Portkatheter
Erstellung der Leitlinie
Stand: März 2012
Arbeitskreis Pflege der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
1 Einleitung
Portsysteme sind voll implantierte Langzeitkatheter, die bei korrekter Handhabung über mehrere Jahre benutzt werden können. Grundsätzlich können sie arteriell und venös eingesetzt werden, in der Hämatologie und Onkologie kommen fast ausschließlich venöse Port-Systeme zum Einsatz.
Sie setzen sich zusammen aus einer Portkammer und einem Silikon- oder Polyurethankatheter. Die Kammer besteht aus Epoxidharz, Polysulfon oder Titan. Die Bodenplatte besteht aus Titan und wird durch eine Silikonmembran (Septum) nach oben abgeschlossen. Die Implantation des Systems erfolgt unter sterilen Bedingungen. Bei venösen Portsystemen erfolgen die Venenpunktion und die Katheterisierung mittels Seldinger-Technik nach dem gleichen Prinzip wie bei der Einlage eines ZVK.
Meist wird die Kammer des venösen Ports pektoral implantiert, d.h. im oberen Drittel des Thorax. Er kann aber auch auf dem Oberarm, dem Unterarm oder dem Oberbauch implantiert werden. Der eigentliche Portkatheter Katheter wird bei der Implantation über die V. jugularis interna oder die V. subclavia über die V. cava superior bis zum rechten Vorhof vorgeschoben. Die V. jugularis externa kann hier eine Alternative darstellen.
Die Implantation der Portkammer erfolgt im 5.-6. Interkostalraum in einer subcutanen Tasche
und wird an der Muskelfaszie fixiert. Der Katheter wird in einem subcutanen Tunnel zur Kammer durchgezogen. Das Portsystem sollte ca. 1 cm unter der Hautoberfläche liegen.
Der Zugang zum Portsystem wird hergestellt durch die Punktion der Membran mit speziellen Nadeln. Dafür sind zwingend spezielle Nadeln, sog. „Huber-Nadeln“, erforderlich, die schräger angeschliffen sind als normale Kanülen und deren Spitze leicht gebogen ist.
Dadurch wird die Silikonmembran zerteilt ohne Material auszustanzen. Gerade Nadeln dienen der kurzfristigen Punktion, im Winkel von 90° gebogene Nadeln werden für länger andauernde Therapiezyklen verwendet, weil sie näher am Körper liegen. Durch diese besondere Beschaffenheit der Portnadeln kann die Membran in der Portkammer je nach Hersteller 1000 - 3000 mal angestochen werden.
Portnadeln sind je nach Hersteller in unterschiedlichen Größen verfügbar:
verschiedene Längen: sie werden nach der individuellen Lagetiefe ausgewählt (üblicherweise zwischen 19 und 25 mm). Diese wird nach der Implantation des Portsystems ermittelt, wenn die Wundheilung gut abgeschlossen und die Schwellung verschwunden ist. Sie wird im Port-Pass dokumentiert, den der Patient im Rahmen der Implantation erhält.
verschiedene Durchmesser: Hier ist darauf zu achten, dass für die Verabreichung von wässrigen Infusionslösungen kleinere Durchmesser ausreichen und dass für Transfusionen, Blutentnahmen oder die Gabe von fetthaltigen Lösungen eher größere Durchmesser verwendet werden sollten (ein Nadeldurchmesser von 19G ist für den Routinegebrauch sehr gut geeignet).
Indikationen für die Anlage eines venösen Portsystems sind
Vorgeschädigte Venen oder schwierige Gefäßanatomie
Einsatz stark gefäßschädigender Zytostatika
Notwendiger venöser Zugang für
Injektionen oder Infusionen von Zytostatika, Virustatika, Antibiotika
Substitution von Blutbestandteilen
Verabreichung von TPE (= Totale parenterale Ernährung), die zentral infundiert werden muss
Erhaltung von Mobilität und Selbständigkeit des Patienten
Indikation für die Anlage eines arteriellen Portsystems ist:
Regionale Chemotherapie bei Lebermetastasen.
Implantiert wird die Portkammer in der Leiste in der Nähe der Arteria femoralis. Der Katheter wird dann über die Arterie (oder auch die A. subclavia) über die A. gastroduodenalis vorgeschoben in die A. hepatica.
Indikationen für die Anlage eines peritonealen Portsystems sind:
Regelmäßig erforderliche Aszitespunktionen
Verabreichung von Zytostatika bei Peritonealkarzinosen
Implantiert wird die Portkammer auf dem M. rectus abdominis unter dem rechten oder linken Rippenbogen. Der Katheter wird vom Peritoneum bis zur Portkammer gelegt.
Indikation für die Anlage eines spinalen oder periduralen Portsystems ist:
Durchführung einer Schmerztherapie bei Tumorschmerzen und anderen Schmerzsyndromen
2 Strukturkriterien
Die Strukturkriterien für die Versorgung von Patienten mit Portsystemen sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Maßnahmen | Evidenzgrad in der Empfehlung RKI1 |
| IB |
| |
|
1 RKI = Robert-Koch-Institut
3 Prozesskriterien
Die Prozesskriterien für die Betreuung von Patienten mit Portsystemen sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Prozesskriterien, die mit der Leitlinie „Zentrale Venenkatheter“ (ZVK) übereinstimmen, werden hier nicht wiederholt.
