurde im Juli 2024 eine erneute Zulassung bei der EMA beantragt.

6.2.1.6PanobinostatBispezifische Antikörper

Panobinostat ist ein Histon-Deacetylase-Inhibitor. Nach Vortherapie mit Bortezomib und Immunmodulatoren führt es in der Dreifachkombination Panobinostat/Bortezomib/Dexamethason gegenüber Bortezomib/Dexamethason zu einer Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit (Hazard Ratio 0,47; Median 7,8 Monate), nicht der Gesamtüberlebenszeit [106]. Die wichtigsten Nebenwirkungen von Panobinostat im Grad 3/4, die häufiger als im Kontrollarm auftraten, waren Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Diarrhoe, Fatigue, Erbrechen, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung, Multiples Myelom Therapieprotokolle, und zur frühen Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unter Arzneimittel Bewertung Panobinostat.

6.2.1.6.1Elranatamab

Elranatamab ist ein bispezifischer Antikörper mit gegen BCMA (B-cell maturation antigen) und CD3 gerichteter Spezifität. Er wird subkutan in fixer Dosierung gegeben. Elranatamab ist zugelassen für Pat. mit r/r MM, die mindestens 3 vorangegangene Therapien erhalten haben, darunter einen Proteasom-Inhibitor, einen immunmodulatorischen Wirkstoff und einen monoklonalen Anti-CD38 Antikörper. Basis der Zulassung war die Phase II-Studie MagnetisMM-3. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 71% der Pat. auf. Am häufigsten waren dies Neutropenie (49%), Anämie (37%), Lymphozytopenie (25%), Thrombozytopenie (24%) und Infektionen (40%). Ein CRS aller Schweregrade trat bei 56% der Pat. auf, ein ICANS bei 4 Pat. (3%), ohne dass schwere Grad 3/4 CRS oder ICANS beobachtet wurden. Die hohe Rate schwerer Infektionen, auch mit atypischen Erregern, erfordert ein gezieltes Management einschl. Prophylaxe mit Immunglobulinsubstitution bei Hypogammaglobulinämie. Bei Pat. mit IgG-Werten <4g/L ist die regelmäßige Substitution mit Immunglobulin als Infektprophylaxe indiziert [135]. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel - Elranatamab.

6.2.1.6.2Talquetamab

Bei Talquetamab handelt es sich um einen bispezifischen Antikörper mit gegen GPRC5D und CD3 gerichteter Spezifität. Er wird subkutan in gewichtsadaptierter Dosierung appliziert. Talquetamab ist zugelassen bei Pat., die mindestens 3 Vortherapien erhalten haben, einschließlich eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und eines Anti-CD38 Antikörpers. Basis der Zulassung war die Phase I/II-Studie MonumenTAL-1. Ein CRS aller Schweregrade trat bei 79% bzw. 75% der Pat. auf, schwere Grad 3/4 CRS oder ICANS wurden nicht beobachtet. Weitere nicht hämatologische Nebenwirkungen waren Geschmacksveränderungen in 72% bzw. 71%, der Pat., Nagelveränderungen in 57% bzw. 73% und Hautveränderungen in 40% bzw. 30%, diese waren zumeist in Grad 1/2 und nach Absetzen reversibel. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 87% und 86% der Pat. auf. Am häufigsten waren dies Neutropenie (31% bzw. 21%), Anämie (32% bzw. 25%), sowie Infektionen bei 22% bzw. 20% [8586]. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel - Talquetamab.

6.2.1.6.3Teclistamab

Teclistamab ist ein bispezifischer Antikörper mit gegen BCMA (B-cell maturation antigen) und CD3 gerichteter Spezifität. Er wird intravenös appliziert. Teclistamab ist zugelassen für Pat. mit r/r MM, die mindestens 3 Vortherapien erhalten haben, einschließlich eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und eines Anti-CD38 Antikörpers. Basis der Zulassung war die Phase-I/II-Studie MajesTEC-1. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 94,5% der Pat. auf. Im Vordergrund stand die hämatologische Toxizität. Ein CRS aller Schweregrade trat bei 72,1% der Pat. auf, ein ICANS bei 14,5%. 12 Pat. der Zulassungsstudie starben an COVID-19. Die hohe Rate schwerer Infektionen, auch mit atypischen Erregern, erfordert ein gezieltes Management einschl. Prophylaxe mit Immunglobulinsubstitution bei Hypogammaglobulinämie. Bei Pat. mit IgG-Werten <4g/L ist die regelmäßige Substitution mit Immunglobulin als Infektprophylaxe indiziert [135]. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel - Teclistamab.

6.2.1.7PomalidomidCAR-T-Zellen

Pomalidomid gehört zusammen mit Lenalidomid und Thalidomid zur Klasse der immunmodulierenden Substanzen. Die Zweifachkombination Pomalidomid/niedriger dosiertes Dexamethason führt gegenüber hochdosiertem Dexamethason zu einer Verlängerung der progressionsfreien (Hazard Ratio 0,50; Median 2,1 Monate) und der Gesamtüberlebenszeit (Hazard Ratio 0,74; Median 4,6 Monate) sowie zu einer Steigerung der Remissionsrate. Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit (Hazard Ratio 0,5; median 2,1 Monate) sowie zur Verbesserung der Lebensqualität [107]. Die wichtigsten Nebenwirkungen sind hämatologisch: Anämie, Neutropenie und Thrombozytopenie. Die Verschreibung erfolgt mittels T-Rezept. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung, Multiples Myelom Therapieprotokolle, und zur frühen Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss unter Arzneimittel Bewertung Pomalidomid.

6.2.1.7.1Ciltacabtagen Autoleucel (Cilta-Cel)

Ciltacabtagen Autoleucel (Cilta-Cel) ist ein Anti-BCMA-CAR-T-Zellprodukt. Cilta-Cel ist zugelassen für Pat. mit r/r MM, die zuvor bereits mindestens eine Therapie erhalten haben, darunter einen Immunmodulator und einen Proteasom-Inhibitor, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten und gegenüber Lenalidomid refraktär sind. Die Zulassung basiert auf Daten der Phase-III-Studie CARTITUDE-4. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 97% der Pat. auf. Am häufigsten waren dies Neutropenie (94%), Anämie (36%), Lymphozytopenie (21%), Thrombozytopenie (41%) und Infektionen (27%). Ein CRS aller Schweregrade trat bei 76% der Pat. auf, davon in 1% schwergradig. Ein ICANS wurden bei 5% beobachtet, davon keines schwerwiegend. Nach Cilta-Cel wird keine Erhaltungstherapie durchgeführt. Die hohe Rate schwerer Infektionen, auch mit atypischen Erregern, erfordert ein gezieltes Management einschl. Prophylaxe mit Immunglobulinsubstitution bei Hypogammaglobulinämie. Bei Pat. mit IgG-Werten <4g/L ist die regelmäßige Substitution mit Immunglobulin als Infektprophylaxe indiziert [135]. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Ciltacabtagen Autoleucel.

6.2.1.7.2Idecabtagen Vicleucel (Ide-Cel)

Idecabtagen Vicleucel (Ide-Cel) ist ein Anti-BCMA-CAR-T-Zellprodukt. Es ist zugelassen für Pat., die mindestens 3 Vortherapien erhalten haben, einschließlich eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und eines Anti-CD38 Antikörpers. Basis der Zulassung war die Phase-II-Studie KarMMa. Schwere Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 traten bei 93% der Pat. auf. Am häufigsten waren dies Neutropenie (76%), Anämie (51%), Lymphozytopenie (28%), Thrombozytopenie (42%) und Infektionen (24%). Ein CRS aller Schweregrade trat bei 88% der Pat. auf, davon in 4% schwergradig, Ein ICANS wurden bei 15% beobachtet, davon 3% schwerwiegend. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Idecabtagen Vicleucel. Die hohe Rate schwerer Infektionen, auch mit atypischen Erregern, erfordert ein gezieltes Management einschl. Prophylaxe mit Immunglobulinsubstitution bei Hypogammaglobulinämie. Bei Pat. mit IgG-Werten <4g/L ist die regelmäßige Substitution mit Immunglobulin als Infektprophylaxe indiziert [135]. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Idecabtagen Vicleucel.

