Frühe Nutzenbewertung - Entrectinib bei soliden Tumoren mit NTRK-Genfusion
Entrectinib wird als Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen und von pädiatrischen Patienten ab 12 Jahren mit soliden Tumoren und Nachweis einer neurotrophen Tyrosin-Rezeptor-Kinase (NTRK)-Genfusion eingesetzt. Es ist zugelassen bei lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung, für die keine zufriedenstellenden Therapieoptionen zur Verfügung stehen und wenn bisher kein NTRK-Inhibitor eingesetzt wurde. Der G-BA hat das IQWiG mit dem Bericht beauftragt. Pharmazeutischer Unternehmer und IQWiG kommen zu unterschiedlichen Bewertungen. Einen Überblick über Vergleichstherapie und Bewertungsvorschläge gibt Tabelle 1.
Tabelle 1: Berechnung des Zusatznutzens durch pU und IQWiG
Unsere Anmerkungen sind:
- Als ZVT sehen wir „bestverfügbare Therapie“ und nicht „Best Supportive Care“. Die Entscheidung über die bestverfügbare Behandlung orientiert sich an den individuellen Therapiezielen des Patienten und dem Vergleich mit den verfügbaren Alternativen.
- Basis der frühen Nutzenbewertung ist STARKTRK-2 NTRK EE, eine offene, internationale, multizentrische Phase-2-Basket-Studie. Das Patientenkollektiv ist sehr heterogen in Bezug auf Alter, Tumorlokalisation, Histologie, Vortherapie u. a.
- Entrectinib führt bei 60% der Patienten zu einer Remission. Remissionsraten sind in den verschiedenen Tumorlokalisationen unterschiedlich. Sie sind durchgehend sehr hoch bei Malignomen mit hoher Prävalenz an NTRK-Genfusionen, aber auch bei anderen Erkrankungen wie NSCLC oder Weichgewebstumoren (Sarkomen).
- Die Remissionen sind nachhaltig, der Median der Gesamtüberlebenszeit liegt bei 24 Monaten.
- In der Bewertung des klinischen Nutzens auf der ESMO-Magnitude of Clinical Benefit Scale v1.1 erhält Entrectinib den Grad 3 (Skala 1 (niedrig) – 5 (hoch)).
Entrectinib ist eine neue, wirksame Therapieoption für Tumorpatienten mit nachgewiesenen NTRK-Genfusionen in den Tumorzellen. Die Ansprechraten sind hoch, die Wirkung tritt schnell ein. Allerdings ist die Datenlage noch lückenhaft, bedingt durch die Seltenheit dieser Aberrationen, ihre Heterogenität mit Auftreten in unterschiedlichen Tumorentitäten mit unterschiedlich aggressiver Biologie und durch die kurze Nachbeobachtungszeit der Zulassungsstudien. Die vergleichende Bewertung erfolgt auf der Basis von Daten, die im Kontext von Organbezug und Histologie erhoben wurden.
Ein Vergleich mit Larotrectinib ist beim Fehlen direkt vergleichender Daten schwierig. Die Wirksamkeit erscheint ähnlich, das Nebenwirkungsspektrum ist unterschiedlich.
Wir bedanken uns für die hohe Datentransparenz mit einem Dossier im Gesamtumfang >30.000 Seiten.