Maßnahmen | Empfehlung | Evidenzgrad3 |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | II |
| RKI | IB |
| DGHO | E-I |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | IB |
| RKI | III |
| RKI | IB |
1 RKI - Robert-Koch-Institut
2 DGHO - Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
3 Die Bewertung der Evidenzgrade wird von RKI und DGHO in unterschiedlichen Kategorien vorgenommen, siehe 5. Evidenzkategorien.
*Für verschiedene Antiseptika, z.B. PVP-Jod, Alkohol, wässriges Chlorhexidin, antiseptische Mischpräparate und einen mit Chlorhexidin imprägnierten, aufklebbaren Schwamm wurde eine infektionspräventive Wirksamkeit nachgewiesen; weitere Anmerkungen und Hinweise zur Literatur unter https://www.onkopedia.com/onkopedia/leitlinien/zvk-infektionen
** Antibiotikahaltige Salben besitzen eine unsichere Wirksamkeit und können zur Selektion resistenter Keime einschl. Candida spp. beitragen. Sie werden daher zur Pflege der Insertionsstelle nicht mehr empfohlen.
4 Ziele und Ergebniskriterien
Ziele sind in Tabelle 3 zusammengefasst.
Ziele |
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5 Bewertung der Evidenz
Die Kategorien zur Bewertung der Evidenz und die Klassifikation der Empfehlungen haben sich historisch unterschiedlich entwickelt, siehe Tabelle 4, 5 und 6.
5.1 Robert-Koch-Institut
Kategorie | Definition |
IA | Nachdrückliche Empfehlung für alle Krankenhäuser Die Empfehlungen basieren auf gut konzipierten experimentellen oder epidemiologischen Studien. |
IB | Nachdrückliche Empfehlung für alle Krankenhäuser Die Empfehlungen werden von Experten und aufgrund eines Konsens-Beschlusses der Krankenhaushygiene-Kommission am Robert Koch-Institut als effektiv angesehen und basieren auf gut begründeten Hinweisen für deren Wirksamkeit. Eine Einteilung der entsprechenden Empfehlung in die Kategorie IB kann auch dann erfolgen, wenn wissenschaftliche Studien möglicherweise hierzu nicht durchgeführt wurden. basieren auf gut konzipierten experimentellen oder epidemiologischen Studien. |
II | Empfehlungen zur Einführung / Umsetzung in vielen Kliniken Die Empfehlungen basieren teils auf hinweisenden klinischen oder epidemiologischen Studien, teils auf nachvollziehbaren theoretischen Begründungen oder Studien, die in einigen, aber nicht allen Kliniken anzuwenden sind. |
III | Keine Empfehlung oder ungelöste Fragen Maßnahmen, über deren Wirksamkeit nur unzureichende Hinweise vorliegen oder bislang kein Konsens besteht. |
IV | Rechtliche Vorgaben Anforderungen, Maßnahmen oder Verfahrensweisen in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen, die aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, durch autonomes Recht oder Verwaltungsvorschriften zu beachten sind. |
5.2 Arbeitsgemeinschaft Infektionen (AGIHO) der DGHO
Stärke der | Definition |
A | Gute Evidenz für den Einsatz |
B | Moderate Evidenz für den Einsatz |
C | Schwache Evidenz für den Einsatz |
D | Moderate Evidenz gegen den Einsatz |
E | Gute Evidenz gegen den Einsatz |
Qualität der Evidenz | Kriterien |
I |
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II |
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III |
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6 Literatur
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Nr. 45: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI): Prävention Gefäßkatheter assoziierter Infektionen; S. 907 - 924, 2002
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Nr. 53: Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch -Institut (RKI): Die Kategorien in der Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention - Aktualisierung der Definitionen; S. 754 - 756, 2010
Leitlinie „ZVK-Infektionen“ der DGHO, Stand: Januar 2012, abrufbar unter https://www.onkopedia.com/onkopedia/leitlinien/zvk-infektionen
Margulies A, Fellinger K, Kroner Th, Gaisser A (Hrsg.): Onkologische Krankenpflege, 3. Aufl., Springer Verlag, 2002, S. 304- 310, 2002
7 Anschriften der Ansprechpartner für den Arbeitskreis Pflege
Universitätsklinikum Frankfurt/M.
Medizinische Klinik II - Hämatologie/Onkologie
KMT-Einheit
Haus 23, Station A 11/ KMT
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 63015398
michael.uhrig@kgu.de
Charité
Universitätsmedizin Berlin
Zentrum für Tumormedizin CC 14
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt
Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie
Abt. Knochenmarktransplantation, Station 50
Fachkrankenpfleger Hämatologie/Onkologie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Tel.: 030 / 450653395
frank.fischer@charite.de
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