6.2.1.8Prednison / PrednisolonWeitere, gezielte Arzneimittel

Prednison oder Prednisolon sind Bestandteil vieler Therapieschemata, vor allem in Kombination mit Melphalan. Kurzfristige Nebenwirkungen der Glukokortikoide sind Flush, innere Unruhe und Störungen des Glukose-Stoffwechsels. Mittel- und längerfristige Nebenwirkungen entsprechen den Symptomen des Cushing-Syndroms, u. a. Osteoporose, Verlagerung der Fettablagerung und Veränderung des Körperbildes. Kritische Nebenwirkungen, insbesondere in Kombination mit anderen immunsupprimierenden Medikamenten sind Infektionen, vor allem auch viraler und fungaler Genese, aufgrund Verstärkung der Immunsuppression. Glukokortikoide können oral und intravenös appliziert werden.

6.2.1.8.1Selinexor
  • Selinexor gehört zu einer neuen Substanzklasse. Es bindet selektiv an das Exportprotein Exportin 1 (XPO1). XPO-1 wird in resistenten Tumorzellen überexprimiert. Selinexor wird oral appliziert. Es ist zugelassen

  • in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason für die Behandlung von Pat., die zuvor mindestens eine Therapie erhalten haben;

  • in Kombination mit Dexamethason bei Pat., die zuvor mindestens vier Therapien erhalten haben und deren Erkrankung gegenüber mindestens zwei Proteasom-Inhibitoren, zwei immunmodulatorischen Arzneimitteln und einem monoklonalen Anti-CD38 Antikörper refraktär ist.

Die Zulassungen erfolgten auf Basis der STORM- und der Phase-III-Boston-Studie. Häufigste Nebenwirkungen im Selinexor-Arm waren Übelkeit (50%), Diarrhoe (32%) und Fatigue (42%), diese in 8%, 6% bzw. 13% schwerwiegend (Grad 3/4). Hämatologische schwergradige Toxizitäten Grad 3/4 betrafen Thrombozytopenie (17%), Anämie (10%) und Neutropenie (3%). Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Selinexor.

6.2.1.8.2Venetoclax

Venetoclax ist ein BCL2-Inhibitor. Es ist bei Pat. mit MM nicht zugelassen. Venetoclax wird oral appliziert. Dieser Inhibitor kann in Kombination mit Dexamethason entsprechend der CANOVA-Studie oder in Kombination mit Bortezomib / Dexamethason entsprechend der Bellini-Studie für die Therapie von Pat. mit r/r MM und Nachweis einer t(11;14) eingesetzt werden. Der Einsatz der Arzneimittel in diesen Kombinationen erfolgt im Off-Label-Use. Häufigste Nebenwirkungen im CTCAE Grad 3/4 waren Neutropenie, Pneumonie, Thrombozytopenie, Anämie und Diarrhoe. Aufgrund der erhöhten Rate tödlicher Infektionen wird die Kombination nur bei Pat. mit t(11;14) empfohlen, bei denen die Wirksamkeit besonders hoch war. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Venetoclax.

6.2.1.9ThalidomidZytostatika

Thalidomid gehört zur Klasse der immunmodulierenden Substanzen und ist als Dreifachkombination mit Melphalan und Prednison für die Erstlinienbehandlung von Patienten mit unbehandeltem Multiplem Myelom ab einem Alter von 65 Jahren bzw. Patienten, für die eine hochdosierte Chemotherapie nicht in Frage kommt, zugelassen. Es wird auch als Monotherapie sowie in vielfältigen Kombinationen eingesetzt, siehe Multiples Myelom Studienergebnisse. Häufige Nebenwirkungen sind periphere Neuropathie, Infektionen, Somnolenz/Fatigue (daher Einnahme von Thalidomid zur Nacht) und thrombembolische Komplikationen. Letztere erfordern Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin in halbtherapeutischer Dosierung während der ersten 4 Zyklen, oder ASS bei Patienten mit niedrigem Risiko für Thrombose/Lungenembolie, siehe Multiples Myelom Studienergebnisse. Die Verschreibung von Thalidomid erfolgt auf Grund der Teratogenität der Substanz im Rahmen eines speziellen Risikominimierungsprogrammes mittels T-Rezept. Weitere Informationen finden sich unter Multiples Myelom Zulassung und Multiples Myelom Therapieprotokolle.

6.2.1.9.1Bendamustin

Bendamustin gehört zu den Stickstoff-Lost-Derivaten. Es ist eine alkylierende Substanz und hat gleichzeitig Eigenschaften eines Purin-Antimetaboliten. Es ist zugelassen für die Primärtherapie beim MM in Kombination mit Prednison bei Pat., die älter als 65 Jahre sind, nicht für eine ASZT geeignet sind und die bereits bei Diagnosestellung eine klinische Neuropathie aufweisen, wodurch eine Behandlung mit Thalidomid ausgeschlossen ist. Nebenwirkungen im Grad 3/4 betreffen die Blutbildung: Neutropenie, Thrombozytopenie und Anämie. Sie erfordern Dosisanpassungen. Andere häufigere Nebenwirkungen sind Fieber, Übelkeit/Erbrechen und Hautexanthem. Die Applikation von Bendamustin erfolgt intravenös. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Bendamustin.

6.2.1.9.2Cisplatin - PACE

Cisplatin gehört zu den Platin-Derivaten. Es wird als Bestandteil von Salvage-Chemotherapien empfohlen, z. B. im PACE-Schema: Cisplatin, Doxorubicin, Cyclophosphamid und Etoposid. PACE kann mit Proteasom-Inhibitoren und/oder Immunmodulatoren kombiniert werden. Die Toxizität entspricht den Nebenwirkungen der Einzelsubstanzen.

6.2.1.9.3Cyclophosphamid

Cyclophosphamid gehört zu den Alkylantien. Es ist zugelassen zur Remissionsinduktion beim MM, auch in Kombination mit Prednison. Cyclophosphamid wird aber vor allem in Kombinationen mit Bortezomib und Dexamethason, auch als Monotherapie zum Priming vor geplanter Stammzellapherese eingesetzt. Hauptnebenwirkung von Cyclophosphamid ist die Hämatotoxizität. Bei höheren Dosierungen (>1.000 mg) kann eine hämorrhagische Zystitis auftreten, die durch die prophylaktische Gabe von Uromitexan vermeidbar ist. Cyclophosphamid wird in der Regel intravenös appliziert, es gibt aber auch eine orale Applikationsform. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Cyclophosphamid.

6.2.1.9.4Doxorubicin / liposomales Doxorubicin

Doxorubicin gehört zur Gruppe der Anthrazykline. Es ist zugelassen beim fortgeschrittenen MM. Es war Bestandteil des früheren zytostatischen Standards VAD (Vincristin, Doxorubicin, Dexamethason). Hauptnebenwirkungen von Doxorubicin sind Übelkeit/Erbrechen, Alopezie und die Hämatotoxizität. Potenzielle Langzeitnebenwirkung ist eine Kardiomyopathie. Die kritische kumulative Dosis von 550 mg/m2 Körperoberfläche wird allerdings in der Therapie des MM fast nie erreicht.

Liposomales Doxorubicin ist zugelassen in Kombination mit Bortezomib zur Behandlung des progredienten MM bei Pat., die zumindest eine vorangegangene Therapie erhalten haben, und die sich bereits einer Knochenmarkstransplantation unterzogen haben bzw. dafür ungeeignet sind. Die liposomale Formulierung reduziert die Nebenwirkungen der Hämato- und der Kardiotoxizität, erhöht aber das Risiko für ein Hand-Fuß-Syndrom. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Doxorubicin.

6.2.1.9.5Etoposid

Etoposid ist ein Topoisomerase-II-Inhibitor. Es hat keine formale Zulassung beim MM. Etoposid kann oral oder intravenös appliziert werden. Beim MM wird es in Kombinationstherapien verwendet, z. B. dem PACE-Schema. Die häufigsten schweren Nebenwirkungen sind Neutropenie, Anämie und Thrombozytopenie.

6.2.1.9.6Melphalan

Melphalan ist ein Phenylalanin-Derivat des Stickstoff-Lost. Es gehört zu den Zytostatika aus der Gruppe der Alkylantien. Bereits 1958 wurde seine besondere Wirksamkeit bei Pat. mit MM nachgewiesen. Melphalan wird als Mono- und als Kombinationstherapie in sehr unterschiedlichen Dosierungen eingesetzt. Hochdosiertes Melphalan ist Standard in der Hochdosistherapie, gefolgt von ASZT. Eine Therapie mit Melphalan soll deshalb nicht bei Pat. durchgeführt werden, bei denen eine spätere Hochdosistherapie mit ASZT geplant ist. Hauptnebenwirkung von Melphalan ist die Hämatotoxizität, einschl. Toxizität gegenüber hämatopoetischen Stammzellen. Weitere belastende Nebenwirkung ist Übelkeit und Erbrechen. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Melphalan.

