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Akute Myeloische Leukämie (AML)

ICD-10 C92.0, C92.5, C92.6, C92.7, C92.8, C92.9, C93.0
Stand August 2023
Dies ist die aktuell gültige Version des Dokuments

Therapiestruktur

Abbildung 1: Algorithmus für die Einleitung der Therapie 
kurativ intendierte Therapie; nicht-kurativ intendierte Therapie;
1 APL – Akute Promyelozytäre Leukämie
2 Leukostase oder Tumorlysesyndrom oder entgleiste Gerinnung
3 https://www.dgho.de/publikationen/schriftenreihen/junge-erwachsene/dgho_gpsr_xi_de_0971_web-1
4 Orientierung am ECOG Status und Komorbidität
Abbildung 2: Therapie – Algorithmus für die initiale Entscheidung bei Erstdiagnose 
kurative intendierte Therapie;
1 APL – Akute Promyelozytäre Leukämie ausgeschlossen
2 fit für intensive Therapie, Orientierung am ECOG Status und Komorbidität
3 siehe Tabelle 5 [30]
4 AML MR: nach Wegfall der AML-MRC-Subgruppe in den Revisionen der AML-Definitionen von WHO und ICC entspricht die Indikationsgruppe für CPX-351 bei Myelodysplasie-assoziierter AML größtenteils der Entität „AML Myelodysplasie-assoziiert (AML-MR)“ nach WHO 2022 bzw. den Entitäten „AML mit Myelodysplasie-assoziierten Genmutationen“, „AML mit Myelodysplasie-assoziierten zytogenetischen Veränderungen“ sowie „AML mit Progression aus MDS oder MDS/MPN“ nach ICC 2022
Retrospektive Analysen deuten auf eine Wirksamkeit von CPX-351 auch bei Pat. <60 Jahre hin, eine Überlegenheit ist bislang prospektiv nicht gezeigt worden
5 t-AML – Therapie-assoziierte AML
6 7+3 – Therapieschema mit Ara-C an 7 Tagen, Daunorubicin an 3 Tagen
7 GO – Gemtuzumab Ozogamicin nicht empfohlen bei Pat. >70 Jahre
8 HDAC – hochdosiertes Ara-C; IDAC – intermediär dosiertes Ara-C;
9 geringes Rezidivrisiko: FLT3-ITDlow + NPM1mut ohne relevante MRD (messbare Resterkrankung, measurable residual disease) oder FLT3-TKD + NPM1mut ohne relevante MRD. Hohes Rezidivrisiko: FLT3-ITDlow+NPM1mut mit relevanter MRD oder FLT3-TKD+NPM1mut mit relevanter MRD oder FLT3-ITDhigh+NPM1mut oder FLT3-ITD+NPM1wt oder FLT3-TKD+NPM1wt
10 allo SZT – allogene Stammzelltransplantation
11 diese Empfehlung schließt bZIP inframe CEBPA-mutierte Pat. ein
12 nach Möglichkeit MRD-Monitoring
Abbildung 3: Therapie-Optionen für die Primärtherapie unfitter Pat. 
nicht kurative intendierte Therapie;
1 bei Kontraindikationen gegen Azacitidin kann Decitabin eingesetzt werden
2 HMA – hypomethylierende Substanzen
3 LDAC – niedrig dosiertes Ara-C;
Abbildung 4: Therapie-Algorithmus für die Rezidivtherapie 
kurative intendierte Therapie; nicht kurative intendierte Therapie;
1 SZT – Stammzelltransplantation
2 mut – mutiert; WT - Wildtyp intendierte Therapie;
3 Re-Induktion – erneute Induktion mit Zytostatika oder watch&wait/Krankheitsstabilisierung in Abhängigkeit von Krankheitskinetik und zeitnaher Umsetzbarkeit der allogenen SZT
4 HMA – hypomethylierende Substanzen
5 LDAC – niedrig dosiertes Ara-C
6 GO – Gemtuzumab Ozogamicin

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Reference:

Quellenangabe:

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Kommentare

01.10.2024 11:00
Axel Matzdorff says:
01.10.2024 11:00

Sehr geehrter Kolleg*innen,

ich betreue eine 30jährige Patientin mit AML (CD33+, FLT3-ITD Sequenzanteil 77% , NPM1 mut, Sequ. Anteil 41%, Zytogenetik unauff.).

