Frühe Nutzenbewertung - Cefiderocol als Reserveantibiotikum
Das Verfahren zu Cefiderocol erfolgt im Rahmen seines Status als Reserveantibiotikum, entsprechend den Regelungen des § 35a Abs. 1c Satz 1 Sozialgesetzbuch (SGB) V. Der pharmazeutische Unternehmer ist von der Verpflichtung zur Vorlage von Nachweisen zum medizinischen Nutzen und zum medizinischen Zusatznutzen freigestellt. Cefiderocol ist zugelassen zur Behandlung von Infektionen durch aerobe gramnegative Bakterien, wenn nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Patient*innen mit hämatologischen und onkologischen Grundkrankheiten haben ein erhöhtes Risiko, an einer Infektion zu erkranken und zu versterben.
Unsere Anmerkungen sind:
- Aufgrund des Status eines Reserveantibiotikums wurde für Cefiderocol kein Dossier mit Unterlagen für eine Bewertung des Zusatznutzens eingereicht.
- Zur Bewertung von Cefiderocol liegen publizierte Daten von drei randomisierten kontrollierten Studien vor:
- APEKS-cUTI: Cefiderocol vs Imipenem-Cilastatin bei komplizierten Harnwegsinfekten
- APEKS-NP: Cefiderocol vs Meropenem bei nosokomialen Pneumonien, jeweils in Kombination mit Linezolid
- CREDIBLE-CR: Cefiderocol vs bestverfügbare Therapie bei nosokomialen Infektionen, Bakteriämie, Sepsis oder komplizierten Harnwegsinfekten.
- Cefiderocol war dem jeweiligen Vergleichsarm nicht unterlegen. Besonders anzumerken ist:
- In APEKS-UTI war Cefiderocol im primären Endpunkt, zusammengesetzt aus klinischer Heilung und mikrobiologischer Eradikation, dem Imipenem-Cilastatin überlegen.
- In CREDIBLE-CR war Cefiderocol mit einer erhöhten Mortalität im Vergleich gegenüber dem Kontrollarm (bestverfügbare Therapie) assoziiert.
- In einer zusammenfassenden Auswertung von Patient*innen mit Bakteriämie zeigte sich eine Wirksamkeit von Cefiderocol zwischen 62,5 und 100%.
- Cefiderocol ist gut verträglich, häufigste Nebenwirkung war Diarrhoe. Therapieabbrüche aufgrund von Therapie-assoziierten Nebenwirkungen waren selten.
Die Einordnung von Cefiderocol als Reserveantibiotikum zur Behandlung von Infektionen durch aerobe
gramnegative Erreger ist mit den vorliegenden Daten gut vereinbar. Patient*innen mit schwerer Neutropenie (<100 bzw. 500/µl) waren von den Zulassungsstudien ausgeschlossen. Die klinische Wirksamkeit in diesem Hochrisikokollektiv kann nur mittels Evidenztransfer aus den vorliegenden Daten übernommen werden.