6.2.1.9.7Melphalanflufenamid (Meflufen)

Melphalanflufenamid ist ein Peptid-Wirkstoff-Konjugat. Es nutzt die in Myelomzellen erhöhte Aminopeptidase-Expression, um nach Abspaltung des Peptidanteils eine hohe Konzentration der zytotoxisch wirksamen Substanz Melphalan zu erreichen. Melphalanflufenamid ist zugelassen in Kombination mit Dexamethason bei Pat., die mindestens 3 vorherige Therapien erhalten haben, einschl. eines Proteasom-Inhibitors, eines immunmodulatorischen Arzneimittels und eines monoklonalen Anti-CD38 Antikörpers. Bei Pat. mit vorangegangener ASZT sollte die Zeit bis zur Progression nach der Transplantation mindestens 3 Jahre betragen. Die Zulassungsstudie OCEAN umfasste auch Pat., die die Zulassungskriterien für die EU nicht erfüllten. In der Gesamtstudie führte Melflufen gegenüber Pomalidomid / Dexamethason zur Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. Im Vordergrund der unerwünschten Ereignisse steht die Hämatotoxizität [123].

6.2.1.9.8Panobinostat

Panobinostat ist ein Histon-Deacetylase-Inhibitor. Panobinostat ist in Kombination mit Bortezomib und Dexamethason zugelassen für Pat. mit progredientem MM, die mindestens zwei vorausgegangene Therapien, darunter Bortezomib und eine immunmodulatorische Substanz (Lenalidomid, Thalidomid), erhalten haben. In der Zulassungsstudie PANORAMA-1 führte es in der Dreifachkombination Panobinostat / Bortezomib / Dexamethason gegenüber Bortezomib / Dexamethason zu einer Steigerung der Ansprechrate >nCR von 15,7 auf 27,6% und zur Verlängerung der PFÜ (Hazard Ratio 0,47; Median 7,8 Monate), nicht der ÜLZ. Die häufigsten Nebenwirkungen von Panobinostat im Grad 3/4, die häufiger als im Kontrollarm auftraten, waren Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Diarrhoe, Fatigue, Erbrechen, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Aufgrund des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses auch im Vergleich mit anderen Therapieoptionen wird Panobinostat derzeit nicht als Standardtherapie bei Pat. mit ≥2 Vortherapien empfohlen. Weitere Informationen finden sich unter Arzneimittel – Panobinostat [151].

6.2.2Strahlentherapie und Operation

Das Multiple Myelom ist strahlensensibel. Indikationen für eine Strahlentherapie sind:

Das MM ist strahlensensibel. Indikationen für eine Strahlentherapie sind [130]:

  • frakturgefährdete Osteolysen

  • chirurgisch versorgte pathologische Frakturen

  • primär operativ versorgtes Querschnittssyndrom

  • extramedulläre Plasmazelltumoren

  • Skelettschmerzen bei Versagen konventioneller medikamentöser Analgetika.

Zur Schmerzbehandlung sind meist 10-20 Gy ausreichend.

Eine geeignete operative Maßnahme zur Sicherung der Stabilität von Wirbelkörpern ist die Kyphoplastie.

6.3Besondere Situationen

6.3.1Myelom-bedingtes akutes Nierenversagen (ANV)

Tritt ein Myelom-bedingtes akutes Nierenversagen auf, ist umgehend mit einem Regime zu behandeln, welches neue Substanzen beinhalten sollte [72]. Umfangreiche Erfahrungen sind zur Anwendung von Bortezomib publiziert. Entscheidend für den Therapieerfolg ist die schnelle Tumorreduktion und somit die Reduktion der Leichtketten- und/oder Immunglobulinausscheidung. Eine weitere Minimierung nephrotoxischer Einflüsse gelingt durch eine Harnalkalisierung und Reduktion eventuell bestehender Hyperurikämie, Hyperkalzämie und/oder Vermeidung von Dehydratation. Der Einsatz von Schleifendiuretika sollte zurückhaltend erfolgen, da durch diese eine vermehrte Castbildung in den Tubuli gefördert wird. Bisphosphonate zur Behandlung einer Hyperkalzämie bei schwerer myelombedingter Nierenfunktionsstörung sollten initial in reduzierter Dosis eingesetzt werden und können nach Besserung der Nierenfunktion voll dosiert werden. Eine Alternative ist die Gabe von Denosumab, siehe Kapitel 6. 1. 1. 3. 2

Viele Patienten mit Multiplem Myelom werden aufgrund eines progredienten Nierenversagens diagnostiziert. Bezüglich des Einsatzes einer intensivierten Dialyse, i.e. 5 x/Woche über 8 Stunden, liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. In einer französischen Studie wurde mit diesem Konzept mit Verwendung eines High-Cut-Off-Dialysators gegenüber einem konventionellen High-Flux-Dialysator die Rate von Patienten, die nach 6 Monaten unabhängig von der Hämodialyse sind, verbessert . In einer Europäischen Studie wurde kein Vorteil bezüglich der Dialyseunabhängigkeit erreicht, aber eine Erhöhung der 2-Jahres-Mortalität (64.2% vs 23.4%) nachgewiesen werden .

Prospektive Daten aus Phase-III-Studien fehlen, da Pat. mit stark eingeschränkter Nierenfunktion oftmals von der Teilnahme ausgeschlossen sind. Umfangreiche Erfahrungen sind zur Anwendung von Bortezomib publiziert. Entscheidend für den Therapieerfolg ist die schnelle Tumorreduktion und somit die Reduktion der Leichtketten- und/oder Immunglobulinausscheidung. Eine weitere Minimierung nephrotoxischer Einflüsse gelingt durch eine Harnalkalisierung und Reduktion eventuell bestehender Hyperurikämie, Hyperkalzämie und/ oder Vermeidung von Dehydratation. Der Einsatz von Schleifendiuretika sollte zurückhaltend erfolgen, da durch diese eine vermehrte Castbildung in den Tubuli gefördert wird. Die Rolle der Plasmapherese bei myelombedingtem ANV ist umstritten, dialysepflichtige Myelom-Pat. profitieren nicht. Die Elimination von Leichtketten aus dem Serum mittels High-Cut-Off (HCO) ist effektiv, hat aber keinen positiven Einfluss auf Mortalität und Langzeitnephrotoxizität.

Bisphosphonate zur Behandlung einer Hyperkalzämie bei schwerer Myelom-bedingter Nierenfunktionsstörung sollten initial in reduzierter Dosis eingesetzt werden und können nach Besserung der Nierenfunktion voll dosiert werden. Eine Alternative ist die Gabe von Denosumab, siehe Kapitel 6. 1. 3. 1.

6.3.2Solitäres Plasmozytom

Das solitäre Plasmozytom ist ein isolierter Plasmazelltumor ohne systemische Beteiligung. Die WHO unterscheidet solitäre ossäre Plasmozytome und extraossäre, extramedulläre Plasmozytome. Die Diagnose muss bioptisch gesichert werden. Therapie der Wahl ist die lokale Bestrahlung in kurativer Intention (Gesamtdosis bis 50 – 60 Gy), allerdings entwickeln bis zu 50% der PatientenPat. im weiteren Verlauf ein Multiples Myelom MM 152, 153]. .

6.3.3POEMS-SyndromPlasmazell-Leukämie

Das POEMS-Syndrom stellt ein seltenes Krankheitsbild auf Grundlage einer klonalen Plasmazellerkrankung dar. Bei allen Patienten findet sich eine Polyneuropathie, während die anderen in Plasmazell-Leukämien (PZL) sind selten, sie machen <1% der MM aus. Eine PZL ist definiert durch einen Anteil von >2x10Tabelle 99 aufgeführten Symptome nicht immer nachweisbar sind /L oder ≥5% zirkulierende monoklonale Plasmazellen im peripheren Blut. Für den Nachweis wird die Immunphänotypisierung mittels Durchflusszytometrie empfohlen. Die Prognose ist ungünstig. Das Vorliegen einer PZL ist ein Kriterium für die Durchführung einer Tandem-ASZT [62]. , siehe auch Kapitel 6.1.1.1.2.