Wir hatten mit 7+3+GO begonnen und - nach 1 Woche lag die Molekulargenetik vor - erst nach der Induktion Rydapt gegeben. Sie hat am Tag 28 im KM eine CR, auch molekulargenetisch ist weder im KM noch im PB der FLT3/NPM1 Klon nachweisbar. Also CR.

Sie soll aufgrund dieser guten Ergebnisse jetzt keine alloSZT, sondern eine Cytarabin-basierte Konsolidierung erhalten.

Frage: Würden Sie bei einer CD33pos/FLT3mut Patient*in eine Cytarabin-basierte Konsolidierung+GO geben (wie in der ALFA-0701 Studie, Lancet 2012) oder Konsolidierung+Midostaurin oder Konsolidierung+GO+Midostaurin; dann wie lange Midostaurin? Die kürzliche Publikation von Röllig C, et al. (SAL-MODULE study. Br J Haematol. 2024), beschreibt nur die Induktion, nicht die Konsolidierung.

Mit freundlichen Grüßen, A. Matzdorff

21.03.2025 18:38
Vadim Lesan says:
21.03.2025 18:38

Sehr geehrte Damen und Herren,

In folgendem Text schreiben die Autoren dieser Leitlinie, dass GO zu einer 15% Risikoreduktion führt.
Siehe Text:
6.1.1.1.1.5Pat. mit CD33-positiver Intermediär-Risiko-AML bei FLT3wt
Für Pat. mit intermediärem zytogenetischen Risiko wies die Metaanalyse zur Wirkung von GO in Kombination mit Standard-Chemotherapie ebenfalls einen Überlebensvorteil nach, wobei NPM1-mutierte Pat. in der intermediären Risikogruppe enthalten waren. Die CR-Rate wurde durch GO nicht signifikant angehoben (OR 0,91), das Gesamtüberleben aber verlängert; die korrespondierende Hazard Ratio lag bei 0,85. Die entsprechende 15%ige Risikoreduktion bzw. Erhöhung des 5-Jahres-Überlebens von 35,5% auf 40,7% fällt damit deutlich geringer aus als für Pat. mit günstiger genetischer Konstellation (s.o.). In der Gesamtschau der Daten wird GO daher in dieser Patientengruppe als optional empfohlen.

Diese Formulierung ist leider irreführend, weil sie nicht zwischen dem relativen Risiko und dem Hazard Ratio unterscheidet. Die entsprechende Formulierung deutet auf eine Gesamtrisikoreduktion von 15% hin. Dies ist jedoch falsch, da das Hazard Ratio die Ereignisrate zu jedem Zeitpunkt misst und nicht die gesamte Risikoreduktion über die gesamte Studiendauer hinweg. Eine bessere Formulierung könnte sein :'' Für Pat. mit intermediärem zytogenetischen Risiko wies die Metaanalyse zur Wirkung von GO in Kombination mit Standard-Chemotherapie ebenfalls einen Überlebensvorteil nach, wobei NPM1-mutierte Pat. in der intermediären Risikogruppe enthalten waren. Die CR-Rate wurde durch GO nicht signifikant angehoben (OR 0,91), das Gesamtüberleben aber verlängert; die korrespondierende Hazard Ratio lag bei 0,85. Die entsprechende 15%ige Risikoreduktion bzw. Erhöhung des 5-Jahres-Überlebens von 35,5% auf 40,7% fällt damit deutlich geringer aus als für Pat. mit günstiger genetischer Konstellation (s.o.). Es ist wichtig zu beachten, dass diese Risikoreduktion nicht das Gesamtüberleben über die gesamte Studiendauer betrifft, sondern sich auf die Rate des Ereignisses (Krankheitsprogression) zu jedem Zeitpunkt bezieht. In der Gesamtschau der Daten wird GO daher in dieser Patientengruppe als optional empfohlen.