Tabelle 12: POEMS Syndrom – diagnostische Kriterien [121] 

Beide Hauptkriterien müssen erfüllt sein

  • Polyneuropathie

  • MGUS ( zumeist vom lambda Subtyp)

zusätzlich 1 weiteres Hauptkriterium

  • Castleman Disease

  • Erhöhte Serum VEGF-Spiegel

  • Sklerotische Knochenläsionen

sowie 1 Nebenkriterium

  • Organomegalie / Lymphadenopathie

  • Extravasaler Volumenüberschuss (Ödeme, Ergüsse)

  • Endokrinopathie

  • Hautveränderung

  • Papillenödem

  • Thrombozytose / Polyzythämie

weitere Symptome

Trommelschlegelfinger, Gewichtsverlust, Hyperhidrosis, Pulmonaler Hochdruck, Restriktive Lungenerkrankung, Thromboseneigung, Diarrhoe, niedrige Vitamin B12 Spiegel

Die Behandlung unterscheidet sich in Abhängigkeit vom Ausmaß der Knochenmanifestation. Liegen nur osteosklerotische Veränderungen vor, kann eine alleinige Strahlentherapie zur kompletten Remission führen. Bei ausgedehnteren Manifestationen ist eine Systemtherapie, analog der Behandlung des MM, indiziert.

6.3.4Weitere FormenPOEMS-Syndrom

Die primäre Manifestation eines Multiplen Myelom im Zentralnervensystem (ZNS) ist extrem selten, etwas häufiger sind ZNS-Manifestationen bei stark vorbehandelten Patienten. Bei entsprechendem klinischen Verdacht ist neben einer spezifischen Bildgebung auch eine Liquorpunktion zur Diagnostik erforderlich Das POEMS-Syndrom stellt ein seltenes Krankheitsbild auf Grundlage einer klonalen Plasmazellerkrankung dar. Bei allen Pat. findet sich eine Polyneuropathie, während die anderen in Tabelle 7 aufgeführten Symptome nicht immer nachweisbar sind [154]. Bei einer Vermehrung von Plasmazellen im Liquor ist ein Klonalitätsnachweis der Plasmazellen zur Diagnosesicherung notwendig. Je nach Manifestation und Lokalisation empfiehlt sich die Anwendung systemische medikamentöser und/oder einer lokalen Strahlentherapie. Der Proteasom-Inhibitor Marizomib ist wirksam bei ZNS-Befall..

Tabelle 13: POEMS Syndrom – diagnostische Kriterien [154] 

Beide Hauptkriterien müssen erfüllt sein

  • Polyneuropathie

  • MGUS (zumeist vom Lambda Subtyp)

zusätzlich 1 weiteres Hauptkriterium

  • Castleman Disease

  • Erhöhte Serum VEGF-Spiegel

  • Sklerotische Knochenläsionen

sowie 1 Nebenkriterium

  • Organomegalie / Lymphadenopathie

  • Extravasaler Volumenüberschuss (Ödeme, Ergüsse)

  • Endokrinopathie

  • Hautveränderung

  • Papillenödem

  • Thrombozytose / Polyzythämie

weitere Symptome

Trommelschlegelfinger, Gewichtsverlust, Hyperhidrosis, Pulmonaler Hochdruck, Restriktive Lungenerkrankung, Thromboseneigung, Diarrhoe, niedrige Vitamin B12 Spiegel

Ein Multiples Myelom mit ausschließlich sklerotischen Manifestationen ist sehr selten (<1%).

Die Behandlung unterscheidet sich in Abhängigkeit vom Ausmaß der Knochenmanifestation. Liegen nur osteosklerotische Veränderungen vor, kann eine alleinige Strahlentherapie zur kompletten Remission führen. Bei ausgedehnteren Manifestationen ist eine Systemtherapie, analog der Behandlung des MM, indiziert.

6.3.5Weitere Formen

Die primäre Manifestation eines MM im Zentralnervensystem (ZNS) ist selten, etwas häufiger sind ZNS-Manifestationen bei stark vorbehandelten Pat. Bei entsprechendem, klinischem Verdacht ist neben einer spezifischen Bildgebung auch eine Liquorpunktion zur Diagnostik erforderlich. Bei einer Vermehrung von Plasmazellen im Liquor ist ein Klonalitätsnachweis der Plasmazellen zur Diagnosesicherung notwendig. Je nach Manifestation und Lokalisation empfiehlt sich die Anwendung systemisch medikamentöser Therapien und/oder einer lokalen Bestrahlung. Eine Standardtherapie ist nicht etabliert, für die Immunmodulatoren, sowie den Anti-CD38 Antikörper Daratumumab wurden therapeutische Effekte beschrieben [155156].

Ein MM mit ausschließlich sklerotischen Manifestationen ist sehr selten (<1%).

7Rehabilitation

Die PatientenPat. sollen über die Möglichkeiten ambulanter und stationärer Rehabilitationsmaßnahmen sowie weiterer Ansprüche, die sich aus dem Sozialrecht ergeben, frühzeitig informiert werden. Hinsichtlich der Rehabilitationsklinik sollen die Wünsche der PatientenPat. berücksichtigt werden (§9 SGB IX). Für einen optimalen Rehabilitationserfolg sollte eine Empfehlung für eine Klinik mit onkologischem Schwerpunkt abgegeben werden.

8VerlaufskontrolleSchwerbehinderung

Die Nachsorge asymptomatischer Patienten soll neben Anamnese und körperlicher Untersuchung eine Laboruntersuchung einschließen, siehe Tabelle 10.

Die Mehrzahl der betroffenen Pat. hat heute eine Lebenserwartung von bis zu Jahrzehnten vor sich und steht vor der Herausforderung, diese chronische Krankheit in ihr Leben zu integrieren. Dazu gehört auch der Umgang mit sozialen und finanziellen Belastungen eines MM. Entlastungen und Umstrukturierungen am Arbeitsplatz, Härtefallregelungen, steuerliche Erleichterungen u.a. können wirksam helfen.

Tabelle 14: Verlaufskontrolle bei asymptomatischen Patienten 

Untersuchung

Anmerkungen

Anamnese und körperliche Untersuchung

Insbesondere Fatigue, Knochenschmerzen, Infektneigung, Gewichtsverlust, schäumender Urin, Polyneuropathie, venöse Thrombembolien, Blutungs- und Anämiezeichen

Labor

Blutbild

Elektrolyte (Natrium, Kalium, Kalzium)

Nierenretentionsparameter (Kreatinin incl. berechneter GFR, Harnstoff)

Gesamteiweiß und Albumin im Serum

CRP und LDH

Serumprotein-Elektrophorese (SPE) mit Bestimmung des M-Gradienten

Immunfixations-Elektrophorese im Serum und Urin bei Patienten in kompletter Remission, die keine fortgesetzte Therapie erhalten

freie Kappa- und Lambda-Leichtketten im Serum quantitativ incl. Berechnung des Quotienten

24 h-Sammelurin zur Quantifizierung der Eiweißausscheidung und zur Quantifizierung der Leichtkettenausscheidung

beta2-Mikroglobulin im Serum

MM-Pat. steht ein Schwerbehindertenausweis zu. Der Grad der Behinderung orientiert sich an den Auswirkungen der Erkrankung und der Behandlungsbedürftigkeit. Orientierende Werte sind:

  • geringe Auswirkungen, keine Behandlungsbedürftigkeit → 30-40%

  • mäßige Auswirkungen, Behandlungsbedürftigkeit → 50-70%

  • starke Auswirkungen, z. B. Schmerzen, Einschränkung der Nierenfunktion → 80-100%

Bei klinischem oder laborchemischem Verdacht auf ein Rezidiv sind weiterführende Untersuchungen erforderlich.

Die Bewertung erfolgt individuell.

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Die Nachsorge asymptomatischer Pat. soll neben Anamnese und körperlicher Untersuchung eine Laboruntersuchung einschließen, siehe Tabelle 8.

Tabelle 15: Verlaufskontrolle bei asymptomatischen Pat. 

Untersuchung

Anmerkungen

Anamnese und körperliche Untersuchung

Insbesondere Fatigue, Knochenschmerzen, Infektneigung, Gewichtsverlust, schäumender Urin, Polyneuropathie, venöse Thrombembolien, Blutungs- und Anämiezeichen

Labor

  • Blutbild

  • Elektrolyte (Natrium, Kalium, Kalzium)

  • Nierenretentionsparameter (Kreatinin incl. berechneter GFR, Harnstoff)

  • Gesamteiweiß und Albumin im Serum

  • CRP und LDH

  • Serumprotein-Elektrophorese (SPE) mit Bestimmung des M-Gradienten

  • Immunfixations-Elektrophorese im Serum und Urin bei Pat. in kompletter Remission, die keine fortgesetzte Therapie erhalten

  • freie Kappa- und Lambda-Leichtketten im Serum quantitativ incl. Berechnung des Quotienten

  • 24 h-Sammelurin zur Quantifizierung der Eiweißausscheidung und zur Quantifizierung der Leichtkettenausscheidung

  • beta2-Mikroglobulin im Serum

Bei klinischem oder laborchemischem Verdacht auf ein Rezidiv sind weiterführende Untersuchungen erforderlich.

10[Kapitel nicht relevant]Literatur

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  99. Dimopoulos M, Quach H, Mateos MV, et al. Carfilzomib, dexamethasone, and daratumumab versus carfilzomib and dexamethasone for patients with relapsed or refractory multiple myeloma (CANDOR): results from a randomised, multicentre, open-label, phase 3 study. Lancet 396:186-197, 2020. DOI:10.1016/s0140-6736(20)30734-0

  100. Usmani SZ, Quach H, Mateos MV et al.: Final analysis of carfilzomib, dexamethasone, and daratumumab vs carfilzomib and dexamethasone in the CANDOR study. Blood Adv 7:3739-3748, 2023. DOI:10.1182/bloodadvances.2023010026

  101. Moreau P, Dimopoulos MA, Mikhael J et al.: Isatuximab, carfilzomib, and dexamethasone in relapsed multiple myeloma (IKEMA): a multicentre, open-label, randomised phase 3 trial. Lancet 397:2361-2371, 2021. DOI:10.1016/S0140-6736(21)00592-4

  102. Yong K, Martin T, Dimopoulos MA et al.: Isatuximab plus carfilzomib-dexamethasone versus carfilzomib-dexamethasone in patients with relapsed multiple myeloma (IKEMA): overall survival analysis of a phase 3, randomised, controlled trial. Lancet Haematol 11:e741-3750, 2024. DOI:10.1016/S2352-3026(24)00148-0

  103. Martin T, Dimopoulos MA, Mikhael J et al.: Isatuximab, carfilzomib, and dexamethasone in patients with relapsed multiple myeloma: updated results from IKEMA, a randomized Phase 3 stud. Blood Cancer J 13:72, 2023. DOI:10.1038/s41408-023-00797-8

  104. Palumbo A, Chanan-Khan A, Weisel K et al.: Daratumumab, Bortezomib, and Dexamethasone for Multiple Myeloma. N Engl J Med 375:754-766, 2016. DOI:10.1056/NEJMoa1606038

  105. Sonneveld P, Chanan-Khan A, Weisel K et al.: Overall Survival With Daratumumab, Bortezomib, and Dexamethasone in Previously Treated Multiple Myeloma (CASTOR): A Randomized, Open-Label, Phase III Trial. J Clin Oncol 41:1600-1609, 2023. DOI:10.1200/JCO.21.02734

  106. Roussel M, Lauwers-Cances V, Robillard N, et al. Frontline transplantation program with lenalidomide, bortezomib, and dexamethasone combination as induction and consolidation followed by lenalidomide maintenance in patients with multiple myeloma: A phase II study by the Intergroupe Francophone du Myélome. J Clin Oncol. 2014; 32( 25): 2712– 2717. DOI:10.1200/JCO.2013.54.8164

  107. Dimopoulos MA, Stewart AK, Masszi T et al.: Carfilzomib, lenalidomide, and dexamethasone in patients with relapsed multiple myeloma categorised by age: secondary analysis from the phase 3 ASPIRE study. Br J Haematol 177:404-413, 2017. DOI:10.1111/bjh.14549

  108. Siegel DS, Dimopoulos MA, Ludwig H et al.: Improvement in Overall Survival With Carfilzomib, Lenalidomide, and Dexamethasone in Patients With Relapsed or Refractory Multiple Myeloma. J Clin Oncol 36:728-734, 2018. DOI:10.1200/JCO.2017.76.5032

  109. Moreau P, Masszi T, Grzasko N et al.: Oral ixazomib, lenalidomide, and dexamethasone for multiple myeloma. N Engl J Med 374:1621-1634, 2016. DOI:10.1056/NEJMoa1516282

  110. Lonial S, Dimopoulos MA, Palumbo A et al.: Elotuzumab Therapy for Relapsed or Refractory Multiple Myeloma. N Engl J Med 373:621-631, 2015. DOI:10.1056/NEJMoa1505654

  111. Dimopoulos MA, Dytfeld D. Grosicki S et al.: Elotuzumab plus Pomalidomide and Dexamethasone for Multiple Myeloma. N Engl J Med 379:1811-1822, 2018. DOI:10.1056/NEJMoa1805762

  112. Dimopoulos MA, Dytfeld D. Grosicki S et al.: Elotuzumab plus Pomalidomide and Dexamethasone for Multiple Myeloma: Final Overall Survival Analysis From the Randomized Phase II ELOQUENT-3 Trial. N Engl J Med 379:1811-1822, 2018. DOI:10.1200/JCO.21.02815

  113. Dimopoulos M, Oriol H, Nahi H et al.: Daratumumab, Lenalidomide, and Dexamethasone for Multiple Myeloma. N Engl J Med 375:1319-1331, 2016. DOI:10.1056/NEJMoa1607751

  114. Dimopoulos M, Oriol H, Nahi H et al.: Daratumumab, Lenalidomide, and Dexamethasone in Previously Treated Multiple Myeloma (POLLUX): A Randomized, Open-Label, Phase-III-Trial. J Clin Oncol 41:1590-1599, 2023. DOI:10.1200/JCO.22.00940

  115. Goldschmidt H, Baertsch MA, Schlenzka J et al.: Salvage autologous transplant and lenalidomide maintenance vs. lenalidomide/dexamethasone for relapsed multiple myeloma: the randomized GMMG phase III trial ReLApsE. Leukemia 35:1134-1144, 2021. DOI:10.1038/s41375-020-0948-0

  116. Kumar SK, Harrison SJ, Cavo M et al.: Venetoclax or placebo in combination with bortezomib and dexamethasone in patients with relapsed or refractory multiple myeloma (BELLINI): a randomised, double-blind, multicentre, phase 3 trial. Lancet Oncol 21:1630-1642, 2020. DOI:10.1016/S1470-2045(20)30525-8

  117. Kumar SK, Harrison SJ, Cavo M et al.: Final Overall Survival Results from BELLINI, a Phase 3 Study of Venetoclax or Placebo in Combination with Bortezomib and Dexamethasone in Relapsed/Refractory Multiple Myeloma. ASH 2021, Abstract 84, Blood 138 Suppl 1, 2021. https://ash.confex.com/ash/2021/webprogram/Paper145757.html

  118. Bahlis NJ, Popat R, Beksac M et al.: Efficacy of venetoclax-dexamethasone (VenDex) v pomalidomide-dexamethasone (PomDex) in patients (Pts) with t(11;14)-positive relapsed/refractory multiple myeloma [t(11;14)+ RRMM]: Phase 3 CANOVA study biomarker subgroup analysis. | Journal of Clinical Oncology (ascopubs.org). ASCO Annual Meeting 2024, Abstract 7510. DOI:10.1200/JCO.2024.42.16_suppl.751

  119. Chari A, Vogl DT, Gavriatopoulou M, et al. Oral selinexor–dexamethasone for triple-class refractory multiple myeloma. N Engl J Med 381:727–38, 2019. DOI:10.1056/NEJMoa1903455

  120. Cornell R, Hari P, Tang S et al.: Overall survival of patients with triple-class refractory multiple myeloma treated with selinexor plus dexamethasone vs standard of care in MAMMOTH. Am J Hematol 96:E5-E8, 2021. DOI:10.1002/ajh.26010