MfG,
Vadim Lesan

Kommentare

01.10.2024 11:00
Axel Matzdorff says:
01.10.2024 11:00

Sehr geehrter Kolleg*innen,

ich betreue eine 30jährige Patientin mit AML (CD33+, FLT3-ITD Sequenzanteil 77% , NPM1 mut, Sequ. Anteil 41%, Zytogenetik unauff.).

Wir hatten mit 7+3+GO begonnen und - nach 1 Woche lag die Molekulargenetik vor - erst nach der Induktion Rydapt gegeben. Sie hat am Tag 28 im KM eine CR, auch molekulargenetisch ist weder im KM noch im PB der FLT3/NPM1 Klon nachweisbar. Also CR.

Sie soll aufgrund dieser guten Ergebnisse jetzt keine alloSZT, sondern eine Cytarabin-basierte Konsolidierung erhalten.

Frage: Würden Sie bei einer CD33pos/FLT3mut Patient*in eine Cytarabin-basierte Konsolidierung+GO geben (wie in der ALFA-0701 Studie, Lancet 2012) oder Konsolidierung+Midostaurin oder Konsolidierung+GO+Midostaurin; dann wie lange Midostaurin? Die kürzliche Publikation von Röllig C, et al. (SAL-MODULE study. Br J Haematol. 2024), beschreibt nur die Induktion, nicht die Konsolidierung.

Mit freundlichen Grüßen, A. Matzdorff

21.03.2025 18:38
Vadim Lesan says:
21.03.2025 18:38

Sehr geehrte Damen und Herren,

In folgendem Text schreiben die Autoren dieser Leitlinie, dass GO zu einer 15% Risikoreduktion führt.
Siehe Text:
6.1.1.1.1.5Pat. mit CD33-positiver Intermediär-Risiko-AML bei FLT3wt
Für Pat. mit intermediärem zytogenetischen Risiko wies die Metaanalyse zur Wirkung von GO in Kombination mit Standard-Chemotherapie ebenfalls einen Überlebensvorteil nach, wobei NPM1-mutierte Pat. in der intermediären Risikogruppe enthalten waren. Die CR-Rate wurde durch GO nicht signifikant angehoben (OR 0,91), das Gesamtüberleben aber verlängert; die korrespondierende Hazard Ratio lag bei 0,85. Die entsprechende 15%ige Risikoreduktion bzw. Erhöhung des 5-Jahres-Überlebens von 35,5% auf 40,7% fällt damit deutlich geringer aus als für Pat. mit günstiger genetischer Konstellation (s.o.). In der Gesamtschau der Daten wird GO daher in dieser Patientengruppe als optional empfohlen.

Diese Formulierung ist leider irreführend, weil sie nicht zwischen dem relativen Risiko und dem Hazard Ratio unterscheidet. Die entsprechende Formulierung deutet auf eine Gesamtrisikoreduktion von 15% hin. Dies ist jedoch falsch, da das Hazard Ratio die Ereignisrate zu jedem Zeitpunkt misst und nicht die gesamte Risikoreduktion über die gesamte Studiendauer hinweg. Eine bessere Formulierung könnte sein :'' Für Pat. mit intermediärem zytogenetischen Risiko wies die Metaanalyse zur Wirkung von GO in Kombination mit Standard-Chemotherapie ebenfalls einen Überlebensvorteil nach, wobei NPM1-mutierte Pat. in der intermediären Risikogruppe enthalten waren. Die CR-Rate wurde durch GO nicht signifikant angehoben (OR 0,91), das Gesamtüberleben aber verlängert; die korrespondierende Hazard Ratio lag bei 0,85. Die entsprechende 15%ige Risikoreduktion bzw. Erhöhung des 5-Jahres-Überlebens von 35,5% auf 40,7% fällt damit deutlich geringer aus als für Pat. mit günstiger genetischer Konstellation (s.o.). Es ist wichtig zu beachten, dass diese Risikoreduktion nicht das Gesamtüberleben über die gesamte Studiendauer betrifft, sondern sich auf die Rate des Ereignisses (Krankheitsprogression) zu jedem Zeitpunkt bezieht. In der Gesamtschau der Daten wird GO daher in dieser Patientengruppe als optional empfohlen.

MfG,
Vadim Lesan