  121. Pönisch W, Mitrou PS, Merkle K et al.: Treatment of bendamustine and prednisone in patients with newly diagnosed multiple myeloma results in superior complete response rate, prolonged time to treatment failure and improved quality of life compared to treatment with melphalan and prednisone--a randomized phase III study of the East German Study Group of Hematology and Oncology (OSHO). J Cancer Res Clin Oncol 132:205-212, 2006. DOI:10.1007/s00432-005-0074-4

  122. Orlowski RZ, Nagler A, Sonneveld P et al.: Randomized phase III study of pegylated liposomal doxorubicin plus bortezomib compared with bortezomib alone in relapsed or refractory multiple myeloma: combination therapy improves time to progression. J Clin Oncol. 25:3892–901, 2007. DOI:10.1200/JCO.2006.10.5460

  123. Schjesvold FH, Dimopoulos MA, Delimpasi S, et al.: Melflufen or pomalidomide plus dexamethasone for patients with multiple myeloma refractory to lenalidomide (OCEAN): a randomised, head-to-head, open-label, phase 3 study. Lancet Haematol 9:e98-e110, 2022. DOI:10.1016/S2352-3026(21)00381-1

  124. Hungria V, Robak P, Hus M et al.: Belantamab Mafodotin, Bortezomib, and Dexamethasone for Multiple Myeloma. N Engl J Med 391:393-407, 2024. DOI:10.1056/NEJMoa2405090

  125. Dimopoulos MA, Beksac M, Pour L et al.: Belantamab Mafodotin, Pomalidomide, and Dexamethasone in Multiple Myeloma. N Engl J Med 391:408-421, 2024. DOI:10.1056/NEJMoa2403407

  126. Lonial S, Lee HC, Badros A et al.: Belantamab mafodotin for relapsed or refractory multiple myeloma (DREAMM-2): a two-arm, randomised, open-label, phase 2 study. Lancet Oncol 21:207-221, 2020. DOI:10.1016/S1470-2045(19)30788-0

  127. Lonial S, Lee HC, Badros A et al.: Longer term outcomes with single-agent belantamab mafodotin in patients with relapsed or refractory multiple myeloma: 13-month follow-up from the pivotal DREAMM-2 study. Cancer 127: 4198-4212, 2021. DOI:10.1002/cncr.33809

  128. Terpos E, Roodman GD, Dimopoulos MA: Optimal use of bisphosphonates in patients with multiple myeloma. Blood 121:3325-3328, 2013. DOI:10.1182/blood-2012-10-435750

  129. Terpos E, Kleber M, Engelhardt M et al.: European Myeloma N. European Myeloma Network guidelines for the management of multiple myeloma-related complications. Haematologica 100:1254-1266, 2015. DOI:10.3324/haematol.2014.117176

  130. S3 - Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen – interdisziplinäre Querschnittsleitlinie, 2024. AWMF Leitlinienregister

  131. Hageman K, Patel KC, Mace K, Cooper MR. The role of denosumab for prevention of skeletal-related complications in multiple myeloma. Ann Pharmacother 47:1069-1074, 2013. DOI:10.1345/aph.1R776

  132. Henry DL, Costa L, Goldwasssr F et al.: Randomized, double-blind study of denosumab versus zoledronic acid in the treatment of bone metastases in patients with advanced cancer (excluding breast and prostate cancer) or multiple myeloma. J Clin Oncol 29:1125-1132, 2011. DOI:10.1200/JCO.2010.31.3304

  133. Raje N, Terpos E, Willenbacher W et al.: Denosumab versus zoledronic acid in bone disease treatment of newly diagnosed multiple myeloma: an international, double-blind, double-dummy, randomised, controlled, phase 3 study. Lancet Oncol 19:370-381, 2018. DOI:10.1016/S1470-2045(18)30072-X

  134. Raje NS, Anaisse E, Kumar SK et al.: Consensus guidelines and recommendations for infection prevention in multiple myeloma: a report from the International Myeloma Working Group. Lancet Haematol 9:e142-161, 2022. DOI:10.1016/S2352-3026(21)00283-0

  135. Lancman G, Parsa K, Kotlarz K et al.: IVIg Use Associated with Ten-Fold Reduction of Serious Infections in Multiple Myeloma Patients Treated with Anti-BCMA Bispecific Antibodies. Blood Cancer Discovery, 4:440-451, 2023. DOI:10.1158/2643-3230.BCD-23-0049

  136. Frenzel L, Decaux O, Macro M et al.: Venous thromboembolism prophylaxis and multiple myeloma patients in real-life: Results of a large survey and clinical guidance recommendations from the IFM group. Thromb Res 233:153-164, 2024. DOI:10.1016/j.thromres.2023.11.021

  137. Sanfilippo KM, Luo S, Wang TF et al.: Predicting venous thromboembolism in multiple myeloma: development and validation of the IMPEDE VTE score. Am J Hematol 94(11):1176–1184, 2019. DOI:10.1002/ajh.25603

  138. Sekar A, Ramasamy C, Geeth HS et al.: External validation of PRISM score in multiple myeloma patients in a community setting: a retrospective cohort study. Blood 142 (Supplement 1):4721–4721. 2023. DOI:10.1182/blood-2023-182926

  139. Dima D, Li A, Granat LM et al.: External validation of the SAVED score for venous thromboembolism risk stratification in patients with multiple myeloma receiving immunomodulatory drugs. Br J Haematol 201:280–284, 2023. DOI:10.1111/bjh.18630

  140. Rutjes AWS, Porreca E, Candeloro M et al.: Primary prophylaxis for venous thromboembolism in ambulatory cancer patients receiving chemotherapy. Cochrane Database Syst Rev 12:CD008500, 2020. DOI:10.1002/14651858.CD008500.pub5

  141. Palumbo A, Cavo M, Binghen S et al.: Aspirin, warfarin or enoxaparin thromboprophylaxis in patients with multiple myeloma treated with thalidomide: a phase III, open-label, randomized trial. J Clin Oncol 29:986-993, 2011. DOI:10.1200/JCO.2010.31.6844

  142. Larocca A, Cavallo F, Brighen S et al. Aspirin or enoxaparin thromboprophylaxis for patients with newly diagnosed multiple myeloma treated with lenalidomide. Blood 119:933-939, 2012. DOI:10.1182/blood-2011-03-344333

  143. Khorana AA, Soff GA, Kakkar AK et al. Rivaroxaban for thromboprophylaxis in high-risk ambulatory cancer patients. N Engl J Med 380:720-728, 2019. DOI:10.1056/NEJMoa1814630

  144. Carrier M, Nassar KA, Mallick R et al.: Apixaban to prevent venous thromboembolism in patients with cancer N Engl J Med 380:711-719, 2019. DOI:10.1056/NEJMoa1814468

  145. Schrag D, Uno H, Rososky R et al.: Direct Oral Anticoagulants vs Low-Molecular-Weight Heparin and Recurrent VTE in Patients With Cancer: A Randomized Clinical Trial. JAMA 329:1924-1933, 2023. DOI:10.1001/jama.2023.7843

  146. McBane RD, Loprinzi CL, Zemla T et al.: Extending venous thromboembolism secondary prevention with apixaban in cancer patients. The EVE trial. J Throm Haemost 22:1704-1714, 2024. DOI:10.1016/j.jtha.2024.03.011

  147. Swan D, Comerford C, Quinn J: Venous thromboembolism in multiple myeloma: Increasing evidence in support of direct oral anticoagulants. Br J Haematol 203:351-352, 2023. DOI:10.1111/bjh.19056

  148. Rajkumar SV, Jacobus S, Callander NS et al.: Lenalidomide plus high-dose dexamethasone versus lenalidomide plus low-dose dexamethasone as initial therapy for newly diagnosed multiple myeloma: an open-label randomised controlled trial. Lancet Oncol 11:29-37, 2010. DOI:10.1016/S1470-2045(09)70284-0

  149. Takezako N, Shibayama H, Handa H et al.: Once-weekly vs. twice-weekly carfilzomib dosing in a subgroup of Japanese relapsed and refractory multiple myeloma patients from a randomized phase 3 trial (A.R.R.O.W.) and comparison with ENDEAVOR. Int J Hematol 113:219-230, 2021. DOI:10.1007/s12185-020-03013-6

  150. Leleu X, Hulin C, Lambert J et al.: Isatuximab, lenalidomide, dexamethasone and bortezomib in transplant-ineligible multiple myeloma: the randomized phase 3 BENEFIT trial. Nat Med 30:2235-2241, 2024. DOI:10.1038/s41591-024-03050-2

  151. Richardson PG, Hungria VT, Yoon SS et al.: Panobinostat plus bortezomib and dexamethasone in relapsed/relapsed and refractory myeloma: outcomes by prior treatment. Blood Dec 2 Epub ahead of print. DOI:10.1182/blood-2015-09-665018

  152. Dimopoulos MA, Moulopoulos LA, Maniatis A, Alexanian R: Solitary plasmacytoma of bone and asymptomatic multiple myeloma. Blood 96:2037-2044, 2000. PMID:10979944

  153. Weber DM: Solitary bone and extramedullary plasmacytoma. Hematology Am Soc Hematol Educ Program 2005:373-376, 2005. PMID:16304406

  154. Dispenzieri A: POEMS syndrome: 2011 update on diagnosis, risk-stratification, and management. American Journal of Hematology 86:591-601, 2011. DOI:10.1002/ajh.22050

  155. Yukuta H, Mariko Y, Shinichiro O et al.: Thalidomide for the treatment of leptomeningeal multiple myeloma. Eur J Haematol 76:358-359, 2006. DOI:10.1111/j.1600-0609.2005.00591.x

  156. Anwer S, Collings F, Trace K et al.: Cerebrospinal fluid penetrance of lenalidomide in meningeal myeloma. Br J Haematol 162:281-282, 2013. DOI:10.1111/bjh.12351

  157. Das Blaue Buch. Springerverlag 2023, 8. Auflage. Herausgeber: M. Engelhardt, R. Mertelsmann, J. Duyster. Das Blaue Buch: Chemotherapie-Manual Hämatologie und Onkologie | SpringerLink

  158. Das Rote Buch. Ecomex 7. Auflage 2023. Herausgeber: Berger, Engelhardt, Duyster. Das Rote Buch | E-Book | Innere Medizin - Allgemeinmedizin | Medizin | ecomed-Storck Shop

11Systemtherapie - Protokolle[Kapitel nicht relevant]

12StudienergebnisseSystemtherapie - Protokolle

13ZulassungsstatusStudienergebnisse

14LinksZulassungsstatus

Ein Video zur Durchführung der Knochenmarkpunktion wurde vom Krankenhaus der Elisabethinen in Linz zur Ausbildung und für Pat. erstellt (https://www.youtube.com/watch?v=3RgGmErO50g).

 

http://www.myelom.org/

http://www.mpeurope.org/

16Erklärungen zu möglichen InteressenskonfliktenAnschriften der Verfasser

nach den Regeln der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und den Empfehlungen der AWMF (Version vom 23. April 2010) und internationalen Empfehlungen

Dr. Holger W. Auner
Imperial College London
Hammersmith Hospital Campus
Du Cane Road
UK London, W12 0NN
Prof. Dr. med. Florian Bassermann
Klinikum rechts der Isar
III. Medizinische Klinik
Hämatologie/Onkologie
Ismaninger Str. 22
81675 München
Prof. Dr. med. Christoph Driessen
Kantonsspital St.Gallen
Departement Innere Medizin
FMH Onkologie und Hämatologie
Rorschacherstr. 95
CH-9007 St.Gallen
Prof. Dr. med. Hermann Einsele
Universitätsklinikum Würzburg
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Oberdürrbacher Str. 6
97080 Würzburg
Prof. Dr. med. Monika Engelhardt
Universitätsklinik Freiburg
Medizinische Klinik I
Hämatologie/Onkologie
Hugstetterstr. 55
79106 Freiburg
Prof. Dr. med. Hartmut Goldschmidt
Universitätsklinikum Heidelberg
Medizinische Klinik V
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Prof. Dr. med. Eberhard Gunsilius
Medizinische Universität Innsbruck
Universitätsklinik f. Innere Medizin V
Hämatologie und Onkologie
Anichstr. 35
A-6020 Innsbruck
Prof. Dr. Martin Kortüm
Universitätsklinik Würzburg
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Oberdürrbacherstr. 6
97080 Würzburg
Assoc. Prof. PD Dr. Maria Theresa Krauth
Medizinische Universität Wien
Klinik für Innere Medizin
Klin. Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Dr. med. Klaus Kraywinkel
Zentrum für Krebsregisterdaten
Robert Koch-Institut
General-Pape-Straße 62-66
12101 Berlin
Prof. Dr. med. Nicolaus Kröger
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Klinik für Stammzelltransplantation
Onkologische Station
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Univ. Prof. Dr. med. Jan Krönke
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Medizinische Klinik mit SP Hämatologie,
Onkologie und Tumorimmunologie (CBF)
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Dr. med. Lars-Olof Mügge
Heinrich-Braun-Klinikum gGmbH
Klinik für Innere Medizin III
Karl-Keil-Str. 35
08060 Zwickau
Prof. Dr. med. Markus Munder
Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer
Hämatologie und Internistische Onkologie
Paul-Egell-Str. 33
67346 Speyer
Prof. Dr. med. Ralph Naumann
Diakonie Klinikum GmbH
Jung-Stilling-Krankenhaus
Medizinische Klinik III
Wichernstr. 40
57074 Siegen
Prof. Dr. med. Marc-Steffen Raab
Universitätsklinikum Heidelberg
Medizinische Klinik und Poliklinik V
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Dr. med. Hans-Jürgen Salwender
Asklepios Klinik Hamburg-Altona
II. Medizinische Abteilung
Hämatologie / Stammzelltransplantation
Paul-Ehrlich-Str. 1
22763 Hamburg
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Christoph Scheid
Universitätsklinikum Köln
Klinik I für Innere Medizin
Kerpener Str. 62
50937 Köln
Hans Josef van Lier
Plasmozytom/Multiples Myelom Selbsthilfegruppe NRW e.V.
Dornaper Str. 18, Haus 1
42327 Wuppertal
Prof. Dr. med. Katja Weisel
Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf
II. Medizinische Klinik
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Prof. Dr. med. Florian Weißinger
Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH
Johannesstift
Klinik für Innere Medizin, Hämatologie/Onkologie
und Palliativmedizin
Schildescher Str. 99
33611 Bielefeld
Prof. Dr. med. Bernhard Wörmann
Amb. Gesundheitszentrum der Charité
Campus Virchow-Klinikum
Med. Klinik m.S. Hämatologie & Onkologie
Augustenburger Platz 1
13344 Berlin
PD Dr. Niklas Zojer
Innere Medizin II
Onkologie, Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie
Landeskrankenhaus Feldkirch
Carinagasse 47
AT-6800 Feldkirch

17Erklärungen zu möglichen Interessenskonflikten

Autor*in Anstellung1 Beratung / Gutachten2 Aktien / Fonds3 Patent / Urheberrecht / Lizenz4 Honorare5 Finanzierung wissenschaftlicher Untersuchungen6 Andere finanzielle Beziehungen7 Persönliche Beziehung zu Vertretungsberechtigten8
Auner, Holger W.
Universitaetsklinik Lausanne (CHUV), Lausanne, Schweiz (seit 1. April 2023) Imperial College London, London, GB (bis 31. Maerz 2023)
Ja
Pfizer, Janssen, BMS, Menarini Stemline, Sanofi (Gutachter)
Nein
Nein
Nein
Ja
Apollo Therapeutics (Forschungsfinanzierung)
Nein
Nein
Bassermann, Florian
TUM Universitätsklinikum, Technische Universität München
Ja
BMS, Janssen, Amgen, Abbvie
Nein
Nein
Ja
BMS, Janssen, Amgen
Nein
Nein
Nein
Driessen, Christoph
Kantonsspital St.Gallen
Ja
Jannssen Oncology, BMS, GSK
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Einsele, Hermann
Universitätsklinikum Würzburg Josef-Schneider-Str. 2 97080 Würzburg
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Engelhardt, Monika
Universitätsklinik Freiburg
Nein
Nein
Nein
Ja
Amgen, BMS, Janssen, Sanofi, Stemline, Oncopeptides, Pfizer, Takeda
Nein
Ja
Amgen, BMS, Janssen, Sanofi, Stemline, Oncopeptides, Pfizer, Takeda
Nein
Goldschmidt, Hartmut
Universitätsklinikum Heidelberg
Ja
Adaptive Biotechnology, Amgen, BMS, Janssen, Sanofi,
Nein
Nein
Ja
Amgen, BMS, Chugai, GlaxoSmithKline (GSK), Janssen, Novartis, Sanofi, Pfizer.
Ja
Amgen, Array Biopharma/Pfizer, BMS/Celgene, Chugai, Dietmar-Hopp-Foundation, Janssen, Johns Hopkins University, Mundipharma GmbH, Sanofi.
Ja
Amgen, BMS, GlaxoSmithKline (GSK), Janssen, Novartis, Sanofi, Pfizer.
Nein
Gunsilius, Eberhard
Tirol-Kliniken/Medizinische Universität Innsbruck
Ja
AMGEN, Pfizer. Beratertätigkeit
Nein
Nein
Nein
Ja
Janssen. Finanzielle Unterstützung für klinische Phase-2 Studie
Nein
Nein
Kortüm, Martin
Universitätsklinikum Würzburg
Ja
Abbvie, BMS, GSK, Janssen, Pfizer, Sanofi, Stemline, Takeda
Nein
Nein
Nein
Ja
Janssen-Cilag
Nein
Nein
Krauth, Maria Theresa
Medizinische Universität Wien
Ja
Adboard/Vortragstätigkeit: Amgen, BMS/Celgene, Janssen, Takeda, Sanofi, GSK, Pfizer, Stemline, Oncopeptides, Novartis
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Kraywinkel, Klaus
Robert Koch-Institut
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Kröger, Nicolaus
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Ja
Neovii, Takeda , BMS, Pierre Fabre, Janssen
Nein
Nein
Ja
Medac, Takeda , Novartis, Therakos, Sanofi, Pierre Fabre, Alexion
Ja
Novartis
Nein
Nein
Krönke, Jan
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Ja
Janssen, BMS, Jazz, Pfizer, Sanofi, Novartis
Nein
Nein
Ja
Janssen, BMS, Jazz, Pfizer, Abbvie, Sanofi, Novartis, Takeda, Astra Zeneca
Nein
Ja
Janssen
Nein
Munder, Markus
Seit 1.1.2024: Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer Bis 31.12.2023: Universitätsmedizin Mainz
Ja
Amgen, Abbvie, BMS, GSK, Janssen, Oncopeptides, Pfizer, Sanofi, SkylineDx, Stemline
Nein
Nein
Ja
Abbvie, BMS, GSK, Janssen, Pfizer, Sanofi, Stemline
Nein
Nein
Nein
Mügge, Lars-Olof Eine Erklärung liegt noch nicht vor
Naumann, Ralph
Diakonie Klinikum Jung-Stilling Siegen
Ja
2022/2023/2024 Data Monitoring Safety Board für AvenCell 19.01.2022 AdBoard für Gilead 11.04.2024 (Rechnung) Fachexperte Studienzentren für i-med-cert / DGHO 20.09.2022 AdBoard für Sanofi 22.08.2023 Regionales Advisoryboard für Sanofi (virtuell) 11.10.2023 Advisoryboard für Amgen 16.02.2024 Fachexperte Studienzentren für i-med-cert / DGHO 01.03.2024 Fachexperte Studienzentren für i-med-cert / DGHO 09.04.2024 Beraterboard für Oncopeptides 22.05.2024 Fachexperte Studienzentren für i-med-cert / DGHO
Nein
Nein
Ja
2021/2022 Vorträge für das Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe Siegen 27.01.2022 Vortrag für Forum für Med. Fortbildung 20.09.2024 Vortrag zur Krebsprävention für die Krebsgesellschaft NRW 23.09.2023 Vortrag bei "Hämatologie im Wandel" im Rahmen des GCP-Updates (KARO-KML) 29.09.2023 Vortrag beim Update-Kurs Innere Medizin für den BDI
Nein
Nein
Nein
Raab, Marc-Steffen
Universitätsklinikum Heidelberg
Ja
Amgen, BMS, J&J, GSK, Pfizer, Sanofi
Nein
Nein
Ja
BMS, J&J, Pfizer, Sanofi
Ja
J&J, Sanofi
Nein
Nein
Salwender, Hans-Jürgen
Asklepios Kliniken Hamburg, Altona und St. Georg
Ja
AbbVie, Amgen, AstraZeneca, BMS/Celgene, GSK, Janssen, Oncopeptides, Pfizer, Roche, Sanofi, Stemline
Nein
Nein
Ja
AbbVie, Amgen, AstraZeneca, BMS/Celgene, GSK, Janssen, Oncopeptides, Pfizer, Roche, Sanofi, Stemline
Nein
Ja
Amgen, BMS/Celgene, Janssen, Sanofi
Nein
Scheid, Christoph
Uniklinik Köln
Ja
Amgen, BMS, GSK, Janssen, Novartis, oncopeptides, Pfizer, Roche, Sanofi, Stemline, Takeda
Nein
Nein
Ja
Amgen, BMS, GSK, Janssen, Novartis, oncopeptides, Pfizer, Roche, Sanofi, Stemline, Takeda
Ja
Novartis, Takeda, Janssen
Nein
Nein
Weisel, Katja
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Ja
Abbvie, Astra Zeneca, Adaptive, Amgen, Beigene, Bristol Myers Squibb, Celgene, Janssen, GSK, Karyopharm, Novartis, Oncopeptides, Pfizer, Regeneron, Roche Pharma, Takeda, Sanofi, Menarini Stemline
Nein
Nein
Ja
Abbvie, Astra Zeneca, Adaptive, Amgen, Beigene, Bristol Myers Squibb, Celgene, Janssen, GSK, Karyopharm, Novartis, Oncopeptides, Pfizer, Regeneron, Roche Pharma, Takeda, Sanofi
Ja
Amgen, Celgene, Janssen, Sanofi; GSK, Abbvie
Nein
Nein
Weißinger, Florian
Evangelisches Klinikum Bethel in Bielefeld
Nein
Nein
Nein
Ja
Roche, Pfizer, AstraZeneca, Abbvie
Nein
Nein
Nein
Wörmann, Bernhard
DGHO Charité Universitätsmedizin Berlin
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Zojer, Niklas
Vorarlberger Landeskliniken seit 06/24 karenziert vom Wiener Gesundheitsverbund
Ja
Advisory Board Amgen, Janssen, BMS, Sanofi, Stemline
Ja
Ionis, Alnylam, Roche, Pfizer
Nein
Ja
Amgen, Janssen, BMS, Sanofi, Stemline
Nein
Ja
GSK: Reisekosten für das DGHO Meeting in Basel 2024
Nein
van Lier, Hans Josef
Kommunalbeamter bei der Stadt Kleve Oberverwaltungsrat i.R. seit 01.12.2011 im Ruhestand
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
Nein
1 - Gegenwärtiger Arbeitgeber, relevante frühere Arbeitgeber der letzten 3 Jahre (Institution/Ort)
2 - Tätigkeit als Berater*in bzw. Gutachter*in oder bezahlte Mitarbeit in einem wissenschaftlichen Beirat / Advisory Board eines Unternehmens der Gesundheitswirtschaft (z. B. Arzneimittelindustrie, Medizinproduktindustrie), eines kommerziell orientierten Auftragsinstituts oder einer Versicherung
3 - Besitz von Geschäftsanteilen, Aktien, Fonds mit Beteiligung von Unternehmen der Gesundheitswirtschaft
4 - Betrifft Arzneimittel und Medizinprodukte
5 - Honorare für Vortrags- und Schulungstätigkeiten oder bezahlte Autor*innen oder Koautor*innenschaften im Auftrag eines Unternehmens der Gesundheitswirtschaft, eines kommerziell orientierten Auftragsinstituts oder einer Versicherung
6 - Finanzielle Zuwendungen (Drittmittel) für Forschungsvorhaben oder direkte Finanzierung von Mitarbeiter*innen der Einrichtung von Seiten eines Unternehmens der Gesundheitswirtschaft, eines kommerziell orientierten Auftrags-instituts oder einer Versicherung
7 - Andere finanzielle Beziehungen, z. B. Geschenke, Reisekostenerstattungen, oder andere Zahlungen über 100 Euro außerhalb von Forschungsprojekten, wenn sie von einer Körperschaft gezahlt wurden, die eine Investition im Gegenstand der Untersuchung, eine Lizenz oder ein sonstiges kommerzielles Interesse am Gegenstand der Untersuchung hat
8 - Persönliche Beziehung zu einem/einer Vertretungsberechtigten eines Unternehmens der Gesundheitswirtschaft

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